Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik (2023)
Ernest et Célestine: Le voyage en Charabie
In diesem französischen Animationsfilm, einer Fortsetzung von "Ernest & Célestine" (2012), begeben sich ein Bär und eine Maus auf ein Abenteuer in der alten Heimat des Bären.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Den Bären Ernest plagt – wie sollte es auch anders sein? – mal wieder ein Bärenhunger. Normalerweise verdient er seine Brötchen als Straßenmusikant. Ausgerechnet als er gemeinsam mit seiner besten Freundin und Mitbewohnerin, der Maus Célestine, in die Stadt zum Musizieren gehen will, geht seine geliebte Geige zu Bruch. Reparieren kann sie nur ein ausgewiesener Fachmann aus Ernests alter Heimat, die der Bär seit seinem Weggang nie wieder betreten hat.
Die Rückkehr bietet nicht nur für Célestine Ungewohntes. In dem einst so musikalischen Land ist inzwischen nur noch ein einziger Ton erlaubt. Dementsprechend eintönig fallen die Musikstücke aus. Richtig musiziert wird nur noch im Untergrund – und in den öffentlichkeitswirksamen Aktionen des maskierten Rebellen Mifasol, der die Staatsgewalt damit zur Weißglut bringt. Wie konnte es so weit kommen? Ernest und Célestine begeben sich auf Spurensuche und werden dabei mit Ernests Familiengeschichte konfrontiert.
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Filmkritik
"Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik": Hast du Töne?!
Rundum erstklassige Animationsfilme sind eine Seltenheit. Neben der Schwierigkeit, im besten Fall alle Altersklassen anzusprechen, liegt das an deren aufwendiger Herstellung, die vieler Hände Arbeit erfordert. Soll ein Animationsfilm nicht nur eine mitreißende Geschichte erzählen, sondern auch überwältigend aussehen, braucht es ein ordentliches Budget. Was zur nächsten Problematik führt.
Je größer die Budgets, desto kleiner die Experimentierfreude. Wagemutige Kreativitätsstürme wie die jüngsten zwei animierten Versionen des jugendlichen Spinnenmanns Miles Morales in "Spider-Man: A New Universe" (2018) und "Spider-Man: Across the Spider-Verse" (2023) sind die Ausnahme und nicht die Regel. Was bleibt, sind Filme, die sich grob vereinfacht in zwei visuelle Schulen einteilen lassen: den US-Disney-Pixar-Stil und den Japan-Anime-Ghibli-Stil. Angesichts dessen kommt "Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik" bereits optisch erfrischend anders daher.
Vom Kinderbuchregal ins Kino
Zum ersten Mal ließ sich das ungleiche Paar vor einem Jahrzehnt auf der großen Leinwand bewundern; allerdings nicht in Deutschland, wo "Ernest & Celestine" (2012), obwohl mit einem César prämiert und für einen Oscar nominiert, Ende 2013 lediglich direkt auf DVD erschien. Und ja, der darin verwendete Zeichenstil ist nicht neu, allerdings so selten im Kino zu sehen, dass er einem sofort ins Auge sticht. Laut Benjamin Renner, einem der drei Regisseure von "Ernest & Célestine", galten Filme Hayao Miyazakis wie "Kikis kleiner Lieferservice" (1989) als Vorbild. Viel eher als an dessen Stil erinnern die Zeichnungen in "Ernest & Célestine" aber an die späten Werke von Miyazakis Studio-Ghibli-Kollegen und -Konkurrenten Isao Takahata ("Meine Nachbarn die Yamadas", "Die Legende von Prinzessin Kaguya").
Nach Vorbildern auf dem Feld der Animation muss man übrigens überhaupt nicht suchen. Denn die filmischen Abenteuer des musikalischen Bären und seiner smarten Mäusefreundin beruhen auf einer Vorlage, die bereits wundervolle Zeichnungen enthält. Die Belgierin Monique Martin (1928–2000) hat sich die Geschichten um Célestine und Ernest, die in Deutschland zunächst Mimi und Brumm hießen, ausgedacht und unter ihrem Pseudonym Gabrielle Vincent ab 1981 bis zu ihrem Tod in insgesamt 26 von ihr selbst illustrierten Kinderbüchern zu Papier gebracht. Miyazaki hin, Takahata her – letzten Endes orientieren sich die zwei Filme in erster Linie an Vincents von Wasserfarben geprägtem Stil.
Zurück in die alte Heimat, aber kein Heimatfilm
Abseits der in der Flüchtigkeit ihrer Bewegungen scheinbar mühelos aufs Papier geworfenen Zeichnungen zeichnete schon den ersten Film die Qualität aus, durchaus erwachsene Themen kindgerecht zu vermitteln. Ging es in "Ernest & Célestine" darum, Vorurteile gegenüber Fremden abzubauen, geht "Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik" noch einen Schritt weiter. Das Regieduo Julien Chheng und Jean-Christophe Roger erzählt gemeinsam mit ihrem fünfköpfigen Drehbuchteam vom komplizierten Umgang mit Traditionen und dem eigenen Erbe, von Freiheit und Unterdrückung und nicht zuletzt von der befreienden Wirkung von Musik.
In dieser Kombination ist das selten. Und mehr als einmal verschlägt es einem angesichts des Gesehenen und Gehörten die Sprache. Ein wundervoll gezeichneter, feinfühlig erzählter Film, der mit seinem Balanceakt zwischen Zärtlichkeit, Sinnlichkeit und Tiefgründigkeit beeindruckt. Ein filmisches Gedicht, dem man alle Preise dieser Welt wünscht.
