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Baby to go (2023)

The Pod Generation

Futuristische Geburtswehen: In dieser britischen Komödie lässt Regisseurin Sophie Barthes ein von Emilia Clarke und Chiwetel Ejiofor gespieltes Ehepaar eine schräge Schwangerschaft durchleben.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.6 / 5

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Rachel (Emilia Clarke) und Alvy Novy (Chiwetel Ejiofor) führen eine glückliche Ehe in einer nicht allzu fernen Zukunft. Dank ihres gut bezahlten Jobs in einem Technologiekonzern bringt sie das Geld nach Hause, er geht leidenschaftlich, aber recht brotlos seiner Berufung als Botaniker nach. In einer Welt, aus der die Natur als Störfaktor so gut wie verschwunden ist, tritt Alvy als einer ihrer letzten Verfechter und Bewahrer auf. Rachel hingegen hat sich mit den Annehmlichkeiten moderner Technik arrangiert.

Als Rachel einen Kinderwunsch hegt, beginnt die Ehe erstmals zu kriseln. Um ihre Karriere nicht unterbrechen und die Strapazen der Schwangerschaft nicht am eigenen Leib durchleben zu müssen, schwebt Rachel eine künstliche Schwangerschaft vor, während der das Kind nicht im Mutterleib, sondern in einem eiförmigen Pod heranwächst. Alvy, für den prinzipiell nur eine natürliche Geburt infrage kommt, gibt des häuslichen Friedens willen klein bei, was unerwartete Ergebnisse zeitigt. Der anfangs abgeneigte Alvy blüht in seiner Rolle als werdender Vater auf, derweil Rachel mit ihrer Entscheidung fremdelt.

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"Baby to go": Aus dem Ei gepellt

Die französisch-amerikanische Filmemacherin Sophie Barthes hat ein Faible für ausgefallene Science-Fiction. Das deutsche Publikum kommt allerdings erst jetzt in deren Genuss. Denn hierzulande schaffte es einzig Barthes' zweites abendfüllendes Werk, die Flaubert-Adaption "Madame Bovary" (2014), ins Kino. Ihr Langfilmdebüt "Cold Souls" (2009) ist lediglich über ausländische DVD-Anbieter erhältlich, sei an dieser Stelle aber allen empfohlen, die das Abseitige lieben.

Darin spielt Paul Giamatti eine Version seiner selbst und entschließt sich in einer Schaffenskrise dazu, seine Seele zu verkaufen, der er später bis nach Russland hinterherjagt. Die absurde Ausgangslage und deren mit kleinem Geldbeutel, aber großer Kreativität realisierte Umsetzung erinnern unweigerlich an die der Wirklichkeit entrückten Filmwelten von Charlie Kaufman, Spike Jonze und Michel Gondry – von "Being John Malkovich" (1999) über "Vergiss mein nicht!" (2004) bis "Her" (2013). An deren Genialität reichen die Welten aus Barthes' Filmen zwar nicht ganz heran, sie bieten jedoch vergleichbar schräge Zukunftsentwürfe, die einen schmunzeln lassen.

Ausweitung der Komfortzone

Wie schon "Cold Souls" sieht auch "Baby to go" wie aus dem Ei gepellt aus. Statt auf kühle Farben und viel Weiß setzt Sophie Barthes' Ehemann, der Kameramann Andrij Parekh, diesmal jedoch auf augenschmeichelnde Pastelltöne. Was wunderbar zum Thema passt. Denn Barthes erzählt von einer nicht allzu fernen Zukunft, in der der gesamte Alltag der Annehmlichkeit untergeordnet ist. Das führt so weit, dass selbst die Natur daraus verbannt wird. Das Organische, auch immer Schmutzige, Asymmetrische und Unvollkommene wird durchs Artifizielle, klinisch Saubere und Perfekte ersetzt.

Wer will schon über eine Wiese mit all ihrem Gekreuch und Gefleuch laufen, wenn er sich stattdessen bequem in ein künstliches Nest legen kann, in dem die entspannende Atmosphäre eines Aufenthalts in der Natur digital simuliert wird? Wer legt sich noch bei einem echten Psychiater auf die Couch, wenn die allwissende KI, die wie ein abstrus verzerrtes göttliches Auge allgegenwärtig über einen wacht, den Job ohnehin besser als jeder Mensch erledigt? Und wer will noch leiblich Kinder austragen, wenn es doch so viel leichter in einem großen Plastik-Ei geht? So unmöglich eine solche Technik selbst in ferner Zukunft scheint, sie trifft mitten ins Herz einer verbraucherorientierten "convenience culture", die besonders in den USA immer absurdere Ausmaße annimmt.

Trügerische Bequemlichkeit

Im Zentrum dieses Kampfs um die Komfortzone steht ein Ehepaar, das Emilia Clarke und Chiwetel Ejiofor so großartig und authentisch verkörpern, dass es von der ersten bis zur letzten Minute eine wahre Freude ist, den beiden bei der Arbeit zuzusehen. Ebenso viel Spaß bereitet es, entlang des Weges all die kleinen, liebevoll gestalteten Details und originellen Einfälle zu entdecken, die aus dieser moderat futuristischen Welt eine zutiefst glaubwürdige machen.

"Baby to go" ist dennoch kein Meisterwerk; dafür erzählt Barthes letzten Endes eine zu konventionelle Geschichte, die die traditionell konservative Rollenverteilung in einer Ehe und Schwangerschaft einfach umkehrt. "Baby to go" ist aber eine ausgesprochen amüsante, charmante und kluge Komödie. Wie jede gute Science-Fiction erzählt sie mehr über unsere Gegenwart als über die Zukunft und stellt dabei mehr Fragen, als sie Antworten gibt.

Neben der drängen Frage vom menschlichen Verhältnis zu Technik und Natur steht die Frage nach der Emanzipation der Frau im Vordergrund. Folgt man Barthes in "Baby to go", dann ist es nicht allzu gut um diese bestellt. Denn der Einsatz moderner Technik versetzt uns eben gerade nicht in die Lage, patriarchale Strukturen zu überwinden. Er verfestigt diese vielmehr mittels einer Bequemlichkeit in allen Lebenslagen, die uns die Strukturen nicht mehr wahrnehmen lässt.

Fazit: Nach ihrem Langfilmdebüt "Cold Souls" entführt uns die Drehbuchautorin und Regisseurin Sophie Barthes in ihrem dritten abendfüllenden Werk abermals in eine schräge, unserer Realität leicht entrückte Welt. Ihr originelles Zukunftsszenario ist ebenso kreativ wie liebevoll gestaltet, amüsant erzählt und mit einem großartigen Duo besetzt. Ein futuristischer Schwangerschaftstrip, bei dem man sich vor Kichern kringelt.




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Besetzung & Crew von "Baby to go"

Land: Großbritannien
Jahr: 2023
Genre: Drama
Originaltitel: The Pod Generation
Länge: 111 Minuten
Kinostart: 11.01.2024
Regie: Sophie Barthes
Darsteller: Emilia Clarke als Rachel Novy, Chiwetel Ejiofor als Alvy Novy, Vinette Robinson als Alice, Veerle Dejaeger, Lamara Strijdhaftig
Kamera: Andrij Parekh
Verleih: Splendid Film, 24 Bilder

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