Youth Topia (2023)
In dieser deutschen Coming-of-Age-Groteske von Regisseur Dennis Stormer navigiert eine junge Frau zwischen der Erwachsenen- und der Teenagerwelt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Wanja (Lia von Blarer) und ihre Freunde Greta (Elsa Langnäse), Leona (Lou Haltinner), Sören (Saladin Dellers) und Maul (Jürg Plüss) sind der Schrecken der Stadt. Außer rumzuhängen, zu randalieren und darüber auf unzähligen Social-Media-Kanälen zu posten, haben die Jugendlichen nichts im Sinn. Dann wählt der allmächtige Algorithmus ausgerechnet Wanja aus, um ins Erwachsenenleben überzutreten. Mit einem Job in einem Architekturbüro, einer eigenen Wohnung, einem eigenen Auto und einem Verhältnis mit ihrem Nachbarn Lukas (Timon Kiefer) könnte Wanja schlagartig kaum weiter vom Leben ihrer Freunde entfernt sein. Denen blüht derweil Ungemach.
Die ungenutzte Scheune, in der die Clique abhängt, soll dem "Haus der ewigen Jugend" weichen, das vom ausgesprochen jungen erwachsenen Jugendhaus-Mitarbeiter Herrn Michael (Nadim Ben Saïd) vorangetrieben wird. Und auch Wanja bekommt Probleme. Nachdem der Algorithmus ihren Vater Jochen (Nicolas Rosat) zurückgestuft hat, zieht dieser als frischgebackener Jugendlicher und unter Wanjas Obhut bei ihr ein.
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Filmkritik
"Youth Topia": Vollgestopfte Coming-of-Age-Groteske
Dennis Stormers Langfilmdebüt als Regisseur hat eine spannende Prämisse: Was wäre, wenn Menschen nicht selbst entscheiden könnten, ob, wann und wie sie erwachsen werden, sondern wenn ein Algorithmus diese Entscheidung für sie übernähme? Hier endet die Macht des Rechenvorgangs jedoch nicht. In der dystopischen Welt, in die Stormer und seine Co-Autorin und (Co-)Produzentin Marisa Meier uns entführen, bestimmt der Algorithmus auch darüber, welchen Beruf jemand ergreift und darüber, wie lange jemand erwachsen bleibt.
Wie die Ausgangslage ist auch diese Idee eine originelle mit viel Potenzial. Der Erwachsenenstatus eines jeden kann jederzeit verwirkt werden, was in "Youth Topia" zu der aberwitzigen Situation führt, dass ein zum Jugendlichen degradierter Vater wieder bei seiner inzwischen erwachsenen Tochter einziehen muss und diese das Sorgerecht für ihn erhält.
Viel Lärm um wenig: schrille Farben, unklare Analogien, wacklige Struktur
Stormer kleidet diese schräge Zukunftsvision in ein äußerst gewöhnungsbedürftiges visuelles Gewand. Die Bildformate wechseln wild durcheinander und es wird so stark am Farbregler gedreht, dass einem beim Zusehen die Augen schmerzen. Mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter kommt der Film im Breitwandformat zwar langsam zur Ruhe, woran es ihm aber weiterhin mangelt, ist eine klare Struktur.
Stärker als die unstete Form fällt jedoch die unausgegorene Geschichte ins Gewicht. Das von Stormer und Meier verfasste Drehbuch steckt voller guter Ideen und Ansätze, die nicht richtig zu Ende gedacht und geführt werden. Stehen beispielsweise die im Film als "Langzeitjugendliche" Bezeichneten für Menschen, die nicht erwachsen werden wollen und sich auch im fortgeschrittenen Alter noch infantil benehmen oder für Langzeitarbeitslose, wie es die Namensähnlichkeit nahelegt, die nicht (mehr) in die Arbeitswelt eingegliedert werden können? Oder stehen sie am Ende gar für beides?
Der Film ist voll von solchen losen Anspielungen und uneindeutigen Analogien,
wodurch die angedachte Botschaft, dass man sich auch als Erwachsener einen Teil seiner Jugend bewahren sollte, verwässert. Letztlich ist die Ausgangsidee besser als die wild und schrill zusammengeschmissenen Einzelteile, die nie ein stimmiges Ganzes ergeben.
