The Royal Hotel (2023)
Hervorragend inszenierter "Outback"-Thriller mit hohler Message und schwachem EndeKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die beiden nordamerikanischen Backpackerinnen Hannah (Julia Garner) und Liv (Jessica Henwick) treiben sich in Australien herum, um vor irgendetwas in ihrer Heimat zu flüchten. Als ihnen auf ihrer Partytour das Geld ausgeht, bekommen sie bei einer "Work and Travel"-Agentur einen Bar-Job in einem abgelegenen Kaff mitten im Nirgendwo vermittelt. Sie wollen ein paar Wochen bleiben, die Zeit genießen, Kängurus sichten und ihre Konten wieder auffüllen.
Die raue Gegend ist geprägt von ebenso rauen Sitten, an die sich die beiden Städterinnen erst gewöhnen müssen. Insbesondere Hannah tut sich schwer damit und will das "Abenteuer" im "Royal Hotel", so der Name der Bar, vorzeitig abbrechen. Doch Liv überzeugt sie, zu bleiben. Diverse Missverständnisse und unglückliche Wendungen führen dazu, dass der geplante "Traumurlaub" schließlich im Alptraum endet....
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Filmkritik
Regisseurin Kitty Green legte 2019 mit "The Assistant" ein von vielen gefeiertes, aber nicht gänzlich überzeugendes Debüt hin. Damals war das Vorbild ein reales, mit "The Royal Hotel" versucht sie sich an einer rein fiktiven Mischung aus exotischem Reiseabenteuer und Thriller. Das gelingt über weite Strecken, wäre da nicht das enttäuschende Ende. Aber dazu später mehr.
Vor allem in der ersten Stunde ist der Film ein gut beobachtetes Porträt einer Gegend, die die wenigsten von uns je zu Gesicht bekommen werden, das einem das Eintauchen in eine fremde (Lebens-)Welt ermöglicht. Nach ersten Irritationen entdecken wir als Publikum gemeinsam mit den beiden Protagonistinnen auch schöne und interessante Seiten des australischen Buschs. Und auch, dass sich hinter dem rauen Äußeren der (meist männlichen) Bewohner der Ortschaft (die dort mehrheitlich als "miner" arbeiten) persönliche Geschichten verbergen. Während sich Liv mit einigen der "locals" anfreundet, bleibt Hannah auf Distanz, was wiederum bei der Gegenseite auf Missfallen stößt. Insbesondere den aggressiven Dolly hat Hannah auf dem Kieker - und er sie.
Diese erste Stunde von "The Royal Hotel" ist hervorragend inszeniert, auch das Drehbuch überzeugt und lässt die nötigen Ambivalenzen, Zwischentöne und Spannungen zu, die sich aus dem Setting (2 US-Girls in ruraler, fremder Umgebung) ergeben. Dass hier noch etwas passieren wird, kündigt sich an, was das sein wird ist lange Zeit unklar. Und als es dann schließlich passiert, ist man enttäuscht. Denn das Finale ist platt, unbefriedigend und passt nicht zum wirklich überzeugenden Rest des Films.
Der Anfang vom Ende ist eine Geburtstagsfeier für Liv in der Bar, die schrittweise eskaliert. Während Liv "ihren" Abend und die Gesellschaft der an ihr interessierten Männer genießt, schwankt Hannah zwischen Ekel, Misstrauen und Paranoia bezüglich der Einheimischen. Das geht soweit, dass Liv ihr vorwirft, sie wäre das "embaressement". Hannahs Misstrauen ist schließlich der Funke, der die Situation zur endgültigen Eskalation bringt, die aber seltsam unklar und eigenartig abgehandelt wird.
Das Finale von "The Royal Hotel" wirft Fragen auf: Entweder es ist angesichts des Vorlaufs unlogisch, enttäuschend und gibt einer immer unsympathischer werdenden Protagonistin die Schuld. Oder seine einzige Absicht ist ein hohler, plump manipulativer, feministischer Twist a la "alle Männer sind böse und verdienen es, zu sterben". Was dann auch nicht gerade für viel Tiefgründigkeit und Komplexität sprechen würde. So oder so entwertet das Ende einen technisch erstklassig umgesetzten Exotik-Thriller. Schade.
