Voll ins Leben (2023)
Diese französische Komödie von und mit Dany Boon erzählt von einem naiven Mann, der im Alter von 50 Jahren den Ernst des Lebens kennenlernt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Tridan Lagache (Dany Boon) hat es seinen Aussteigereltern zu verdanken, dass er von der Welt bislang nichts gesehen hat. In einem französischen Ferienclub in Mexiko geboren, hat er sein komplettes Leben dort verbracht. Mit knapp 50 Jahren hat er die Nase vom All-inclusive-Dasein als Animateur gestrichen voll. Er kehrt seiner Mutter Françoise (Aurore Clément) den Rücken und reist nach Paris, um seine Kindheitsliebe Violette, die er als Achtjähriger im Club kennengelernt hatte, wiederzufinden.
In der französischen Hauptstadt angekommen, kommt alles anders. In der von seinem verstorbenen Vater geerbten Dachgeschosswohnung haust sein Halbbruder Louis (Kad Merad), von dem Tridan bislang gar nichts wusste. Und der will den ungebetenen Eindringling so schnell wie möglich wieder loswerden. Also stiftet Louis seine Bettbekanntschaft Roxane (Charlotte Gainsbourg) dazu an, sich für Violette auszugeben und Tridan abzuservieren. Doch die vom Leben und der Liebe enttäuschte Boutique-Besitzerin findet Gefallen an Tridan – ganz zu Louis' Entsetzen.
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Filmkritik
"Voll ins Leben": Die Liebe ist kein Cluburlaub
Wenn es drauf ankommt, dann zeigt Dany Boon seine ernste Seite wie jüngst geschehen im Pariser Roadmovie "Im Taxi mit Madeleine" im Duett mit der großartigen Line Renaud. Am stärksten ist der 1966 geborene Komiker, Schauspieler, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur aber im humoristischen Fach. Hier feierte er mit dem von ihm selbst mitverfassten und auf dem Regiestuhl verantworteten "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) nicht nur seinen bislang größten persönlichen, sondern auch den bis dato größten nationalen Erfolg. Die Komödie, in der Boon an der Seite von Hauptdarsteller Kad Merad auftritt, mauserte sich zum publikumsträchtigsten französischen Film aller Zeiten. Mehr als 20 Millionen Menschen strömten in die Kinosäle. Lediglich James Camerons "Titanic" (1997) verkaufte einen Ticken mehr Tickets.
Vor den "Sch'tis" stand eine andere Komödie mit einem bekannten Duo an der Spitze der französischen Kino-Charts: Gérard Ourys "Die große Sause" (1966; OT: "La grande vadrouille") mit dem unvergleichlichen Bourvil und dem unvergessenen Louis de Funès in den Hauptrollen. Wenn man so will, trat Boon mit seinem Erfolg auch deren Erbe an. Denn am besten kristallisiert sich sein Talent in Typenkomödien heraus.
Ein Fisch auf dem Trockenen
An der Seite von Kad Merad taucht Dany Boon bereits zum dritten Mal auf der großen Leinwand auf. Gab er bei den "Sch'tis" einen Hanswurst, den Schalk stets im Nacken, und in "Super-Hypochonder" (2014), wie bereits der Titel vermuten lässt, einen von vermeintlichen Krankheiten Besessenen, spielt er in "Voll ins Leben" nun einen warmherzigen Naivling. Was alle drei Figuren (wie so viele andere aus Boons Filmografie) verbindet, ist das Tölpelhafte, das stets charmant, weil kindlich-unschuldig daherkommt. Boons Figuren, egal wie weltfremd sie sich auch anstellen mögen, kann man im Grunde nicht böse sein.
Diesen Figurentyp treibt er in seinem jüngsten Film auf die Spitze. Denn der von im gespielte Tridan Lagache ist nie richtig erwachsen geworden. In der behüteten Blase eines Ferienclubs kam er mit dem "echten Leben" (so der Originaltitel "La vie pour de vrai") nie in Berührung. Durch Paris bewegt er sich wie ein 50-jähriges Kind, was in allerlei absurden Situationen mündet – von der sündhaftteuren Taxifahrt über den unbequemen Schuhkauf bis zum Running Gag, dass Tridan in seinem neu gefundenen Job als Kellner stets zu kassieren und als Gast im Café um die Ecke stets zu bezahlen vergisst, weil bei ihm zu Hause im Urlaubsclub alles inklusive war.
