BlackBerry - Klick einer Generation (2023)
BlackBerry
Weiterer, sehenswerter Beitrag zur "Nostalgie-Biopic-Welle": Die Geschichte von Aufstieg und Fall von BlackBerry, dem eigentlichen Erfinder des SmartphonesKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Mike Lazaridis (Jay Baruchel) und Doug Fregin (Matt Johson) leiten die kanadische Tech-Firma Resarch in Motion (RIM), deren Arbeitsalltag eher dem einer Spielgruppe für erwachsene Kinder gleicht: Die Belegschaft bastelt an Mobiltelefonen, Pagern, transportablen Mail-Geräten, während man sich die Zeit dazwischen mit Filmabenden und postpubertärem Nerd-Gehabe vertreibt. Als RIM dabei ist, einen Prototyp für das erste Smartphone fertigzustellen, kommt Manager-Typ Jim Balsillie (Glenn Howerton) als Co-CEO an Bord, um PR, Marketing und ökonomische Aspekte zu professionalisieren. Einige Deals und Expansionen später ist RIMs BlackBerry Mitte der 00er-Jahre der Goldstandard der Smartphones und das erfolgreichste Unternehmen auf dem Gebiet.
Doch die Innovation macht nicht Halt, das I-Phone steht ante portas und unternehmensinterne Konflikte, die Hybris von Balsillie und eine Untersuchung durch die Finanzbehörde sorgen für immer größere werdende Unruhe im Unternehmen.
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Filmkritik
"BlackBerry" ist ein weiterer Beitrag zum 2023 neuerfundenen Genre des 80s/90s-Nostalgie-"Bio"pics, das meist ein Produkt aus einer vergangenen, inzwischen von manchen mit Sehnsucht betrachteten Epoche in den Mittelpunkt der Handlung stellt, während Musik, Mode und Ästhetik der Zeit wieder aufleben: "Air" handelt vom Schuh Nike Air, "Tetris" vom gleichnamigen Konsolenspiel, "The Beanie Bubble" von kleinen Stoffpuppen. Und "BlackBerry" eben vom gleichnamigen Smartphone. Eigen ist all diesen filmischen "Produktbiografien" ein positiver Blick zurück auf die Zeit, in der sie spielen. Sie funktionieren auch als immersive Reisen in eine Vergangenheit, die aus heutiger Sicht um vieles sicherer, einfacher, unbeschwerter, lebenswerter und "glücklicher" erscheint - bei allen für sie typischen Schattenseiten und Konflikten.
Von diesen Werken - allesamt sehr sehenswert - ist "BlackBerry" jenes mit dem größten künstlerischen Anspruch. Regisseur Matt Johnson fängt die Handlung mit grobkörnigen Wackelbildern ein, was den Effekt verstärkt, "direkt dabei" und "nah an der Handlung" zu sein. Der Film ist eine Mischung aus Drama, Komödie, Management-Porträt, Nostalgietrip und Independent-Film, die sehr gut funktioniert und sowohl informativ, als auch unterhaltsam daherkommt. Unterstützt wird die Erzählung durch einen hörenswerten Soundtrack, der minimalistische Electronic-Vibes mit Musik aus der Zeit (Joy Division, White Stripes...) mischt. Darstellerisch ist Glenn Howerton als Managertyp mit Wall Street-Attitude, durch Zufall gelandet in einer nerdigen Tech-Subkultur, das Highlight, während sich die Selbstbesetzung des Regisseurs als Nebencharakter Doug als eher fragwürdige Entscheidung darstellt.
Spannend ist die dramaturgische Konstruktion des Films, stets zwei Welten aufeinanderprallen zu lassen, sowohl auf individueller, als auch auf (sub)kultureller Ebene: Balsillie ist ein typischer Alpha-Male, der sein Ego mit aggressivem Manager-Gehabe und Machtdemonstrationen füttert, "to get things done". Wenngleich von der Belegschaft von RIM erst verachtet, ist er es, der durch sein Verkaufs- und Verhandlungstalent die Firma und ihre Produkte erst zum Erfolg macht (so schildert es zumindest "BlackBerry"). Auf der anderen Seite stehen Lazaridis als unsicherer, schüchterner Tech-Guy, der zwar weiß, wie man innovative Produkte entwickelt und baut, aber nicht, wie man sie an den Mann / die Frau bringt. Doug ist schließlich eine völlig überzeichnete Nerd-Karikatur. Ihm geht es darum, bei der Arbeit Spaß mit Freunden zu haben. Er steht auch für das "Gute, Wahre", für Herz und Seele (der originalen RIM-Kultur und der BlackBerry-Produkte), während Lazaridis sich mit Fortdauer mit den Zwängen des Marktes arrangieren und ihnen unterwerfen muss. Leider taugt Doug wegen der äußerst unsympathischen Darstellung nicht wirklich zum "Held" der Geschichte.