Fazit: Ein bis auf das Finale sehenswerter und wertig umgesetzter Thriller, auch überzeugend gespielt, der das inszenatorische Talent der Regisseurin belegt. Aber wie bereits bei ihrem Debüt bleiben einige Fragen offen und es tun sich dem Publikum Fragezeichen auf, was in diesem Fall nichts Positives ist.
Vor allem in der ersten Stunde ist der Film ein gut beobachtetes Porträt einer Gegend, die die wenigsten von uns je zu Gesicht bekommen werden, das einem das Eintauchen in eine fremde (Lebens-)Welt ermöglicht. Nach ersten Irritationen entdecken wir als Publikum gemeinsam mit den beiden Protagonistinnen auch schöne und interessante Seiten des australischen Buschs. Und auch, dass sich hinter dem rauen Äußeren der (meist männlichen) Bewohner der Ortschaft (die dort mehrheitlich als "miner" arbeiten) persönliche Geschichten verbergen. Während sich Liv mit einigen der "locals" anfreundet, bleibt Hannah auf Distanz, was wiederum bei der Gegenseite auf Missfallen stößt. Insbesondere den aggressiven Dolly hat Hannah auf dem Kieker - und er sie.
Diese erste Stunde von "The Royal Hotel" ist hervorragend inszeniert, auch das Drehbuch überzeugt und lässt die nötigen Ambivalenzen, Zwischentöne und Spannungen zu, die sich aus dem Setting (2 US-Girls in ruraler, fremder Umgebung) ergeben. Dass hier noch etwas passieren wird, kündigt sich an, was das sein wird ist lange Zeit unklar. Und als es dann schließlich passiert, ist man enttäuscht. Denn das Finale ist platt, unbefriedigend und passt nicht zum wirklich überzeugenden Rest des Films.
Der Anfang vom Ende ist eine Geburtstagsfeier für Liv in der Bar, die schrittweise eskaliert. Während Liv "ihren" Abend und die Gesellschaft der an ihr interessierten Männer genießt, schwankt Hannah zwischen Ekel, Misstrauen und Paranoia bezüglich der Einheimischen. Das geht soweit, dass Liv ihr vorwirft, sie wäre das "embaressement". Hannahs Misstrauen ist schließlich der Funke, der die Situation zur endgültigen Eskalation bringt, die aber seltsam unklar und eigenartig abgehandelt wird.
Das Finale von "The Royal Hotel" wirft Fragen auf: Entweder es ist angesichts des Vorlaufs unlogisch, enttäuschend und gibt einer immer unsympathischer werdenden Protagonistin die Schuld. Oder seine einzige Absicht ist ein hohler, plump manipulativer, feministischer Twist a la "alle Männer sind böse und verdienen es, zu sterben". Was dann auch nicht gerade für viel Tiefgründigkeit und Komplexität sprechen würde. So oder so entwertet das Ende einen technisch erstklassig umgesetzten Exotik-Thriller. Schade.
Fazit: Ein bis auf das Finale sehenswerter und wertig umgesetzter Thriller, auch überzeugend gespielt, der das inszenatorische Talent der Regisseurin belegt. Aber wie bereits bei ihrem Debüt bleiben einige Fragen offen und es tun sich dem Publikum Fragezeichen auf, was in diesem Fall nichts Positives ist.
Christian Klosz
TrailerAlle "The Royal Hotel"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "The Royal Hotel"
Land: Australien, GroßbritannienJahr: 2023
Genre: Thriller, Drama
Länge: 91 Minuten
Kinostart: 11.01.2024
Regie: Kitty Green
Darsteller: Julia Garner als Hanna, Jessica Henwick als Liv, Herbert Nordrum als Torsten, Dylan River als Bartender, Keylan Devine-Ingerson
Kamera: Michael Latham
Verleih: Universal Pictures International