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Dangan Runner (1996)

Dangan ranna

Temporeicher Experimentalfilm aus Japan über "Laufen" als ErlösungKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
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Ein Möchtegern-Bankräuber (Tomorowo Tagichi) vergisst seine Maske auf seinem ersten großen Raubüberfall und verpfuscht dann den Versuch, eine Ersatzmaske aus dem nahe gelegenen Supermarkt zu stehlen. Der Ladenbesitzer (Diamant Yukai), ein abgehalfterter und drogensüchtiger Rockstar, jagt den Dieb und läuft buchstäblich in einen Yakuza-Boss (Shinichi tsutsumi), dem er Geld schuldet… Eine Verfolgungsjagt beginnt, in die sich schließlich auch die örtliche Polizeit und diverse Yakuza-Clans einklinken, in einer Nacht, durch die Straßen von Tokio, pausenlos. Das Laufen wird zum Selbstzweck, zum Schwebezustand, zur Droge - und zur Erlösung.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Bei "Dangan Runner" handelt es sich um den Debütfilm des japanischen Regisseurs Hiroyuki Tanaka, besser bekannt als Sabu, aus dem Jahr 1996, produziert vom legendären Nikkatsu-Studio. Er wurde damals zur Berlinale eingeladen und durch den Erfolg dort auf weiteren Festivals gezeigt, was Sabus Bekanntheit vor allem im Ausland begründete. Wie bei weiteren, folgenden Filmen stellt er auch in seinem Debüt gesellschaftliche Außenseiter in den Mittelpunkt, Typen vom Rande der Gesellschaft, deren Schicksale sich hier auf ungewöhnliche Weise miteinander verknüpfen.

Alles beginnt mit der geplanten Bankraub: Der vom Leben (und seiner Geliebten) enttäuschte Yasuda hat genug von den alltäglichen Ungerechtigkeiten und will sich holen, was ihm zusteht. Knapp vor dem Überfall fällt ihm zufällig ein, dass er keine Maske mitgenommen hat, um sein Gesicht zu verdecken. Der Mini-Raub einer Gesichtsmaske in einem kleinen Supermarkt geht schief, da ihn der Ladenbesitzer auf frischer Tat ertappt. Eine Verfolgungsjagd beginnt, an die sich schließlich auch noch ein örtlicher Yakuza anhängt, dem der Ladenbesitzer Geld schuldet. Die drei Männer laufen durch die Straßen Tokios, um ihr Leben, weg von ihrem jeweiligen Verfolger, weg von ihrem Leben - ohne Ziel.

Da erst keiner den anderen einholen kann, wird das Laufen irgendwann zum Selbstzweck: Die drei schweifen gedanklich ab, denken über ihr Leben nach, geben sich Fantasien hin, die trotz der unterschiedlichen Herkunft der drei sehr ähnlich sind. Als sie an einer attraktiven jungen Frau vorbeilaufen, hat jeder von ihnen seine eigenen, sexuellen Fantasien. Als es Nacht wird, gelangen alle drei in einen Trancezustand, das eigentliche Motiv der Verfolgung wird irrelevant, wird vergessen. Plötzlich laufen sie nebeneinander her, lächeln sich an, aus den drei Feinden wurden plötzlich Freunde, vereint durch ihre ziellose Bewegung, die das Leben selbst repräsentiert.

"Dangan Runner" ist in erster Linie ein metaphorisch zu deutendes Werk. Das "Laufen" wird zum Synonym für die Existenz an sich. Sabus Film lässt sich auch als sozialkritisch deuten: Denn trotz unterschiedlicher Ausgangslagen werden die drei Protagonisten schließlich zu Verwandten, ja: Gleichen, was abermals durch das Laufen symbolisiert wird, dessen Zweck sich im Zuge der Handlung ändert. Dient die Bewegung erst einzig dazu, den anderen einzufangen bzw. gleichzeitig vor dem Verfolger wegzulaufen, wird sie schließlich zur absichtslosen Tätigkeit an sich, die die drei auf eine Stufe stellt. Und sie sogar zu Brüdern (im Geiste) werden lässt.

Sabus Film ist dadurch existenzialistisch, die Aussage lässt sich mit Zen-Idealen vergleichen, die da ist: Lass deine Ziele und Absichten hinter dir, lass dich nicht von Materiellem treiben, lass dich einfach vom Leben treiben und sieh, wo du landest. Dass sich inzwischen auch Polizei und Yakuza-Clans an die Fersen der drei geheftet haben, die ganz andere Absichten verfolgen, die sie zu einem tragischen Ende führen wird, verstärkt die Metapher umso stärker.

Fazit: "Dangan Runner" ist ein ungewöhnlicher, experimenteller Independent-Streifen aus Japan. Beinahe die Hälfte der Laufzeit wird mit Lauf-Zeit der Protagonisten gefüllt, die mit wackeliger Handkamera und schroffen Schnitten inszeniert wurde. Auch der Symbolismus, der die Kernaussagen des Films begründet, macht das Werk nicht für jeden zugänglich, weshalb er nur für eingefleischte Arthouse- und Kunstfilm-Aficionados wirklich zu empfehlen ist.




Besetzung & Crew von "Dangan Runner"

Land: Japan
Jahr: 1996
Genre: Action
Originaltitel: Dangan ranna
Länge: 82 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 17.08.2023
Regie: Hiroyuki Tanaka
Darsteller: Tomorowo Taguchi als Shinkichi Yasuda, Akaji Maro als Kibo Boss, Ren Ohsugi als Kurogi, Hiroshi Shimizu, Ikko Suzuki
Kamera: Shuji Kuriyama
Verleih: Rapid Eye Movies



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