Fazit: Die Fortsetzung des auf Gabrielle Vincents Kinderbuchreihe basierenden Zeichentrickfilms "Ernest & Célestine" (2012) übertrifft das Original. "Die Reise ins Land der Musik" des Brummbären und der cleveren Maus ist ein rundum stimmiges Wunderwerk. Erstklassig animiert, feinfühlig und tiefgründig erzählt spricht die zeitlose Geschichte alle Altersklassen an. Einer der besten, wenn nicht der beste Animationsfilm des Jahres 2023!
Rundum erstklassige Animationsfilme sind eine Seltenheit. Neben der Schwierigkeit, im besten Fall alle Altersklassen anzusprechen, liegt das an deren aufwendiger Herstellung, die vieler Hände Arbeit erfordert. Soll ein Animationsfilm nicht nur eine mitreißende Geschichte erzählen, sondern auch überwältigend aussehen, braucht es ein ordentliches Budget. Was zur nächsten Problematik führt.
Je größer die Budgets, desto kleiner die Experimentierfreude. Wagemutige Kreativitätsstürme wie die jüngsten zwei animierten Versionen des jugendlichen Spinnenmanns Miles Morales in "Spider-Man: A New Universe" (2018) und "Spider-Man: Across the Spider-Verse" (2023) sind die Ausnahme und nicht die Regel. Was bleibt, sind Filme, die sich grob vereinfacht in zwei visuelle Schulen einteilen lassen: den US-Disney-Pixar-Stil und den Japan-Anime-Ghibli-Stil. Angesichts dessen kommt "Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik" bereits optisch erfrischend anders daher.
Vom Kinderbuchregal ins Kino
Zum ersten Mal ließ sich das ungleiche Paar vor einem Jahrzehnt auf der großen Leinwand bewundern; allerdings nicht in Deutschland, wo "Ernest & Celestine" (2012), obwohl mit einem César prämiert und für einen Oscar nominiert, Ende 2013 lediglich direkt auf DVD erschien. Und ja, der darin verwendete Zeichenstil ist nicht neu, allerdings so selten im Kino zu sehen, dass er einem sofort ins Auge sticht. Laut Benjamin Renner, einem der drei Regisseure von "Ernest & Célestine", galten Filme Hayao Miyazakis wie "Kikis kleiner Lieferservice" (1989) als Vorbild. Viel eher als an dessen Stil erinnern die Zeichnungen in "Ernest & Célestine" aber an die späten Werke von Miyazakis Studio-Ghibli-Kollegen und -Konkurrenten Isao Takahata ("Meine Nachbarn die Yamadas", "Die Legende von Prinzessin Kaguya").
Nach Vorbildern auf dem Feld der Animation muss man übrigens überhaupt nicht suchen. Denn die filmischen Abenteuer des musikalischen Bären und seiner smarten Mäusefreundin beruhen auf einer Vorlage, die bereits wundervolle Zeichnungen enthält. Die Belgierin Monique Martin (1928–2000) hat sich die Geschichten um Célestine und Ernest, die in Deutschland zunächst Mimi und Brumm hießen, ausgedacht und unter ihrem Pseudonym Gabrielle Vincent ab 1981 bis zu ihrem Tod in insgesamt 26 von ihr selbst illustrierten Kinderbüchern zu Papier gebracht. Miyazaki hin, Takahata her – letzten Endes orientieren sich die zwei Filme in erster Linie an Vincents von Wasserfarben geprägtem Stil.
Zurück in die alte Heimat, aber kein Heimatfilm
Abseits der in der Flüchtigkeit ihrer Bewegungen scheinbar mühelos aufs Papier geworfenen Zeichnungen zeichnete schon den ersten Film die Qualität aus, durchaus erwachsene Themen kindgerecht zu vermitteln. Ging es in "Ernest & Célestine" darum, Vorurteile gegenüber Fremden abzubauen, geht "Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik" noch einen Schritt weiter. Das Regieduo Julien Chheng und Jean-Christophe Roger erzählt gemeinsam mit ihrem fünfköpfigen Drehbuchteam vom komplizierten Umgang mit Traditionen und dem eigenen Erbe, von Freiheit und Unterdrückung und nicht zuletzt von der befreienden Wirkung von Musik.
In dieser Kombination ist das selten. Und mehr als einmal verschlägt es einem angesichts des Gesehenen und Gehörten die Sprache. Ein wundervoll gezeichneter, feinfühlig erzählter Film, der mit seinem Balanceakt zwischen Zärtlichkeit, Sinnlichkeit und Tiefgründigkeit beeindruckt. Ein filmisches Gedicht, dem man alle Preise dieser Welt wünscht.
Fazit: Die Fortsetzung des auf Gabrielle Vincents Kinderbuchreihe basierenden Zeichentrickfilms "Ernest & Célestine" (2012) übertrifft das Original. "Die Reise ins Land der Musik" des Brummbären und der cleveren Maus ist ein rundum stimmiges Wunderwerk. Erstklassig animiert, feinfühlig und tiefgründig erzählt spricht die zeitlose Geschichte alle Altersklassen an. Einer der besten, wenn nicht der beste Animationsfilm des Jahres 2023!
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik"
Land: FrankreichJahr: 2023
Genre: Animation
Originaltitel: Ernest et Célestine: Le voyage en Charabie
Länge: 80 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 03.08.2023
Regie: Julien Chheng, Jean-Christophe Roger
Darsteller: Lambert Wilson, Pauline Brunner, Michel Lerousseau, Céline Ronté, Jean-Philippe Puymartin
Verleih: Studiocanal