Du Wirst Mich In Erinnerung Behalten (2020)
Tu te souviendras de moi
In diesem frankokanadischen Drama nach dem gleichnamigen Theaterstück von François Archambault erzählt Regisseur Éric Tessier von einem Professor, der sein Gedächtnis verliert.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Édouard Beauchemin (Rémy Girard) ist pensionierter Geschichtsprofessor und bis heute stolz darauf, wie viele historische Daten und Fakten er sich merken kann. Doch was er zum Frühstück gegessen hat, daran kann er sich nicht erinnern. Édouard ist an Alzheimer erkrankt und fällt seiner Frau Madeleine (France Castel) und der gemeinsamen Tochter Isabelle (Julie LeBreton) zunehmend zur Last. Madeleine möchte ein neues Leben an der Seite eines anderen Manns beginnen und schiebt Édouard zu Isabelle und deren Lebensgefährten Patrick (David Boutin) ab. Patrick wiederum heuert seine erwachsene Tochter Bérénice (Karelle Tremblay) an, um auf Édouard aufzupassen und öffnet dadurch ungeahnt eine Tür in die Vergangenheit.
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Filmkritik
"Du wirst mich in Erinnerung behalten": Doppeltes Familiendrama
Eine Demenzerkrankung kann jeden treffen. Was die Tragik anbelangt, spielt es keine Rolle, ob es einen König oder einen Bettelmann trifft. Denn die Krankheit macht uns alle gleich. Und doch neigt das Kino dazu, von Intellektuellen zu erzählen, die an Demenz erkranken. Vermutlich weil die Fallhöhe höher ist bei einem Menschen, der zeitlebens angewiesen war auf seinen Verstand, der ihm nun den Dienst versagt.
Die Protagonistin aus "Iris" (2001) ist Schriftstellerin, die aus "Still Alice" (2014) Linguistikprofessorin und die aus "An ihrer Seite" (2006) mit einem Professor verheiratet. Ja, selbst in Filmen, in denen die Erkrankten aus einfachen Verhältnissen stammen, bewegen sich deren Angehörige in intellektuellen, künstlerischen oder besser gestellten Kreisen, um den nötigen Kontrast zu erzeugen: "Die Geschwister Savage" (2007) und "Falling" (2020) kommen einem in den Sinn. In Éric Tessiers Drama nach einem Theaterstück von François Archambault verhält es sich nicht anders.
Tür in die Vergangenheit
Erkrankt ist der pensionierte Geschichtsprofessor Édouard Beauchemin, gespielt von Rémy Girard, der bereits vor 20 Jahren in Denys Arcands "Die Invasion der Barbaren" einen todkranken Professor verkörperte. Und wie Arcands Film behandelt auch Éric Tessiers "Du wirst mich in Erinnerung behalten" das Thema Sterbehilfe, allerdings erst gegen Ende und nur am Rand. Im Zentrum stehen zwei zerrüttete Familien, die durch Édouards Erkrankung unfreiwillig wieder zusammenrücken und nach dem Kinobesuch gar nicht mehr anders denkbar sind als eine unverbrüchliche Einheit.
Möglich macht das die Figur der jungen, unbedarften und ungestümen Bérénice. Karelle Tremblay, hierzulande zuletzt in "Death of a Ladies' Man" (2021) zu sehen, spielt sie erfrischend unverstellt und bildet an der Seite von Rémy Girard ein wunderbares ungleiches Paar, von dem dieses Drama zehrt. Bérénice erinnert Édouard an dessen verstorbene Tochter, wodurch sich eine lange verschlossene Tür in die Vergangenheit wieder öffnet und die Beziehung zwischen Édouard, seiner Frau Madeleine (France Castel) und der gemeinsamen Tochter Isabelle (Julie LeBreton) schließlich neu auf- und auf gesunde Beine gestellt werden kann. Bérénice' Verhältnis zu Édouard, das sich von einem distanziert-schnippischen zu einem liebevoll-ehrlichen Umgang wandelt, bringt Bérénice wiederum ihrem entfremdeten Vater Patrick (David Boutin) näher.
Mehr als abgefilmtes Theater
Éric Tessier, der zum ersten Mal seit 20 Jahren auch wieder am Drehbuch für einen seiner abendfüllenden Spielfilme mitgeschrieben hat, inszeniert dieses doppelte Familiendrama ruhig und gelassen. Das Arbeitsgerät seines Kameramanns Pierre Gill ("Starbuck", "Upside Down") folgt den Figuren unauffällig, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Zum Glück verharren diese nicht nur in geschlossenen Räumen, sondern verirren sich zu langen Spaziergängen immer wieder nach draußen. Obwohl die Vorlage dieses Dramas François Archambaults gleichnamiges Theaterstück ist, hat Tessier daraus kein Kammerspiel gemacht (wie jüngst etwa Florian Zeller in "The Father", einem Film mit vergleichbarer Thematik).
Ganz nebenbei fangen diese Streifzüge drei ganz unterschiedliche Wohnverhältnisse ein und erzählen uns dadurch indirekt auch etwas über die langsam erodierende Mittelschicht und über zwei Generationen, die sich weniger als die vorangegangenen Generationen leisten können. Der Umgang mit Kranken gerät schleichend zum Luxusgut. Nicht zuletzt davon handelt dieser Film.