Fazit: Dennis Stormer liefert mit "Youth Topia" ein inhaltlich wie visuell ambitioniertes, aber letzten Endes gescheitertes Langfilmdebüt ab. Wild und schrill inszeniert, ist diese Coming-of-Age-Groteske nicht zuletzt deshalb laut, weil sie wenig zu sagen hat. Aus einigen kreativen Ansätzen wird nie ein stimmiges Ganzes.
Dennis Stormers Langfilmdebüt als Regisseur hat eine spannende Prämisse: Was wäre, wenn Menschen nicht selbst entscheiden könnten, ob, wann und wie sie erwachsen werden, sondern wenn ein Algorithmus diese Entscheidung für sie übernähme? Hier endet die Macht des Rechenvorgangs jedoch nicht. In der dystopischen Welt, in die Stormer und seine Co-Autorin und (Co-)Produzentin Marisa Meier uns entführen, bestimmt der Algorithmus auch darüber, welchen Beruf jemand ergreift und darüber, wie lange jemand erwachsen bleibt.
Wie die Ausgangslage ist auch diese Idee eine originelle mit viel Potenzial. Der Erwachsenenstatus eines jeden kann jederzeit verwirkt werden, was in "Youth Topia" zu der aberwitzigen Situation führt, dass ein zum Jugendlichen degradierter Vater wieder bei seiner inzwischen erwachsenen Tochter einziehen muss und diese das Sorgerecht für ihn erhält.
Viel Lärm um wenig: schrille Farben, unklare Analogien, wacklige Struktur
Stormer kleidet diese schräge Zukunftsvision in ein äußerst gewöhnungsbedürftiges visuelles Gewand. Die Bildformate wechseln wild durcheinander und es wird so stark am Farbregler gedreht, dass einem beim Zusehen die Augen schmerzen. Mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter kommt der Film im Breitwandformat zwar langsam zur Ruhe, woran es ihm aber weiterhin mangelt, ist eine klare Struktur.
Stärker als die unstete Form fällt jedoch die unausgegorene Geschichte ins Gewicht. Das von Stormer und Meier verfasste Drehbuch steckt voller guter Ideen und Ansätze, die nicht richtig zu Ende gedacht und geführt werden. Stehen beispielsweise die im Film als "Langzeitjugendliche" Bezeichneten für Menschen, die nicht erwachsen werden wollen und sich auch im fortgeschrittenen Alter noch infantil benehmen oder für Langzeitarbeitslose, wie es die Namensähnlichkeit nahelegt, die nicht (mehr) in die Arbeitswelt eingegliedert werden können? Oder stehen sie am Ende gar für beides?
Der Film ist voll von solchen losen Anspielungen und uneindeutigen Analogien,
wodurch die angedachte Botschaft, dass man sich auch als Erwachsener einen Teil seiner Jugend bewahren sollte, verwässert. Letztlich ist die Ausgangsidee besser als die wild und schrill zusammengeschmissenen Einzelteile, die nie ein stimmiges Ganzes ergeben.
Fazit: Dennis Stormer liefert mit "Youth Topia" ein inhaltlich wie visuell ambitioniertes, aber letzten Endes gescheitertes Langfilmdebüt ab. Wild und schrill inszeniert, ist diese Coming-of-Age-Groteske nicht zuletzt deshalb laut, weil sie wenig zu sagen hat. Aus einigen kreativen Ansätzen wird nie ein stimmiges Ganzes.
Falk Straub
Besetzung & Crew von "Youth Topia"
Land: DeutschlandJahr: 2023
Genre: Drama, Parodie
Länge: 85 Minuten
Kinostart: 17.08.2023
Regie: Dennis Stormer
Darsteller: Nadim Ben als Michael, Gottfried Breitfuss als Rolf, Alice Britschgi als Architektin, Saladin Dellers als Sören, Lou Haltinner als Leona
Kamera: Jonas Schneider
Verleih: UCM.One