Die Mittagsfrau (2023)
Mehrere Jahrzehnte umspannende Geschichte über eine Frau, die sich als Jüdin im Nazi-Deutschland der 20er- und 30er-Jahre durchs Leben und den Alltag kämpft.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 8 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Helene (Mala Emde) zieht in den 20er-Jahren mit ihrer Schwester Martha (Liliane Amuat) nach Berlin zu ihrer Tante Fanny (Fabienne Elaine Hollwege). Während sich Martha in der deutschen Glitzermetropole ganz den rauschenden Partys und der Ekstase hingibt, hat die ruhige Helene andere Ziele: Sie möchte Medizin studieren und Ärztin werden. Das Glück scheint auf ihrer Seite zu sein, als sie mit Karl (Thomas Prenn) der Liebe ihres Lebens begegnet. Doch das Liebesglück währt nur kurz. Unerwartet verstirbt der junge Mann. Hinzu kommt der politische Aufstieg der Nazis, durch den sich für die Jüdin Helene das Leben mit einem Schlag verändert. Wenig später lernt sie mit Wilhelm (Max von der Groeben) einen neuen Mann kennen, dessen traditionelle Rollenbilder und konservative Ansichten jedoch nicht mit dem Freigeist und der Lebenslust von Helene zusammenpassen. Helene sieht sich gezwungen, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen.
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Filmkritik
Verfolgung, Tod, (Nach-)Kriegsterror
Die österreichische Filmemacherin Barbara Albert nimmt sich mit der "Mittagsfrau" der Verfilmung eines Romans an, der sich 2007 zu einem Riesenerfolg für Autorin Julia Franck entwickelte. Das Buch behandelt eine Fülle an Themen, die ein abendfüllender Spielfilm gar nicht im Stande ist abzudecken – trotz einer beachtlichen Laufzeit von über 135 Minuten. Einige der wichtigsten aber bringt Albert unter.
Es geht um traumatische Kriegserfahrungen, Nazi-Terror, den Überlebenskampf im besetzten Nachkriegsdeutschland, Mutterschaft, Selbstbestimmung und Identitätssuche. Beobachtet man die schlimmen Ereignisse und persönlichen Katastrophen, die Helene widerfahren, fragt man sich unweigerlich wie viel ein Mensch im Stande ist auszuhalten und zu ertragen.
Radikale Entscheidungen
Da scheint es zunächst nur folgerichtig, dass sich die Hauptfigur, dringlich und virtuos gespielt von Mala Emde, irgendwann zum Schutz in sich selbst zurückzieht. Obwohl man nicht alle Handlungen und Verhaltensweisen der sensiblen, wankelmütigen Helene nachvollziehen kann. Etwa, wieso sie sich als Jüdin in die Ehe mit einem blonden, blauäugigen Nazi-Sympathisanten begibt. Vor allem aber eine Entscheidung erscheint in ihrer Radikalität kaum fassbar und rigoros.
All dies macht es herausfordernd, eine emotionale Bindung zur Protagonistin aufzubauen. In diesen Momenten hilft es sich vor Augen zu führen, dass diese Frau aufgrund dramatischer äußerer Umstände und schwerer Schicksalsschläge schlicht den Kontakt und Zugang zu sich selbst verloren hat. Das größte Ärgernis: Die epische Erzählung, die sich über 30 Jahre erstreckt, springt zu oft in den Zeiten hin und her und macht es damit schwer, stets den Überblick zu behalten. Zudem entstehen immer wieder Lücken, die der Zuschauer – gedanklich – selber füllen muss. Vielleicht hätten ein TV-Zweiteiler oder ein serielles Format (Mini-Serie) aufgrund der erzählerischen Länge und inhaltlichen Fülle mehr Sinn ergeben.
Fazit: Überlebensgroße, die Dekaden umspannende Geschichte über eine junge Frau und Mutter im Berlin der 30er-Jahre. Großartig gespielt und authentisch ausgestattet, aber mit einer ausgefransten, bisweilen unachtsamen Erzählstruktur, durch die einige Lücken entstehen.
Die österreichische Filmemacherin Barbara Albert nimmt sich mit der "Mittagsfrau" der Verfilmung eines Romans an, der sich 2007 zu einem Riesenerfolg für Autorin Julia Franck entwickelte. Das Buch behandelt eine Fülle an Themen, die ein abendfüllender Spielfilm gar nicht im Stande ist abzudecken – trotz einer beachtlichen Laufzeit von über 135 Minuten. Einige der wichtigsten aber bringt Albert unter.
Es geht um traumatische Kriegserfahrungen, Nazi-Terror, den Überlebenskampf im besetzten Nachkriegsdeutschland, Mutterschaft, Selbstbestimmung und Identitätssuche. Beobachtet man die schlimmen Ereignisse und persönlichen Katastrophen, die Helene widerfahren, fragt man sich unweigerlich wie viel ein Mensch im Stande ist auszuhalten und zu ertragen.
Radikale Entscheidungen
Da scheint es zunächst nur folgerichtig, dass sich die Hauptfigur, dringlich und virtuos gespielt von Mala Emde, irgendwann zum Schutz in sich selbst zurückzieht. Obwohl man nicht alle Handlungen und Verhaltensweisen der sensiblen, wankelmütigen Helene nachvollziehen kann. Etwa, wieso sie sich als Jüdin in die Ehe mit einem blonden, blauäugigen Nazi-Sympathisanten begibt. Vor allem aber eine Entscheidung erscheint in ihrer Radikalität kaum fassbar und rigoros.
All dies macht es herausfordernd, eine emotionale Bindung zur Protagonistin aufzubauen. In diesen Momenten hilft es sich vor Augen zu führen, dass diese Frau aufgrund dramatischer äußerer Umstände und schwerer Schicksalsschläge schlicht den Kontakt und Zugang zu sich selbst verloren hat. Das größte Ärgernis: Die epische Erzählung, die sich über 30 Jahre erstreckt, springt zu oft in den Zeiten hin und her und macht es damit schwer, stets den Überblick zu behalten. Zudem entstehen immer wieder Lücken, die der Zuschauer – gedanklich – selber füllen muss. Vielleicht hätten ein TV-Zweiteiler oder ein serielles Format (Mini-Serie) aufgrund der erzählerischen Länge und inhaltlichen Fülle mehr Sinn ergeben.
Fazit: Überlebensgroße, die Dekaden umspannende Geschichte über eine junge Frau und Mutter im Berlin der 30er-Jahre. Großartig gespielt und authentisch ausgestattet, aber mit einer ausgefransten, bisweilen unachtsamen Erzählstruktur, durch die einige Lücken entstehen.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Die Mittagsfrau"
Land: DeutschlandJahr: 2023
Genre: Drama
Länge: 126 Minuten
Kinostart: 28.09.2023
Regie: Barbara Albert
Darsteller: Mala Emde als Helene, Max von der Groeben als Wilhelm, Thomas Prenn als Karl, Liliane Amuat als Martha, Laura Louisa Garde
Kamera: Filip Zumbrunn
Verleih: Wild Bunch
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