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FBW-Bewertung: Challengers - Rivalen (2023)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Eine Liebesgeschichte im Profisport. Genauer: Eine Dreiecksbeziehung, die ihren Anfang und Verlauf auf dem Tennisplatz nimmt.

Regisseur Luca Guadagnino bewegt sich in seinem Film CHALLENGERS immer auf doppeltem Boden: Mal reden die Figuren über Tennis und meinen das Leben. Mal unterhalten sie sich über ihr Leben und meinen den Sport. Die Grenzen sind fließend, das machen Inhalt und Form in diesem Film von Anfang an deutlich.

Die Jury lobt die realistischen Einblicke hinter die Kulissen des Profisports. Hier ist ein Regisseur mit seinem Sujet bestens vertraut und schafft es, sowohl Laien als auch Tenniskenner in seinen Film mitzunehmen.

Dem Geschehen auf dem Tennisplatz wird in diesem Film viel Raum gegeben. Die Matchszenen, in denen unerbittlich auf Bälle eingedroschen wird, Schweißperlen förmlich in die Kamera fliegen und die Muskeln der Spieler vibrieren, gehören zu den absoluten Stärken des Film.

Guadagnino inszeniert seine Protagonisten in beeindruckenden Nahaufnahmen. Er kann sich dabei auf Schauspieler verlassen, die allesamt über eine große körperliche Präsenz verfügen. Auch die verschiedenen Zeitebenen, auf denen sich der Film bewegt, werden von den Hauptdarstellern überzeugend gemeistert.

Beim Wechsel der Zeitebenen vermischen sich großartige Übergänge wie zum Beispiel über einen Ballwechsel mit eher banalen Jahreszahlen-Einblendungen, von denen die Jury jedoch manche als durchaus verzichtbar empfindet.

Der Jury gefällt, dass sich die Tennisszenen auffällig unterscheiden von Fernsehübertragungen eines Matches. Vielmehr inszeniert der Regisseur sie wie ein Popvideo, mit scharfen Schnitten und unterlegt von dröhnender Musik. Diese sei etwas gewöhnungsbedürftig, unterstreiche aber glaubhaft die Darstellung des Profisports als einzige große Show. Auf visueller Ebene sei der Film stilsicher, so die Jury.

Auf der inhaltlichen Ebene kritisiert die Jury hingegen die etwas plakative Liebesgeschichte und die tendenziell eindimensionale Charakterisierung der Figuren.
Szenen, die Nähe erzeugen könnten zu den Protagonisten, werden mitunter zugunsten der im Mittelpunkt stehenden Liebesgeschichte nicht weiterverfolgt. So wird dem gemeinsamen Kind unerklärlicherweise erzählerisch kaum Raum zugestanden. Interessante Fragen (Wer bin ich jenseits meiner Tenniskarriere?) verschenkt der Film ein wenig mit Behauptungen, anstatt sie in ihrer Tiefe vollends auszuloten.

Für die Jury ist CHALLENGERS ein insgesamt stilistisch sehr gelungener Film, der große Bilder findet für den Tennis-Kosmos, inhaltlich jedoch nicht vollends überzeugen kann.

Im Anschluss an eine ausführliche und spannende Diskussion und in Abwägung aller aufgeführten Argumente erteilt die Jury dem Film gerne das Prädikat WERTVOLL.



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