If it were Love (2020)
Si c'etait de l'Amour
Tanzfilm: Ein Stück über die Rave-Szene der 1990er Jahre wird auf die Bühne gebracht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Mit 15 Tänzer:innen inszeniert die französisch-österreichische Choreografin und Theaterregisseurin Gisèle Vienne (Jahrgang 1976) ihr Werk "Crowd". Dieses zeigt junge Menschen, die in einem Club aufeinandertreffen. Es geht um Einsamkeit, Schmerz, sexuelle Identität, Beziehungen und Begehren. Hinter den Kulissen tauschen sich die Mitglieder der Tanz-Company derweil über ihre Rollen und ihr Leben aus.
Bildergalerie zum Film "If it were Love"
Hier streamen
Filmkritik
"If It Were Love": Let's Dance (and Talk)!
Der 1975 in Wien geborene Filmemacher Patric Chiha, der seit seinem 18. Lebensjahr in Paris wohnt, schuf mit "Brüder der Nacht" (2016) einen ungewöhnlichen Dokumentarfilm über bulgarische Sexworker in der Hauptstadt Österreichs. Mit Lichteffekten und artifizieller Ausstattung sorgte er darin für Verfremdung. In seiner Henry-James-Verfilmung "Das Tier im Dschungel" (2023) ging er wiederum auf traumhaft-unwirkliche Art mit dem Verlauf der Zeit um. Zwischen diesen beiden bemerkenswerten Arbeiten entstand noch "If It Were Love". Das Werk wurde 2020 in der Sektion "Panorama Dokumente" präsentiert und mit dem Teddy-Award ausgezeichnet.
Eine Kombination der Innen- und Außenperspektive
Chiha selbst sieht "If It Were Love" weniger als Dokumentarfilm, sondern vielmehr als Adaption des Tanzstücks "Crowd" von seiner einstigen Schulfreundin Gisèle Vienne. Wir bekommen hier keinen typischen Blick hinter die Kulissen einer Theaterproduktion, in der die Entwicklung und die Aufführung des Stücks beobachtet und durch Talking Heads erläutert werden; stattdessen bringt der Regisseur zusammen mit seiner Kamerafrau Jordane Chouzenoux auf spezielle Weise das kinematografische Element mit ein.
Wenn die Bewegungen und Interaktionen der 15 Tänzer:innen in diversen Einstellungen erfasst werden und somit einzelne Teile der Choreografie hervorgehoben werden, liefert der Film eine eigene Interpretation. Doch auch der Probenprozess wird eingefangen. Chiha taucht somit einerseits in die geschaffene Illusion eines Rauschzustandes ein, und widmet sich andererseits der Konstruktion und den Gedanken hinter dieser erzeugten Ekstase.
Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen
Darüber hinaus werden Zweiergespräche unter den Darsteller:innen gefilmt – etwa in betont künstlicher dunkelblauer Ausleuchtung, die an die Ästhetik des New-Queer-Cinema-Mitbegründers Gregg Araki ("Totally F***ed Up", "Nowhere") erinnert. Die Leute unterhalten sich über die biografischen Hintergründe ihrer Figuren, die von Vienne im Vorfeld der Inszenierung des Stücks in Kooperation mit dem US-Schriftsteller Dennis Cooper ("Closer", "Frisk") konzipiert wurden.
Spannend ist dabei, wie das Wirkliche und das Erdachte nie gänzlich voneinander zu trennen sind. Ob echte Partyerfahrungen, (Liebes-)Verhältnisse und Krisen besprochen werden oder sich alles auf die Show bezieht, wird gekonnt in der Schwebe gehalten.
Fazit: Eine faszinierende Betrachtung des Geschehens rund um die Realisierung eines Tanzstücks mit stilvollen Bildern.
Der 1975 in Wien geborene Filmemacher Patric Chiha, der seit seinem 18. Lebensjahr in Paris wohnt, schuf mit "Brüder der Nacht" (2016) einen ungewöhnlichen Dokumentarfilm über bulgarische Sexworker in der Hauptstadt Österreichs. Mit Lichteffekten und artifizieller Ausstattung sorgte er darin für Verfremdung. In seiner Henry-James-Verfilmung "Das Tier im Dschungel" (2023) ging er wiederum auf traumhaft-unwirkliche Art mit dem Verlauf der Zeit um. Zwischen diesen beiden bemerkenswerten Arbeiten entstand noch "If It Were Love". Das Werk wurde 2020 in der Sektion "Panorama Dokumente" präsentiert und mit dem Teddy-Award ausgezeichnet.
Eine Kombination der Innen- und Außenperspektive
Chiha selbst sieht "If It Were Love" weniger als Dokumentarfilm, sondern vielmehr als Adaption des Tanzstücks "Crowd" von seiner einstigen Schulfreundin Gisèle Vienne. Wir bekommen hier keinen typischen Blick hinter die Kulissen einer Theaterproduktion, in der die Entwicklung und die Aufführung des Stücks beobachtet und durch Talking Heads erläutert werden; stattdessen bringt der Regisseur zusammen mit seiner Kamerafrau Jordane Chouzenoux auf spezielle Weise das kinematografische Element mit ein.
Wenn die Bewegungen und Interaktionen der 15 Tänzer:innen in diversen Einstellungen erfasst werden und somit einzelne Teile der Choreografie hervorgehoben werden, liefert der Film eine eigene Interpretation. Doch auch der Probenprozess wird eingefangen. Chiha taucht somit einerseits in die geschaffene Illusion eines Rauschzustandes ein, und widmet sich andererseits der Konstruktion und den Gedanken hinter dieser erzeugten Ekstase.
Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen
Darüber hinaus werden Zweiergespräche unter den Darsteller:innen gefilmt – etwa in betont künstlicher dunkelblauer Ausleuchtung, die an die Ästhetik des New-Queer-Cinema-Mitbegründers Gregg Araki ("Totally F***ed Up", "Nowhere") erinnert. Die Leute unterhalten sich über die biografischen Hintergründe ihrer Figuren, die von Vienne im Vorfeld der Inszenierung des Stücks in Kooperation mit dem US-Schriftsteller Dennis Cooper ("Closer", "Frisk") konzipiert wurden.
Spannend ist dabei, wie das Wirkliche und das Erdachte nie gänzlich voneinander zu trennen sind. Ob echte Partyerfahrungen, (Liebes-)Verhältnisse und Krisen besprochen werden oder sich alles auf die Show bezieht, wird gekonnt in der Schwebe gehalten.
Fazit: Eine faszinierende Betrachtung des Geschehens rund um die Realisierung eines Tanzstücks mit stilvollen Bildern.
Andreas Köhnemann
TrailerAlle "If it were Love"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "If it were Love"
Land: FrankreichJahr: 2020
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Si c'etait de l'Amour
Länge: 82 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 21.03.2024
Regie: Patric Chiha
Darsteller: Philip Berlin, Marine Chesnais, Kerstin Daley-Baradel, Sylvain Decloitre, Sophie Demeyer
Kamera: Jordane Chouzenoux
Verleih: Immergutefilme
Verknüpfungen zu "If it were Love"Alle anzeigen
Trailer