Auf der Adamant (2023)
Sur l'Adamant
Dokumentarfilm über eine wie ein Schiff auf der Seine liegende Tagesklinik für psychisch Kranke in Paris.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die Adamant ist ein Gebäude aus Holz mit großen Fenstern zum Fluss. Es liegt wie ein ankerndes Schiff auf dem Wasser, am rechten Seine-Ufer mitten in Paris. Die Tagesgäste betreten es über zwei Stege. Manche von ihnen kommen regelmäßig, andere nur ab und zu. Sie benötigen psychiatrische Betreuung, nehmen Medikamente. Hier können sie mit anderen Patienten, mit psychologischem oder pflegerischem Personal sprechen, in zwangloser Atmosphäre einen Kaffee trinken. Sie finden ein soziales Umfeld, das nicht ausgrenzt.
Die Besucher und Besucherinnen der Tageseinrichtung arbeiten mit im Café, schauen Filme, schlagen gemeinsame Ausflüge und kulturelle Unternehmungen vor. Sie nutzen nach Lust und Laune Angebote wie Malen, Komponieren, Nähen. Manchmal wird Marmelade gekocht. Überall entstehen Gespräche, in den Workshops, auf dem Gang oder dem Balkon mit Blick auf das Wasser. Die Tagesgäste nehmen teil am sozialen Leben, ohne Leistungs- und Anpassungsdruck.
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Filmkritik
"Auf der Adamant": Eine Arche, die willkommen heißt
Der französische Dokumentarfilmer Nicolas Philibert ist hierzulande wohl am besten bekannt für seinen herausragenden Film "Sein und Haben" von 2002. Dieser zeigte den Alltag in einer französischen Dorfschule. Philibert aber interessiert sich auch sehr für den Umgang der Gesellschaft mit psychisch Kranken und drehte schon für "Nichts als Kleinigkeiten" aus dem Jahr 1997 in einer psychiatrischen Klinik. "Auf der Adamant" beobachtet das Geschehen in einer modernen, offenen Tageseinrichtung in Paris, die es Menschen mit seelischen Leiden ermöglicht, ihre Isolation zu durchbrechen und sich kreativ zu entfalten. Der Film erhielt den Goldenen Bären auf der Berlinale 2023.
Reden über Kunst und einen Schmetterling
Philibert schnappt mit der Kamera Momente auf. Ein Mann gießt die Blumen. Ein anderer will wissen, ob er jetzt gefilmt wird, lässt sich auf ein Gespräch ein. In einer Gruppe stellen Leute ihre gerade gemalten Bilder vor. Viele Tagesgäste der Adamant, die ihre Tore 2010 öffnete, schätzen es sichtlich, mit anderen in Dialog zu treten. Manchmal vermischen sich Realität und Fantasie. Ein Mann schwärmt vom Besuch eines Musikfestivals, er habe sogar einen Schmetterling gesehen. Er erzählt auch, dass Wim Wenders ihn und seinen Bruder in einem seiner Spielfilme verewigt habe, ohne es ihm zu sagen. Im Grunde sucht dieser Mann wohl auch nur Geschichten, um sich zu verstehen und verstanden zu fühlen. Philibert erzeugt beim Publikum eine Verbundenheit mit den Protagonisten oder wie er es selbst ausdrückt, "das Gefühl, Teil der gleichen Welt zu sein".
Im Fluss des Lebens treiben
Die Menschen, die auf der Adamant das Gespräch suchen, wissen, dass sie Medikamente brauchen. Aber sich brauchen noch etwas anderes, und das zeigt dieser Film, der nichts erklärt, ganz hervorragend: Sie machen Musik, dichten, zeichnen und geben dabei ihren Sehnsüchten, Fantasien und Gefühlen ein Gesicht. Es ist sinnerfüllt und staunend. Die Tagesgäste erfahren sich als nicht in erster Linie krank, sondern als dialogfähig. Sie schwimmen mit im Fluss der Gesellschaft, bringen sich ein. Der Blick aus den großen Fenstern auf die Seine und ihre Schiffe entspricht diesem Erleben. So kann eine psychiatrische Versorgung aussehen, die diejenigen, die mit chronischen Leiden leben müssen, nicht einfach nur ruhigstellt.
