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Alles Fifty Fifty (2023)

In dieser deutschen Komödie begleitet der Regisseur Alireza Golafshan zwei von Moritz Bleibtreu und Laura Tonke gespielte Eltern und ihre Patchwork-Familie in den Italienurlaub.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Trotz ihrer Trennung halten sich Marion (Laura Tonke) und Andi (Moritz Bleibtreu) für Mustereltern. Die Erziehung ihres elfjährigen Sohns Milan (Valentin Thatenhorst) haben sie nicht nur fein säuberlich halbe-halbe unter sich aufgeteilt. Die zwei erfolgreichen Juristen können sich auch alles leisten, was ein Kinderherz begehrt. Dass Milan sie permanent gegeneinander ausspielt, bemerken sie erst, als sie wegen ihres verhaltensauffälligen Sprösslings zu einem Elterngespräch in die Schule zitiert werden. Die anstehenden Sommerferien sollen die Gelegenheit bieten, ihr Erziehungsmodell neu zu justieren.

Sehr zum Unmut Marions schließt sich Andi kurzerhand ihren Urlaubsplänen an und steigt in Italien im selben Hotel ab. Auch im Urlaub teilen sich die zwei die Zeit mit Milan exakt fifty-fifty ein, was freilich dazu führt, dass das verzogene Bürschchen seine Eltern abermals an der Nase herumführt. Anstatt am Schwimmunterricht mit dem Bademeister Paris (Jasin Challah) teilzunehmen, stiehlt er sich mit Urlaubsbekanntschaft Mila (Aennie Lade) auf den benachbarten Campingplatz. Da Marion nicht nur ihren Sohn, sondern auch ihren neuen Lebensgefährten, den 15 Jahre jüngeren Fitnessfanatiker Robin (David Kross), mit ihm Gepäck hat, lässt das Chaos nicht lange auf sich warten.

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"Alles Fifty Fifty": Die Tücken der Kindererziehung

Dass Alireza Golafshan zu den großen komischen Talenten des deutschen Films zählt, hat der Drehbuchautor und Regisseur bereits mit seinem Debütfilm "Die Goldfische" (2019) bewiesen. Dass die fantasievoll ausgesponnene Ausgangslage – ein abgehobener, aber nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselter Finanzjongleur nutzt eine Gruppe Menschen mit Behinderung aus, um Schwarzgeld über die Grenze zu schaffen – nicht hochnotpeinlich gerät, liegt an Golafshans untrüglichem Gespür, hinter jeder tragischen Notlage das Menschliche herauszuarbeiten. Der 1986 in Teheran geborene Filmemacher, der 1998 mit seinen Eltern nach Deutschland kam, hat ein Händchen dafür, Peinliches charmant und im Kern unsympathische Typen sympathisch aussehen zu lassen.

Der von Tom Schilling gespielte Portfolio-Manager in "Goldfische" war solch eine Figur, ebenso wie die von Luise Heyer verkörperte single Lady in Golafshans zweitem Film "JGA: Jasmin. Gina. Anna." (2022). Moritz Bleibtreu reiht sich in "Alles Fifty Fifty" als arroganter Anwalt nahtlos ein. Aber auch Nebenfiguren wie der von David Kross gespielte Trophäenmann Robin und der herzensgute, aber einsam verzweifelte Familienvater Jens, den Axel Stein gibt, besitzen ordentliches Fremdschampotenzial. Golafshan weiß dieses nicht nur geschickt durch sympathischere Gegenfiguren wie Laura Tonkes Marion auszubalancieren. Er schreibt auch jeder seiner Figuren mehr als nur ihre lächerlichen Merkmale auf den Leib und formt sie auf diese Weise weitaus plastischer und glaubwürdiger, als es in vielen vergleichbaren Komödien der Fall ist.