Im Kern eine aufrichtige Geschichte über Gutmütigkeit
Beim Versuch, diesen großstädtischen Neustart und nebenbei noch die Geschichten von Tridans Halbbruder und dessen Bettgefährtin zu erzählen, nimmt das von Boon selbst verfasste Drehbuch manch mühsamen Umweg. Und zwischendurch wird es arg albern. Entscheidend ist jedoch der Kern der Geschichte, der von ernstgemeinter Nächstenliebe handelt.
Wie einst Peter Sellers als gutmütiger Gärtner in "Willkommen, Mr. Chance" (1979) wird auch Tridan in eine ihm fremde Welt geworfen und öffnet ihr durch seine unbefangene Art für ihren Zynismus und ihre emotionale Kälte die Augen. Am schönsten veranschaulicht das eine Szene in der Pariser Metro, in der Tridan einer abgebrühten Welt nicht nur sein eigenes Lächeln schenkt, sondern ihr auch eins abringt. Diese kleine Szene hätte unglaublich peinlich geraten können, doch Boon inszeniert sie so, dass sie auch dem Kinopublikum ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
Entwaffnende Ehrlichkeit
Es ist dieser unbefangene Charme, vom Schauspieltrio Boon, Merad und Charlotte Gainsbourg leidenschaftlich auf die Leinwand geworfen und von Boon im sommerlich-warmen Licht und in bunten Farben inszeniert, der "Voll ins Leben" ausmacht. Tridans anfängliche Schwäche, seine Lächerlichkeit, entpuppt sich am Ende als größte Stärke dieser Figur. Ihre Ehrlichkeit und Gutmütigkeit sind entwaffnend. Dem kann sich letztlich auch das Kinopublikum nicht entziehen, das mit einer Romanze belohnt wird, die in ihrer Naivität und ihrem Eskapismus schon wieder etwas Wahrhaftiges hat.
Fazit: Wie in so vielen Filmen von und mit Dany Boon besitzt auch dieser eine ausgesprochen konstruierte, unglaubwürdige Prämisse. Wer sich dennoch darauf einlässt wird mit einer liebenswerten Komödie belohnt, die hinter all den Blödeleien eine ehrliche Beziehung unter Brüdern und eine aufrichtige Romanze verbirgt. Mann muss nur genau hinsehen.
Wenn es drauf ankommt, dann zeigt Dany Boon seine ernste Seite wie jüngst geschehen im Pariser Roadmovie "Im Taxi mit Madeleine" im Duett mit der großartigen Line Renaud. Am stärksten ist der 1966 geborene Komiker, Schauspieler, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur aber im humoristischen Fach. Hier feierte er mit dem von ihm selbst mitverfassten und auf dem Regiestuhl verantworteten "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) nicht nur seinen bislang größten persönlichen, sondern auch den bis dato größten nationalen Erfolg. Die Komödie, in der Boon an der Seite von Hauptdarsteller Kad Merad auftritt, mauserte sich zum publikumsträchtigsten französischen Film aller Zeiten. Mehr als 20 Millionen Menschen strömten in die Kinosäle. Lediglich James Camerons "Titanic" (1997) verkaufte einen Ticken mehr Tickets.
Vor den "Sch'tis" stand eine andere Komödie mit einem bekannten Duo an der Spitze der französischen Kino-Charts: Gérard Ourys "Die große Sause" (1966; OT: "La grande vadrouille") mit dem unvergleichlichen Bourvil und dem unvergessenen Louis de Funès in den Hauptrollen. Wenn man so will, trat Boon mit seinem Erfolg auch deren Erbe an. Denn am besten kristallisiert sich sein Talent in Typenkomödien heraus.
