Schlamassel (2023)
Deutsches Drama von Regisseurin Sylke Enders, in der sich eine Fotografin in einer fremden Familiengeschichte verliert, um der eigenen aus dem Weg zu gehen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Siebeneinhalbjahre nach der deutschen Wiedervereinigung könnte das Leben für Johanna Schreier (Mareike Beykirch) besser laufen. Ihre notdürftig beheizte Dachgeschosswohnung gleicht einer besseren Abstellkammer und ihr Motorrad ist schon seit Ewigkeiten kaputt. Während des Begräbnisses ihrer Großmutter überwirft sie sich mit ihrem Onkel. Ihre Mutter Helga (Lina Wendel) und ihre ältere Schwester Caro (Anja Schneider), denen es Johanna nie recht machen kann, sind gar nicht erst erschienen. Beruflich läuft es nicht viel besser.
Mit inzwischen 32 Jahren verdingt sich die Fotografin als Praktikantin beim Lokalblatt. Doch ihr Chef Hannes (Thilo Prothmann) nimmt sie nicht ernst. Als ihr ein Foto der ehemaligen KZ-Aufseherin Anneliese Deckert (Lore Stefanek) in die Hände fällt, macht sie diese ausfindig und konfrontiert Deckert und ihre beiden Töchter Hedi (Michaela Caspar) und Renate (Margarete Tiesel) mit der Vergangenheit. Hat sie endlich ihre erste große Story gefunden?
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Filmkritik
"Schlamassel": Das Leben der anderen
In ihrem neuen Film reist die Autorenfilmerin Sylke Enders ("Kroko", "Mondkalb") in die Vergangenheit zurück. Die Handlung spielt im Jahr 1997, und die Hauptfigur, der wir durch die ostdeutsche Provinz folgen, ist im selben Alter wie Enders seinerzeit. Während Enders vor einem Vierteljahrhundert bereits zwei Studienabschlüsse in der Tasche und ihr daran anschließendes Regiestudium begonnen hatte, ist ihre Protagonistin immer noch auf der Suche. Was den Film anfangs mächtig antreibt.
Schillernde Hauptfigur, schleppende Handlung
Die von Mareike Beykirch einnehmend gespielte Fotografin ist eine schillernde, weil facettenreiche und widersprüchliche Figur: immer in Bewegung und ein wenig schnoddrig, nach außen stets um Ruhe bemüht, aber innerlich brodelnd. Angesichts ihrer angespannten beruflichen und familiären Lage ist dieser Johanna Schreier zum Schreien zumute. Als ihr ein altes Foto aus dem Zweiten Weltkrieg in die Hände fällt, sie die darauf abgebildete Frau ausfindig macht und mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, fügt Sylke Enders ihrer Handlung einen weiteren, vielversprechenden Strang hinzu. Doch ehe man sich versieht, bleibt die Handlung stecken.
Viel Gerede, kaum Geschehen
"Schlamassel" erzählt von dem Schlamassel, in dem die Protagonistin zu Beginn der Handlung bereits steckt, und von dem, in den sie sich im weiteren Handlungsverlauf hineinmanövriert. Gespiegelt wird das durch den Schlamassel, in den sich eine ehemalige KZ-Aufseherin im Gespräch mit Johanna hineinredet. Auch die familiären Situationen spiegeln einander. In beiden Familien wird über die Vergangenheit geschwiegen. Erst die Begegnung mit der jeweils anderen ermöglicht es den beiden Frauen, sich zu öffnen. Das ist eine durchaus spannende, aber auch ausgesprochen dialoglastige Angelegenheit, die dem Kinopublikum letzten Endes zu wenig anbietet, um es bei der Stange zu halten.
Fazit: Sylke Enders neuer Film "Schlamassel" handelt vom Schweigen über die Vergangenheit, das ganze Familien lähmt. Das Drama, in dessen Zentrum eine schillernde, toll gespielte Hauptfigur steht, legt dynamisch los, bleibt dann aber alsbald in Dialoglastigkeit stecken.
In ihrem neuen Film reist die Autorenfilmerin Sylke Enders ("Kroko", "Mondkalb") in die Vergangenheit zurück. Die Handlung spielt im Jahr 1997, und die Hauptfigur, der wir durch die ostdeutsche Provinz folgen, ist im selben Alter wie Enders seinerzeit. Während Enders vor einem Vierteljahrhundert bereits zwei Studienabschlüsse in der Tasche und ihr daran anschließendes Regiestudium begonnen hatte, ist ihre Protagonistin immer noch auf der Suche. Was den Film anfangs mächtig antreibt.
Schillernde Hauptfigur, schleppende Handlung
Die von Mareike Beykirch einnehmend gespielte Fotografin ist eine schillernde, weil facettenreiche und widersprüchliche Figur: immer in Bewegung und ein wenig schnoddrig, nach außen stets um Ruhe bemüht, aber innerlich brodelnd. Angesichts ihrer angespannten beruflichen und familiären Lage ist dieser Johanna Schreier zum Schreien zumute. Als ihr ein altes Foto aus dem Zweiten Weltkrieg in die Hände fällt, sie die darauf abgebildete Frau ausfindig macht und mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, fügt Sylke Enders ihrer Handlung einen weiteren, vielversprechenden Strang hinzu. Doch ehe man sich versieht, bleibt die Handlung stecken.
Viel Gerede, kaum Geschehen
"Schlamassel" erzählt von dem Schlamassel, in dem die Protagonistin zu Beginn der Handlung bereits steckt, und von dem, in den sie sich im weiteren Handlungsverlauf hineinmanövriert. Gespiegelt wird das durch den Schlamassel, in den sich eine ehemalige KZ-Aufseherin im Gespräch mit Johanna hineinredet. Auch die familiären Situationen spiegeln einander. In beiden Familien wird über die Vergangenheit geschwiegen. Erst die Begegnung mit der jeweils anderen ermöglicht es den beiden Frauen, sich zu öffnen. Das ist eine durchaus spannende, aber auch ausgesprochen dialoglastige Angelegenheit, die dem Kinopublikum letzten Endes zu wenig anbietet, um es bei der Stange zu halten.
Fazit: Sylke Enders neuer Film "Schlamassel" handelt vom Schweigen über die Vergangenheit, das ganze Familien lähmt. Das Drama, in dessen Zentrum eine schillernde, toll gespielte Hauptfigur steht, legt dynamisch los, bleibt dann aber alsbald in Dialoglastigkeit stecken.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Schlamassel"
Land: DeutschlandJahr: 2023
Genre: Drama
Länge: 115 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 28.09.2023
Regie: Sylke Enders
Darsteller: Mareike Beykirch als Johanna Schreier, Lore Stefanek als Anneliese Deckert, Hans Jürgen Alf, Michaela Caspar als Hedi Deckert, Thomas Dehler als Herbert
Kamera: Jakob Wehrmann
Verleih: dejavu filmverleih
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