In schönster Tradition

Doch worum geht’s in seinem neuen Film überhaupt? War "Goldfische" über weite Strecken eine Mischung aus Road und Heist Movie und "JGA" ein gegen den Strich gebürsteter Partyfilm, lehnt sich "Alles Fifty Fifty" an die großen Screwballkomödien aus Hollywoods Glanzzeit an. Die Ausgangslage, in der sich ein Mann am neuen Lebensgefährten seiner Ex abarbeitet und ihr dabei wieder näherkommt, erinnert an unzählige Klassiker aus dem Subgenre der comedy of remarriage; das Setting wiederum mit seinen von Zimmer zu Zimmer verteilten kompromittierenden Situationen lässt an Filme wie "Second Honeymoon" (1937), "Seine Lieblingsfrau" (OT: "My Favorite Wife"; 1940) oder "Atemlos nach Florida" (OT: "The Palm Beach Story"; 1942) denken.

Was das Tempo und den Biss des von Tonke und Bleibtreu geführten Schlagabtauschs anbelangt sowie den Slapstick, den Kross gekonnt an den Tag legt, so nimmt sich "Alles Fifty Fifty" eingangs tatsächlich wie ein würdiger Nachfolger dieser großartigen filmischen Tradition aus. Mit einem toll geschriebenen langen Plausch am nächtlichen Hotelpool gelingt es dem Regisseur zudem, das Knistern des ersten Kennenlernens wieder aufleben zu lassen und dem Kinopublikum vor Augen zu führen, warum diese zwei so gegensätzlich gepolten Hauptfiguren sich einst ineinander verliebten. Leider behält er aber weder Tempo noch Biss bei.

Ein wohlig warmer Wohlfühlfilm

Ursprünglich sollte diese Komödie aus Sicht des elfjährigen Sohns Milan erzählt werden, bevor sich während des Drehbuchschreibens der Fokus sukzessive auf die Eltern verschob. Der fertige Film weist nun zwei parallele Liebesgeschichten auf – die der Eltern und die von Milans erster Urlaubsschwärmerei für die gleichaltrige Mila –, die tonal sehr unterschiedlich ausfallen. Denn selbstredend erzählt Golafshan von dieser jungen Liebe nicht mit derselben Unerbittlichkeit. Damit dieser Umstand nicht zu einer Schieflage führt, passt er alsbald auch die Tonlage bei den Eltern an. Im Verbund mit einigen Situationen – hier kommt vor allem die erfolglose Verfolgungsjagd mit Andis Sportwagen in den Sinn –, die durch eine klügere Parallelmontage deutlich mehr Dynamik und Witz erhalten hätten, geht dem Film nach und nach die Luft aus.

Wie es sich für eine ordentliche Komödie gehört, gehen am Ende alle verändert und geläutert aus der chaotischen Chose hervor. Sowohl die überfürsorgliche Marion als auch der unbekümmert laxe Andi haben ihren jeweiligen Erziehungsstil überdacht. Und Milan hat nicht nur den richtigen Umgang mit dem anderen Geschlecht gelernt, sondern auch endlich seine Passion gefunden. Das fühlt sich nicht nur für die Figuren, sondern auch fürs Kinopublikum wohlig warm an.

Fazit: Mit seinem dritten abendfüllenden Spielfilm stellt der Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan erneut unter Beweis, dass er zu den großen komischen Talenten der deutschen Filmlandschaft gehört. Auch wenn die Sommerkomödie "Alles Fifty Fifty" das eingangs gezeigte Tempo und ihren Biss nicht beibehalten kann und am Ende zu einem etwas zu wohligen Wohlfühlfilm gerät, ist sie um Längen besser als die meisten Komödien, die hierzulande produziert werden.




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FBW: besonders wertvollDie Scheidung haben Andi und Marion richtig gut hinbekommen, war ja auch ein hartes Stück Arbeit. Ihrem Sohn Milan mangelt es an nichts, oder doch? Schon die erste Sequenz setzt nicht nur Thema, Tonfall, Stil und Tempo für diese gleichermaßen [...mehr]

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Besetzung & Crew von "Alles Fifty Fifty"

Land: Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Komödie
Länge: 109 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 29.08.2024
Regie: Alireza Golafshan
Darsteller: David Kross als Robin, Moritz Bleibtreu als Andi, Axel Stein als Jens, Patrick Christopher Ehler als Lawyer Restaurant, Laura Tonke als Marion
Verleih: Leonine Distribution

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