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Passages (2023)

In diesem in Paris spielenden Beziehungsdrama von Regisseur Ira Sachs gehen die Gefühle mit einem Filmemacher durch.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
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Tomas (Franz Rogowski) und Martin (Ben Whishaw) sind seit Jahren glücklich verheiratet. Tomas ist Filmregisseur, Martin Grafiker mit eigener Druckerei. Das Paar lebt in Paris und hat ein Wochenendhäuschen auf dem Land. Doch urplötzlich ist Tomas all das nicht genug. Er will mehr und stürzt sich während der Abschlussparty seines jüngsten Filmdrehs in eine Affäre mit der Grundschullehrerin Agathe (Adèle Exarchopoulos), die schließlich dazu führt, dass er aus der gemeinsamen Wohnung mit Martin aus- und bei Agathe einzieht.

Tief verletzt geht Martin derweil eigene Wege. Er beginnt eine Affäre mit dem vielversprechenden Schriftsteller Amad (Erwan Kepoa Falé), der ihm und Tomas vom befreundeten Verleger Clément (William Nadylam) vorgestellt wurde, was Tomas überhaupt nicht schmeckt. Seinerseits von Eifersucht gepackt, will er Martin zurück, während die feurige Leidenschaft zu Agathe zusehends erlischt.

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"Passages": Liebe geht seltsame Wege

Ira Sachs' oft queeres und stets von ungewöhnlichen Beziehungen handelndes Kino erfreut sich im internationalen Filmfestival-Kreislauf großer Beliebtheit. Schon "The Delta" (1996), das in seiner Heimatstadt Memphis, Tennessee angesiedelte Langfilmdebüt des 1965 dort geborenen Regisseurs, schaffte es in die Wettbewerbe des Sundance Film Festivals und des International Film Festival Rotterdam. Mit seinem nächsten abendfüllenden Spielfilm "Forty Shades of Blue" (2005) nahm Sachs vom Sundance den Großen Preis der Jury mit nach Hause. Für "Keep the Lights On" (2012), der beim Sundance Premiere feierte und danach auf zahlreichen Festivals zu sehen war, erhielt er bei der Berlinale den Teddy Award. In der deutschen Hauptstadt liefen auch "Liebe geht seltsame Wege" (2014), "Little Men" (2016) und jüngst "Passages", während es "Frankie" (2019) gar bis nach Cannes schaffte und an der Croisette um die Goldene Palme konkurrierte.

Die Verwirrungen des Filmemachers Tomas

Sachs' jüngstes Drama, das er wie all seine Filme seit "Keep the Lights on" gemeinsam mit seinem Co-Autor Mauricio Zacharias geschrieben hat, spielt in Paris, wo Sachs in seinen 20ern gelebt hat. In der Stadt der Liebe treffen ein Deutscher, ein Engländer und eine Französin aufeinander, und wir werden Zeuge, wie deren Liebe seltsame Wege geht. Der von Franz Rogowski ausgesprochen körperbetont gespielte Regisseur Tomas möchte seine auch für ihn selbst völlig unerwartet entflammten Gefühle für die Grundschullehrerin Agathe (Adèle Exarchopoulos) erforschen und bittet seinen langjährigen Partner und Ehemann Martin (Ben Whishaw) um ein großes Opfer, nämlich dies einfach zuzulassen und zu akzeptieren. Schlimmer noch: Eine eigene Affäre gesteht Tomas seinem Partner nicht zu.


Schon die Ausgangskonstellation, dass ein homosexueller Mann seinen Partner mit einer Frau betrügt, ist erfrischend und lange überfällig. Mutig ist indessen, dass Sachs und Zacharias diesen Protagonisten durchweg unfreundlich zeichnen. Franz Rogowskis Tomas agiert so impulsiv und selbstsüchtig, dass eine Identifikation mit ihm undenkbar erscheint. Hier liegt denn auch das größte Problem eines ansonsten einwandfrei gestalteten Films.

Kein Publikumsliebling

Die Mise en Scène etwa ist wunderbar. Sachs lässt seiner Kamerafrau Josée Deshaies ("##f-3010039###") freie Hand, und sie dankt es ihm mit ruhigen, lange gehaltenen Einstellungen, in denen die exakt positionierten Figuren sich perfekt aufeinander abgestimmt bewegen und sich dabei nicht scheuen, der Kamera den Rücken zuzudrehen. Im Zusammenspiel mit der für jede Figur individuell zusammengestellten Garderobe von Kostümbildnerin Khadija Zeggaï ("Aheds Knie", "Synonymes") und den farblich darauf abgestimmten Szenenbildern von Pascale Consigny ("Der Sommer mit AnaÏs", "Aheds Knie") ergibt sich ein ungemein authentisch wirkendes Bild einer zeitgenössischen Kunstszene und jener Kreise, die diese Szene nur an den Rändern berühren.

"Passages" ist intensives Gefühlskino, dass vor expliziten Szenen ebenso wenig zurückschreckt wie davor, sich emotional nackig zu machen. Franz Rogowski, Ben Whishaw und allen voran die einmal mehr umwerfende Adèle Exarchopoulos spielen das mal impulsiv, mal zärtlich und jeder Zeit verletzlich. Dass das Verhältnis zwischen den Zuschauenden und den Figuren bis zuletzt distanziert und unterkühlt bleibt, können aber auch sie nicht ändern. Ein Publikumsliebling wie noch "Liebe geht seltsame Wege" ist "Passages" nicht.

Fazit: Wie es der Titel vermuten lässt, handelt Ira Sachs' neuer Film von Übergängen. Das fein inszenierte und feinfühlig gespielte Beziehungsdrama, in dem ein impulsiver Regisseur in eine neue Beziehung taumelt und unversehens wieder aus dieser herausfällt, leidet in erster Linie an seiner unausstehlichen Hauptfigur und der emotionalen Distanz, die das Kinopublikum zu ihr und den übrigen Figuren aufbaut und bis zum Filmende nicht überwinden kann.




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Besetzung & Crew von "Passages"

Land: Frankreich, Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Drama, Romantik
Länge: 91 Minuten
Kinostart: 31.08.2023
Regie: Ira Sachs
Darsteller: Franz Rogowski als Tomas Freiburg, Ben Whishaw als Martin, Adèle Exarchopoulos als Agathe, Erwan Kepoa Falé als Amad, Arcadi Radeff als Dimo
Kamera: Josée Deshaies
Verleih: MUBI

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