oder

Luise (2023)

In diesem deutsch-französischen Drama lässt Regisseur Matthias Luthardt drei unterschiedliche Menschen und ihre Wertvorstellungen auf engem Raum aufeinanderprallen.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Kurz vor dessen Ende dringt der Erste Weltkrieg bis auf einen abgeschiedenen Bauernhof im Elsass vor. Die ledige Bäuerin Luise (Luise Aschenbrenner), die ihre just verstorbene Mutter noch nicht beerdigt hat, sieht sich mit zwei Eindringlingen konfrontiert. Die französische Zivilistin Hélène (Christa Théret) und ihr Verfolger, der deutsche Soldat Hermann (Leonard Kunz), suchen bei Luise Unterschlupf, um sich vor einem deutschen Hauptmann (Aleksandar Jovanovic), der hinter beiden her ist, zu verstecken.

Anfänglich nur als Notlösung gedacht, denn eigentlich will Hélène in die Niederlande weiterziehen und Hermann nur eine durch Hélène erlittene Wunde auskurieren, verlängert sich beider Aufenthalt. Während Luise und Hélène einander näherkommen, wird Hermann zusehends ausgeschlossen. Von Eifersucht gepackt, appelliert er an Luises christlichen Glauben und versucht, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen.

Bildergalerie zum Film "Luise"

LuiseLuiseLuiseLuiseLuiseLuise

Hier streamen


Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

"Luise": Im Westen was Neues

Der Auftakt von Matthias Luthardts neuem Film erinnert unweigerlich an einen anderen, der während des Ersten Weltkriegs spielt: Edward Bergers "Im Westen nichts Neues" (2022). Wie die mit vier Oscars prämierte Netflix-Produktion so beginnt auch "Luise" mit Bildern eines Walds. Und auch bei Luthardt ("Pingpong") ist unter allen Wipfeln Ruh, während die lärmende Front unweit davon verläuft und sich zwischen dem beinahe kontemplativen Anfang und Ende seines Films Schlimmes zuträgt. Was geschieht und wie dies vermittelt wird, könnte hingegen kaum weiter von Bergers grausamem Schlachtengemälde entfernt sein.

Der Fuchs als Feindbild

Zwei weitere Parallelen tun sich auf, liegt in Bergers Adaption von Erich Maria Remarques Millionenseller zwischen dem sicheren Schutz der Bäume doch eine Füchsin mit ihren Jungen verborgen. In "Luise", das zwar keine offizielle Adaption, dessen Handlung aber von D. H. Lawrence' Erzählung "Der Fuchs" (1923) inspiriert ist, stiehlt das Raubtier Hühner und steht wie in der literarischen Vorlage für etwas anderes: den männlichen Eindringling, sein manipulatives Geschick und seine körperliche Dominanz. In der Deutung des symbolträchtigen Tieres gehen Luthardt und sein Co-Autor Sebastian Bleyl ("Fado - Die Stimmen von Lissabon") allerdings einen Schritt weiter. Anders als bei Lawrence, in dessen Erzählung die zwei Frauen bereits jahrelang einen Haushalt teilten, dringt neben dem Mann auch die zweite Frau ins Leben der ersten ein. Und während der Mann den Fuchs als Strafe Gottes für das sündige Verlangen zwischen den zwei Frauen interpretiert, ist er blind für sein eigenes eifersüchtiges, unerfülltes und letztlich toxisches Begehren. Es bleibt nicht der letzte Unterschied zur Vorlage.

Lawrence' Erzählung wurde schon einmal verfilmt. Und wie in "The Fox" (1967), dem Regiedebüt des Schauspielers Mark Rydell, der später "Am goldenen See" (1981) drehte, verlegt auch Luthardt den Handlungsort, behält im Gegensatz zu Rydell aber die Epoche bei. Statt im englischen Berkshire während des Ersten Weltkriegs spielte "The Fox" in der Gegenwart in Kanada. Luthardts "Luise" wiederum ist im Elsass angesiedelt, was dazu führt, dass nicht nur unterschiedliche Geschlechter und Gelüste, sondern auch Sprachen und Kulturen aufeinanderprallen.

Sprachbarrieren und die Enge in den Köpfen

Hermetisch geht es auch bei Luthardt zu. Statt in die Enge der Schützengräben blickt der Filmemacher in die Enge eines Bauernhauses, das sinnbildlich für die Enge in den Köpfen steht. Durch die kleinen Fenster dringt in die niederen Räume kaum Helligkeit. Kamerafrau Lotta Kilian ("Landstück") taucht all das ins fahle Licht des heraufziehenden Herbstes und in kühle Farben.

Was bei Lawrence nur angedeutet wird, wird bei Rydell und Luthardt explizit: die Liebe zwischen den zwei Frauen. Killian findet dafür wunderschöne, intime und niemals voyeuristische Bilder. Luthardts kammerspielartige Inszenierung lebt von den Leistungen des Ensembles. Luise Aschenbrenner, Christa Théret, Leonard Kunz und Aleksandar Jovanovic machen ihre Sache gut. Besonders Aschenbrenners und Jovanovics fließender Übergang vom Elsässischen zum Deutschen und Französischen fasziniert. Mitunter scheint es so, als wechselten sie mit der Sprache auch ihre Persönlichkeit.

Auch für den Schluss haben sich Matthias Luthardt und sein Co-Autor für eine Abweichung von der Vorlage entschieden. Statt mit dem Eindringling fortzugehen, geht die Titelheldin allein. Was nur möglich ist, weil es ihr gelingt, eine anfänglich gezeigte Scheu zu überwinden. Den ruhenden Wald im Rücken strebt sie auf ein Tal zu, den freien Raum vor Augen.

Fazit: Matthias Luthardts von D. H. Lawrence' Erzählung "Der Fuchs" (1923) inspiriertes Drama "Luise" ist ein dicht inszeniertes Kammerspiel. Gut gespielt, fasziniert vor allem der Einsatz der Sprache, die Barriere bleibt, wo Gefühle Brücken bauen, bevor Eifersucht diese brutal niederreißt.




TrailerAlle "Luise"-Trailer anzeigen

Zum Video: Luise

Besetzung & Crew von "Luise"

Land: Deutschland, Frankreich
Jahr: 2023
Genre: Drama
Länge: 95 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 31.08.2023
Regie: Matthias Luthardt
Darsteller: Aleksandar Jovanovic als Hauptmann, Christa Theret als Elsa, Luise Aschenbrenner als Luise, Leonard Kunz als Hermann
Kamera: Lotta Kilian
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH

Verknüpfungen zu "Luise"Alle anzeigen





Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.