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Eren (2023)

Deutscher Dokumentarfilm über die türkisch-kurdische Anwältin und Menschenrechtlerin Eren Keskin.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Eren Keskin, 1959 in Bursa als Tochter eines Kurden und einer Tscherkessin geboren, zählt zu den prominentesten Menschenrechtlerinnen der Türkei. Seit 1986 ist sie Mitglied im Menschenrechtsverein IHD und leitet inzwischen dessen Istanbuler Abteilung. 1999 verteidigte sie den PKK-Führer Abdullah Öcalan vor Gericht. Ihr Kampf für die Rechte von Frauen, Minderheiten und gegen Folter und sexuelle Gewalt brachten ihr mehr als 100 Strafverfahren ein. Bei einer Verurteilung ist eine lebenslange Haftstrafe nicht ausgeschlossen.

Die Filmemacherin Maria Binder ("Trans X Istanbul") hat Eren Keskin über einen Zeitraum von mehreren Jahren mit der Kamera begleitet.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

"Eren": Unermüdliche Grundrechtsstreiterin

Wer wissen will, wie es um die Menschenrechte in der Türkei bestellt ist, muss sich diesen Film ansehen. Gegen die im Film porträtierte Anwältin Eren Keskin laufen zur Zeit der Dreharbeiten mehr als 100 Strafverfahren. Nicht etwa, weil sie Kapitalverbrechen begangen oder Steuern hinterzogen hat. Auch stellt Keskin keine terroristische Bedrohung dar, wohl aber eine verbale. Weil sie sich für die Grundrechte von verfolgten Minderheiten einsetzt, dabei frank und frei ihre Meinung über Staat, Politik und Militär äußert und nicht erst das zunehmende Abdriften in eine Autokratie unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan, sondern bereits das Zustandekommen der Staatsgründung unter Mustafa Kemal Atatürk verurteilt. Der wohl am häufigsten gegen Keskin vorgebrachte Vorwurf lautet dementsprechend auf "Herabsetzung des Türkentums" (nach Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches).

Vertraute Materie

Wie die von ihr porträtierte Eren Keskin engagiert sich auch die Filmemacherin Maria Binder für Grundrechte. Seit inzwischen 20 Jahren arbeitet sie ehrenamtlich für Amnesty International und die türkische Menschen- und Frauenrechtsbewegung. Dabei lernte sie Eren Keskin kennen. Ein Film über Keskin war wohl nur eine Frage der Zeit, hatte Binder doch zuvor bereits Dokumentarfilme über Trans*Frauen, über die Verbrechen von Polizei und Militär an Frauen und über die afrodeutsche Poetin und Aktivistin May Ayim (1961–1996) realisiert. Die Materie ist Binder also durchaus vertraut. Und sie bewegt sich behände darin.

Vielsagendes Porträt

Erzählerisch fährt Binder klassisch zweigleisig. Archivmaterial bringt dem Kinopublikum die bewegte Vergangenheit ihrer Protagonistin nahe. Und die von Binders Crew festgehaltene filmische Gegenwart taucht in Keskins nicht minder bewegenden Alltag ein. "Eren" zeichnet das Bild einer starken Frau, die sich selbst genug ist und keinen Mann an ihrer Seite braucht; und das Bild einer geschäftigen Frau, die nie stillsteht. Selbst in ruhigen Momenten, wenn sie ihre Mutter besucht oder sich mit Kolleginnen und Freundinnen auf einen Kaffee oder zum Essen trifft, ist Eren Keskin immer auf dem Sprung. Das nächste Telefonat und die nächste hastig gerauchte Zigarette warten.

So stark sich Keskin nach außen hin auch gibt, Binder gelingt es, auch ihre zerbrechlichen Seite einzufangen. Mehr als 100 offene Strafverfahren, die gegen die Anwältin laufen, gehen verständlicherweise nicht spurlos an ihr vorüber, egal mit wie viel Galgenhumor sie ihnen auch begegnen mag. In all den im Film festgehaltenen Gesprächen lernt das Kinopublikum viel Aufschlussreiches über die Türkei; nicht nur über die konservativen und reaktionären Kräfte, sondern auch über die blinden Flecken der Progressiven. "Eren" ist ein vielsagender Dokumentarfilm, aber eben auch einer in dem fast ausnahmslos geredet wird. Das erfordert jede Menge Sitzfleisch und Konzentration.

Fazit: Maria Binder hat einen bewegenden Dokumentarfilm über das bewegte Leben der Anwältin und Menschenrechtlerin Eren Keskin gedreht. Wie die Protagonistin steht auch der Film kaum still. In diesem vielsagenden Porträt wird viel gesagt. Wer wissen will, wie es um die Menschenrechte in der Türkei bestellt ist, sollte ganz genau hinhören.




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Zum Video: Eren

Besetzung & Crew von "Eren"

Land: Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 95 Minuten
Kinostart: 05.10.2023
Regie: Maria Binder
Kamera: Meryem Yavuz
Verleih: Film Five

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