Fazit: Éric Tessiers Adaption von François Archambaults Theaterstück ist ein ruhiges, unaufgeregtes Drama über Demenz und was sie mit Familien anstellt. Tessier begegnet dem Thema mit Nachsicht, Liebe und Humor und setzt dabei voll und ganz auf seine zwei Hauptdarsteller Rémy Girard und Karelle Tremblay, die sich wunderbar ergänzen.
Eine Demenzerkrankung kann jeden treffen. Was die Tragik anbelangt, spielt es keine Rolle, ob es einen König oder einen Bettelmann trifft. Denn die Krankheit macht uns alle gleich. Und doch neigt das Kino dazu, von Intellektuellen zu erzählen, die an Demenz erkranken. Vermutlich weil die Fallhöhe höher ist bei einem Menschen, der zeitlebens angewiesen war auf seinen Verstand, der ihm nun den Dienst versagt.
Die Protagonistin aus "Iris" (2001) ist Schriftstellerin, die aus "Still Alice" (2014) Linguistikprofessorin und die aus "An ihrer Seite" (2006) mit einem Professor verheiratet. Ja, selbst in Filmen, in denen die Erkrankten aus einfachen Verhältnissen stammen, bewegen sich deren Angehörige in intellektuellen, künstlerischen oder besser gestellten Kreisen, um den nötigen Kontrast zu erzeugen: "Die Geschwister Savage" (2007) und "Falling" (2020) kommen einem in den Sinn. In Éric Tessiers Drama nach einem Theaterstück von François Archambault verhält es sich nicht anders.
Tür in die Vergangenheit
Erkrankt ist der pensionierte Geschichtsprofessor Édouard Beauchemin, gespielt von Rémy Girard, der bereits vor 20 Jahren in Denys Arcands "Die Invasion der Barbaren" einen todkranken Professor verkörperte. Und wie Arcands Film behandelt auch Éric Tessiers "Du wirst mich in Erinnerung behalten" das Thema Sterbehilfe, allerdings erst gegen Ende und nur am Rand. Im Zentrum stehen zwei zerrüttete Familien, die durch Édouards Erkrankung unfreiwillig wieder zusammenrücken und nach dem Kinobesuch gar nicht mehr anders denkbar sind als eine unverbrüchliche Einheit.
Möglich macht das die Figur der jungen, unbedarften und ungestümen Bérénice. Karelle Tremblay, hierzulande zuletzt in "Death of a Ladies' Man" (2021) zu sehen, spielt sie erfrischend unverstellt und bildet an der Seite von Rémy Girard ein wunderbares ungleiches Paar, von dem dieses Drama zehrt. Bérénice erinnert Édouard an dessen verstorbene Tochter, wodurch sich eine lange verschlossene Tür in die Vergangenheit wieder öffnet und die Beziehung zwischen Édouard, seiner Frau Madeleine (France Castel) und der gemeinsamen Tochter Isabelle (Julie LeBreton) schließlich neu auf- und auf gesunde Beine gestellt werden kann. Bérénice' Verhältnis zu Édouard, das sich von einem distanziert-schnippischen zu einem liebevoll-ehrlichen Umgang wandelt, bringt Bérénice wiederum ihrem entfremdeten Vater Patrick (David Boutin) näher.
Mehr als abgefilmtes Theater
Éric Tessier, der zum ersten Mal seit 20 Jahren auch wieder am Drehbuch für einen seiner abendfüllenden Spielfilme mitgeschrieben hat, inszeniert dieses doppelte Familiendrama ruhig und gelassen. Das Arbeitsgerät seines Kameramanns Pierre Gill ("Starbuck", "Upside Down") folgt den Figuren unauffällig, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Zum Glück verharren diese nicht nur in geschlossenen Räumen, sondern verirren sich zu langen Spaziergängen immer wieder nach draußen. Obwohl die Vorlage dieses Dramas François Archambaults gleichnamiges Theaterstück ist, hat Tessier daraus kein Kammerspiel gemacht (wie jüngst etwa Florian Zeller in "The Father", einem Film mit vergleichbarer Thematik).
Ganz nebenbei fangen diese Streifzüge drei ganz unterschiedliche Wohnverhältnisse ein und erzählen uns dadurch indirekt auch etwas über die langsam erodierende Mittelschicht und über zwei Generationen, die sich weniger als die vorangegangenen Generationen leisten können. Der Umgang mit Kranken gerät schleichend zum Luxusgut. Nicht zuletzt davon handelt dieser Film.
Fazit: Éric Tessiers Adaption von François Archambaults Theaterstück ist ein ruhiges, unaufgeregtes Drama über Demenz und was sie mit Familien anstellt. Tessier begegnet dem Thema mit Nachsicht, Liebe und Humor und setzt dabei voll und ganz auf seine zwei Hauptdarsteller Rémy Girard und Karelle Tremblay, die sich wunderbar ergänzen.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Du Wirst Mich In Erinnerung Behalten"
Land: KanadaJahr: 2020
Genre: Drama
Originaltitel: Tu te souviendras de moi
Länge: 108 Minuten
Kinostart: 07.12.2023
Regie: Éric Tessier
Darsteller: Rémy Girard als Édouard Beauchemin, Karelle Tremblay als Bérénice, Julie Lebreton als Isabelle Beauchemin, France Castel als Madeleine Beauchemin, David Boutin als Patrick
Kamera: Pierre Gill
Verleih: Jetfilm