The Nun II (2023)

Deftige Jump-Scares

Nachdem der kommerziell höchst erfolgreiche Erstling in einem düsteren Kloster angesiedelt war, geht es für Irene diesmal in ein schauriges Internat nach Frankreich. Die Schule erweist sich mit ihren langen, dunklen Gängen, den vielen Räumen und der religiösen Symbolik als guter, stimmungsvoller Schauplatz, aus dem der mit dem "Conjuring - Die Heimsuchung"-Universum vertraute Regisseur Michael Chaves ("Lloronas Fluch") einiges an Atmosphäre herausholt.

Überhaupt erweist sich Chaves als handwerklich geschulter, stilsicherer Regisseur, der auch "The Nun 2" seinen eigenen, klar erkennbaren Look verpasst. Dazu zählen klug gewählte, ungewöhnliche Kameraperspektiven, im Halbdunkeln oder Dunkeln spielende Szenen ebenso wie heftige, unerwartete Schockmomente. Zwei dieser Jump-Scares gehören vermutlich zu den besten, wirkungsvollsten Schockeffekten der gesamten "Conjuring"-Filmreihe inklusiver aller Spin-Offs (Stichwort: Zeitschriften).

Irene hadert mit ihrem Glauben

Neben der traumhaft-hypnotisierenden Wirkung des Settings überzeugen meist auch die Auftritte des titelgebenden Dämons, der hier in facettenreichen Erscheinungsformen auftaucht. Taissa Farmiga als Hauptfigur Irene verleiht ihrem Charakter Würde und tritt glaubhaft als innerlich zerrissene, psychisch fragile Ordensschwester auf, die mit ihrem Glauben hadert. Weniger Sorgfalt ließ Drehbuchautorin Akela Cooper leider bei der Ausarbeitung der übrigen Protagonisten walten. Dazu zählen eine Lehrerin an der Schule sowie ihre Tochter, die ebenfalls von finsteren Erscheinungen und Visionen gequält wird. Beide sind nur oberflächlich angelegt, charakterliche Tiefe oder persönliche Entwicklungen sucht man vergebens.

Auch dramaturgische Originalität und eine ausgeklügelte Story lässt "The Nun 2" vermissen. Vielfach hat man das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Nur eben an einem anderen Handlungsort. Der Spannungsbogen ist weitestgehend derselbe wie in "The Nun", die inhaltlichen Einschübe sind erwart- und absehbar.

Fazit: Mysteriöser, unheilvoller Dämonen-Schocker mit atmosphärischem Feinsinn und überzeugenden Schauwerten, der die entsprechende Qualität bei der Charakterzeichnung vermissen lässt. Und mit einer wenig einfallsreichen, unoriginellen Story enttäuscht.