Ein Fisch auf dem Trockenen
An der Seite von Kad Merad taucht Dany Boon bereits zum dritten Mal auf der großen Leinwand auf. Gab er bei den "Sch'tis" einen Hanswurst, den Schalk stets im Nacken, und in "Super-Hypochonder" (2014), wie bereits der Titel vermuten lässt, einen von vermeintlichen Krankheiten Besessenen, spielt er in "Voll ins Leben" nun einen warmherzigen Naivling. Was alle drei Figuren (wie so viele andere aus Boons Filmografie) verbindet, ist das Tölpelhafte, das stets charmant, weil kindlich-unschuldig daherkommt. Boons Figuren, egal wie weltfremd sie sich auch anstellen mögen, kann man im Grunde nicht böse sein.
Diesen Figurentyp treibt er in seinem jüngsten Film auf die Spitze. Denn der von im gespielte Tridan Lagache ist nie richtig erwachsen geworden. In der behüteten Blase eines Ferienclubs kam er mit dem "echten Leben" (so der Originaltitel "La vie pour de vrai") nie in Berührung. Durch Paris bewegt er sich wie ein 50-jähriges Kind, was in allerlei absurden Situationen mündet – von der sündhaftteuren Taxifahrt über den unbequemen Schuhkauf bis zum Running Gag, dass Tridan in seinem neu gefundenen Job als Kellner stets zu kassieren und als Gast im Café um die Ecke stets zu bezahlen vergisst, weil bei ihm zu Hause im Urlaubsclub alles inklusive war.
Im Kern eine aufrichtige Geschichte über Gutmütigkeit
Beim Versuch, diesen großstädtischen Neustart und nebenbei noch die Geschichten von Tridans Halbbruder und dessen Bettgefährtin zu erzählen, nimmt das von Boon selbst verfasste Drehbuch manch mühsamen Umweg. Und zwischendurch wird es arg albern. Entscheidend ist jedoch der Kern der Geschichte, der von ernstgemeinter Nächstenliebe handelt.
Wie einst Peter Sellers als gutmütiger Gärtner in "Willkommen, Mr. Chance" (1979) wird auch Tridan in eine ihm fremde Welt geworfen und öffnet ihr durch seine unbefangene Art für ihren Zynismus und ihre emotionale Kälte die Augen. Am schönsten veranschaulicht das eine Szene in der Pariser Metro, in der Tridan einer abgebrühten Welt nicht nur sein eigenes Lächeln schenkt, sondern ihr auch eins abringt. Diese kleine Szene hätte unglaublich peinlich geraten können, doch Boon inszeniert sie so, dass sie auch dem Kinopublikum ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
Entwaffnende Ehrlichkeit
Es ist dieser unbefangene Charme, vom Schauspieltrio Boon, Merad und Charlotte Gainsbourg leidenschaftlich auf die Leinwand geworfen und von Boon im sommerlich-warmen Licht und in bunten Farben inszeniert, der "Voll ins Leben" ausmacht. Tridans anfängliche Schwäche, seine Lächerlichkeit, entpuppt sich am Ende als größte Stärke dieser Figur. Ihre Ehrlichkeit und Gutmütigkeit sind entwaffnend. Dem kann sich letztlich auch das Kinopublikum nicht entziehen, das mit einer Romanze belohnt wird, die in ihrer Naivität und ihrem Eskapismus schon wieder etwas Wahrhaftiges hat.
Fazit: Wie in so vielen Filmen von und mit Dany Boon besitzt auch dieser eine ausgesprochen konstruierte, unglaubwürdige Prämisse. Wer sich dennoch darauf einlässt wird mit einer liebenswerten Komödie belohnt, die hinter all den Blödeleien eine ehrliche Beziehung unter Brüdern und eine aufrichtige Romanze verbirgt. Mann muss nur genau hinsehen.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Voll ins Leben"
Land: FrankreichJahr: 2023
Genre: Komödie
Kinostart: 14.09.2023
Regie: Dany Boon
Darsteller: Dany Boon als Tridan Lagache, Kad Merad als Louis, Charlotte Gainsbourg als Roxane, Maxime Gasteuil als Didier Lagache, Caroline Anglade als Françoise Lagache
Kamera: Glynn Speeckaert
Verleih: Leonine Distribution
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