Am Ende geht es "BlackBerry" aber auch gar nicht darum, Helden und Bösewichte zu zeichnen: Der Film will eine für unsere Gegenwart maßgebliche Periode porträtieren, Stationen der Innovation der Massen-Kommunikation nachzeichnen. Und auch davon erzählen, wie eine Gruppe Nerds über Nacht zu Millionären wurde. Er macht das auf Grundlage eines charakterbasierten Dramas mit zwei konträren Protagonisten als handlungstreibende Gegenpole, deren hin- und her oszillierende Ablehnung und Anziehung für stete Spannung sorgen. Einer der Filme des an Highlights armen Jahres 2023.
Fazit: Ein weiterer, sehenswerter Beitrag zum neuen Genre der nostalgischen Produkt-Biopics: Ein dramaturgisch klug konstruierter, solide gefilmter und gut gespielter Film, dessen Independent-Charme man sich nur schwer entziehen kann.
Von diesen Werken - allesamt sehr sehenswert - ist "BlackBerry" jenes mit dem größten künstlerischen Anspruch. Regisseur Matt Johnson fängt die Handlung mit grobkörnigen Wackelbildern ein, was den Effekt verstärkt, "direkt dabei" und "nah an der Handlung" zu sein. Der Film ist eine Mischung aus Drama, Komödie, Management-Porträt, Nostalgietrip und Independent-Film, die sehr gut funktioniert und sowohl informativ, als auch unterhaltsam daherkommt. Unterstützt wird die Erzählung durch einen hörenswerten Soundtrack, der minimalistische Electronic-Vibes mit Musik aus der Zeit (Joy Division, White Stripes...) mischt. Darstellerisch ist Glenn Howerton als Managertyp mit Wall Street-Attitude, durch Zufall gelandet in einer nerdigen Tech-Subkultur, das Highlight, während sich die Selbstbesetzung des Regisseurs als Nebencharakter Doug als eher fragwürdige Entscheidung darstellt.
Spannend ist die dramaturgische Konstruktion des Films, stets zwei Welten aufeinanderprallen zu lassen, sowohl auf individueller, als auch auf (sub)kultureller Ebene: Balsillie ist ein typischer Alpha-Male, der sein Ego mit aggressivem Manager-Gehabe und Machtdemonstrationen füttert, "to get things done". Wenngleich von der Belegschaft von RIM erst verachtet, ist er es, der durch sein Verkaufs- und Verhandlungstalent die Firma und ihre Produkte erst zum Erfolg macht (so schildert es zumindest "BlackBerry"). Auf der anderen Seite stehen Lazaridis als unsicherer, schüchterner Tech-Guy, der zwar weiß, wie man innovative Produkte entwickelt und baut, aber nicht, wie man sie an den Mann / die Frau bringt. Doug ist schließlich eine völlig überzeichnete Nerd-Karikatur. Ihm geht es darum, bei der Arbeit Spaß mit Freunden zu haben. Er steht auch für das "Gute, Wahre", für Herz und Seele (der originalen RIM-Kultur und der BlackBerry-Produkte), während Lazaridis sich mit Fortdauer mit den Zwängen des Marktes arrangieren und ihnen unterwerfen muss. Leider taugt Doug wegen der äußerst unsympathischen Darstellung nicht wirklich zum "Held" der Geschichte.
Am Ende geht es "BlackBerry" aber auch gar nicht darum, Helden und Bösewichte zu zeichnen: Der Film will eine für unsere Gegenwart maßgebliche Periode porträtieren, Stationen der Innovation der Massen-Kommunikation nachzeichnen. Und auch davon erzählen, wie eine Gruppe Nerds über Nacht zu Millionären wurde. Er macht das auf Grundlage eines charakterbasierten Dramas mit zwei konträren Protagonisten als handlungstreibende Gegenpole, deren hin- und her oszillierende Ablehnung und Anziehung für stete Spannung sorgen. Einer der Filme des an Highlights armen Jahres 2023.
Fazit: Ein weiterer, sehenswerter Beitrag zum neuen Genre der nostalgischen Produkt-Biopics: Ein dramaturgisch klug konstruierter, solide gefilmter und gut gespielter Film, dessen Independent-Charme man sich nur schwer entziehen kann.
Christian Klosz
TrailerAlle "BlackBerry - Klick einer Generation"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "BlackBerry - Klick einer Generation"
Land: KanadaJahr: 2023
Genre: Drama, Komödie, Historie, Biografie
Originaltitel: BlackBerry
Länge: 120 Minuten
Kinostart: 07.12.2023
Regie: Matt Johnson
Darsteller: Jay Baruchel als Mike, Glenn Howerton als Jim, Matt Johnson als Doug, Kelly Van der Burg, Greg Calderone
Kamera: Jared Raab
Verleih: Paramount Pictures Germany