oder

Störung (2023)

Gekünstelter dokumentarischer Konzeptfilm, in dem Regisseur Constantin Hatz Episoden aus dem Leben seines 2015 durch Suizid verstorbenen besten Freundes nachstellen lässtKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 1 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 2.5 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.


2015 nahm sich der beste Freund des Regisseurs Constantin Hatz das Leben. Als Kind vor den Jugoslawienkriegen geflohen und in seiner neuen Heimat nie gänzlich angekommen, verfasste er über Jahre hinweg "Notizen über seine Existenz". Sie beschreiben einen durch Selbstzweifel, Misanthropie und Verzweiflung gequälten Menschen, der der Überzeugung ist, sterben zu müssen.

Auf Grundlage dieser intimen Aufzeichnungen entstand ein Konzeptfilm, der mit einem Ensemble aus Laien und Schauspielern in fünf Episoden die Traumatisierungen in der Heimat, Fluchterfahrungen und die Suche des Verstorbenen nach Identität thematisiert. Die Darsteller werden bei der Verrichtung banaler Tätigkeiten mit der Kamera beobachtet, während sie Auszüge aus den depressiven Aufzeichnungen des Freundes des Regisseurs zum Besten geben, der damit wieder zum Leben erweckt werden soll - obwohl er nie leben wollte.

Bildergalerie zum Film "Störung"

StörungStörungStörungStörung

Hier streamen


Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse1 / 5

"Störung" ist der affektierte, leidlich gelungene und unvorteilhaft artifizielle Versuch des Regisseurs, ein persönliches Trauma (Tod des besten Freundes) über Umwege zu verarbeiten. Der Film will über dieses sehr persönliche Unterfangen auch Kritik an der Gesellschaft üben, die - so legt er nahe - den Betroffenen zu seiner Tat gebracht hat. Trotz all dieser Absichten scheitert der Versuch auf allen Ebenen.

Zum einen ist es an sich fragwürdig, die intimen Gedanken eines Verstorbenen, die dieser nur für sich verfasst hatte, in dieser Form der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Urheber kann bekanntlich nicht mehr gefragt werden, ob ihm das recht ist. Zum anderen offenbaren diese Gedanken Einblicke in eine zutiefst gequälte Seele, die sterben wollte, gar überzeugt davon war, dass es die "Natur des Menschen" sei, sich selbst zu töten. Warum man jemanden, der nicht mehr leben wollte - warum auch immer - auf diesem künstlerischen Umweg wieder zum Leben erwecken will, bleibt rätselhaft.

Abgesehen von problematischer Motivation und ethischen Fragen hat "Störung" auch formal wenig zu bieten: Die matten schwarz-weiß-Bilder sind bestenfalls mittelmäßig gestaltet. Das Konzept fand vielleicht der Regisseur genial, ergibt aber am Ende wenig Sinn. Und ist vor allem extrem ermüdend und langweilig. Wir sehen über 1,5 Stunden einzelne Darsteller, jeweils alleine in der Szene auftretend, bei der Verrichtung alltäglicher Tätigkeiten, während sie Sätze aus den Aufzeichnungen des verstorbenen Freundes aufsagen. Handlung in dem Sinn gibt es keine, und auch was den künstlerisch-gestalterischen Aspekt betrifft gibt es für "Störung" ein klares nicht genügend.

Es gibt schlicht keine Gründe, die dafür sprechen, Menschen dabei zuzuhören und zuzusehen, wie sie intime, private Aufzeichnungen eines psychisch Kranken aufsagen, der sich selbst getötet hat. Es gibt kaum Erkenntnisse (abgesehen davon, dass Krieg und Flucht traumatisierend wirken und es unzureichende Versorgung psychisch Kranker gibt), auch keine wirkliche Empathie, sondern die Verschiebung des Fokus' auf das Leid und den Verarbeitungsprozess des Regisseurs, der mit dem tragischen Schicksal seines Freundes filmisch hadert. Hätte er stattdessen einen Spielfilm gedreht, der die Geschichte seines Kumpels erzählt, hätte er sowohl diesem, sich selbst, den Themen Flucht und psychische Gesundheit an sich und auch dem Publikum einen weitaus größeren Dienst erwiesen.

Fazit: Zu artifiziell, dabei künstlerisch mangelhaft, ethisch fragwürdig und obendrein belanglos und langweilig: Die Konzept-Doku "Störung" scheitert am eigenen Vorhaben, einem geliebten Menschen ein Denkmal zu setzen.




Besetzung & Crew von "Störung"

Land: Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 96 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 30.11.2023
Regie: Constantin Hatz
Darsteller: Robert Kuchenbuch als Holzfäller, Jakub Sierenberg als Erster Gast, Mariam Avaliani als Schauspielerin, Amanda Babaei Vieira als Krankenschwester
Kamera: Moritz Mössinger
Verleih: Film Kino Text



Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.