Fazit: Der Dokumentarfilmer Nicolas Philibert beobachtet den Alltag auf der Adamant, einem schiffsähnlichen Gebäude auf der Pariser Seine, das Psychiatriepatienten als Tageseinrichtung dient. Wer hierher kommt, findet ein Stück weit aus der Isolation heraus, bei einem Kaffee oder dem Zeichnen und Musizieren in einem Workshop. Die Kamera schnappt wie auf einem Dorfplatz Gespräche auf, mäandert im Geschehen mit. Ganz zwanglos reift die Erkenntnis, dass die Menschen hier nicht auf ihre Krankheit reduziert werden können, sondern Talente und Fähigkeiten mitbringen, die sie stark machen. Das Publikum wird zum Nachdenken angeregt, warum es nicht schon längst mehr inkludierende Orte wie die Adamant gibt.
Der französische Dokumentarfilmer Nicolas Philibert ist hierzulande wohl am besten bekannt für seinen herausragenden Film "Sein und Haben" von 2002. Dieser zeigte den Alltag in einer französischen Dorfschule. Philibert aber interessiert sich auch sehr für den Umgang der Gesellschaft mit psychisch Kranken und drehte schon für "Nichts als Kleinigkeiten" aus dem Jahr 1997 in einer psychiatrischen Klinik. "Auf der Adamant" beobachtet das Geschehen in einer modernen, offenen Tageseinrichtung in Paris, die es Menschen mit seelischen Leiden ermöglicht, ihre Isolation zu durchbrechen und sich kreativ zu entfalten. Der Film erhielt den Goldenen Bären auf der Berlinale 2023.
Reden über Kunst und einen Schmetterling
Philibert schnappt mit der Kamera Momente auf. Ein Mann gießt die Blumen. Ein anderer will wissen, ob er jetzt gefilmt wird, lässt sich auf ein Gespräch ein. In einer Gruppe stellen Leute ihre gerade gemalten Bilder vor. Viele Tagesgäste der Adamant, die ihre Tore 2010 öffnete, schätzen es sichtlich, mit anderen in Dialog zu treten. Manchmal vermischen sich Realität und Fantasie. Ein Mann schwärmt vom Besuch eines Musikfestivals, er habe sogar einen Schmetterling gesehen. Er erzählt auch, dass Wim Wenders ihn und seinen Bruder in einem seiner Spielfilme verewigt habe, ohne es ihm zu sagen. Im Grunde sucht dieser Mann wohl auch nur Geschichten, um sich zu verstehen und verstanden zu fühlen. Philibert erzeugt beim Publikum eine Verbundenheit mit den Protagonisten oder wie er es selbst ausdrückt, "das Gefühl, Teil der gleichen Welt zu sein".
Im Fluss des Lebens treiben
Die Menschen, die auf der Adamant das Gespräch suchen, wissen, dass sie Medikamente brauchen. Aber sich brauchen noch etwas anderes, und das zeigt dieser Film, der nichts erklärt, ganz hervorragend: Sie machen Musik, dichten, zeichnen und geben dabei ihren Sehnsüchten, Fantasien und Gefühlen ein Gesicht. Es ist sinnerfüllt und staunend. Die Tagesgäste erfahren sich als nicht in erster Linie krank, sondern als dialogfähig. Sie schwimmen mit im Fluss der Gesellschaft, bringen sich ein. Der Blick aus den großen Fenstern auf die Seine und ihre Schiffe entspricht diesem Erleben. So kann eine psychiatrische Versorgung aussehen, die diejenigen, die mit chronischen Leiden leben müssen, nicht einfach nur ruhigstellt.
Fazit: Der Dokumentarfilmer Nicolas Philibert beobachtet den Alltag auf der Adamant, einem schiffsähnlichen Gebäude auf der Pariser Seine, das Psychiatriepatienten als Tageseinrichtung dient. Wer hierher kommt, findet ein Stück weit aus der Isolation heraus, bei einem Kaffee oder dem Zeichnen und Musizieren in einem Workshop. Die Kamera schnappt wie auf einem Dorfplatz Gespräche auf, mäandert im Geschehen mit. Ganz zwanglos reift die Erkenntnis, dass die Menschen hier nicht auf ihre Krankheit reduziert werden können, sondern Talente und Fähigkeiten mitbringen, die sie stark machen. Das Publikum wird zum Nachdenken angeregt, warum es nicht schon längst mehr inkludierende Orte wie die Adamant gibt.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Auf der Adamant"
Land: FrankreichJahr: 2023
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Sur l'Adamant
Länge: 109 Minuten
Kinostart: 14.09.2023
Regie: Nicolas Philibert
Kamera: Nicolas Philibert
Verleih: Grandfilm