Tótem (2023)
Drama über eine mexikanische Großfamilie, die den Geburtstag eines Sterbenskranken feiert.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die siebenjährige Sol (Naíma Sentíes) wünscht sich, dass ihr Vater Tona (Mateo Garcia) nicht sterben muss. Im Haus ihres Großvaters kommt die große mexikanische Familie – Mutter, Tanten, ein Onkel, die kleine Schwester, Cousin, Cousine – zusammen, um Tonas Geburtstag zu feiern. Es wird wohl der letzte des schwer krebskranken Malers sein. Sol hat den Vater schon länger nicht mehr gesehen, denn er braucht Ruhe. Die Pflegerin Cruz (Teresa Sánchez) kümmert sich um ihn in einem abgeschiedenen Teil des Hauses. Die Tanten putzen, backen, lassen ein Medium kommen, um böse Geister zu vertreiben.
Sol schnappt von den Erwachsenen nur notdürftig verschlüsselte Gespräche auf, über Chemotherapie, die Geldnot der Familie, die Morphiumgaben. Im Garten betrachtet sie Schnecken und Insekten. Als sie ratlos in einer Ecke kauert, kommt Cruz, um sie fürsorglich aufzumuntern. Wie alle anderen hat auch Sol ein Geschenk für Tona vorbereitet. Als die Party im Garten mit vielen Gästen beginnt, ist ungewiss, ob Tona überhaupt hinzustoßen kann.
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Filmkritik
"Tótem": Ein letztes Geburtstagsfest
Die mexikanische Regisseurin und Drehbuchautorin Lila Avilés beobachtet das lebhafte Treiben in einer Großfamilie, die ein Geburtstagsfest vorbereitet. Ein schwarzer Schatten lastet auf dem Geschehen, denn das Geburtstagskind, der noch junge Familienvater Tona, ist krebskrank. Wie feiert man mit einem Todgeweihten, ohne in Trauer zu versinken? Im berührenden Drama "Tótem" fließen Sorgen, Ängste, Hoffnungen und gute Wünsche ganz zwanglos zusammen. Nach und nach werden alle von einer heiter gelösten Feierstimmung ergriffen.
Viele Stimmen suchen eine Melodie
Mit filmischen Mitteln das Durcheinander zu schildern, das auf einer Feier im großen Familienkreis herrscht, die vielen unterschiedlichen Stimmen und Themen einzufangen, ist gar nicht so einfach. Und doch lässt sich nur so der Prozess realistisch nachbilden, in dem viele emotionale Rädchen ineinandergreifen, um etwas Neues zu erschaffen. Die Aufmerksamkeit mäandert hin und her, die Anwesenden passen sich die Bälle zu, Spannungen entstehen und lösen sich. Schließlich fühlt sich jeder auf seine Weise von derselben atmosphärische Woge erfasst. Jonathan Demme schilderte ein solches komplexes und doch improvisiert wirkendes Geschehen in seinem schönen Drama "Rachels Hochzeit" von 2008. Lila Avilés gelingt nun ein Spielfilm, der scheinbar Unvereinbares wie psychische Not, Spannungen und die Absicht zu feiern ähnlich unangestrengt zusammenführt.
Die Fragen der kleinen Tochter
Wenn es in diesem Ensemblefilm eine Hauptperson gibt, dann wohl die siebenjährige Sol. Beobachtend versucht sie, sich an das Sterben des Vaters heranzutasten, ohne von den Erwachsenen viele Erklärungen zu bekommen. Kaum jemand redet direkt über den Tod, aber er offenbart sich in den allgemeinen Versuchen, ihn fernzuhalten. Immer wieder mischen sich in die Gespräche der Erwachsenen auch Glaubenselemente indigenen Ursprungs. Es gibt die kollektive Suche nach tieferem Halt, nach tröstendem Verstehen. Rührend versuchen manche, Sol aufzuheitern, dann wieder geht es um praktische Dinge wie Staubsaugen oder die Kamera schaut zu, wie die Pflegerin Tona zurechtmacht und ihn dann hinausschickt mit den einfühlenden Worten, "Auf in die 27. Runde, Rocky!" Vorher durfte Sol für ein paar Momente allein mit ihrem Vater sein. Auf der Feier sind alle Gesten und Geschenke dem Leben zugewandt. Die Umarmungen sind wohl länger als sonst, Tonas Schwäche und Dankbarkeit prägen sich allen ein. Etwas löst sich – und Sol sieht mit dem Herzen weiter als zuvor.
Fazit: Das bewegende Drama der Regisseurin und Drehbuchautorin Lila Avilés beobachtet das lebhafte Durcheinander in einer mexikanischen Großfamilie vor und während einer Geburtstagsfeier. Sie gilt dem sterbenskranken Vater der siebenjährigen Sol, die sich an die Hoffnung klammert, ihn nicht zu verlieren. Das Mädchen und die anderen Charaktere bilden ein Ensemble, das auf organische, scheinbar ungerichtete Weise allmählich zusammenfindet. Avilés feiert die Kraft, die aus Gemeinschaft erwächst und dem Leben bis zum Schluss zugewandt bleibt.
Die mexikanische Regisseurin und Drehbuchautorin Lila Avilés beobachtet das lebhafte Treiben in einer Großfamilie, die ein Geburtstagsfest vorbereitet. Ein schwarzer Schatten lastet auf dem Geschehen, denn das Geburtstagskind, der noch junge Familienvater Tona, ist krebskrank. Wie feiert man mit einem Todgeweihten, ohne in Trauer zu versinken? Im berührenden Drama "Tótem" fließen Sorgen, Ängste, Hoffnungen und gute Wünsche ganz zwanglos zusammen. Nach und nach werden alle von einer heiter gelösten Feierstimmung ergriffen.
Viele Stimmen suchen eine Melodie
Mit filmischen Mitteln das Durcheinander zu schildern, das auf einer Feier im großen Familienkreis herrscht, die vielen unterschiedlichen Stimmen und Themen einzufangen, ist gar nicht so einfach. Und doch lässt sich nur so der Prozess realistisch nachbilden, in dem viele emotionale Rädchen ineinandergreifen, um etwas Neues zu erschaffen. Die Aufmerksamkeit mäandert hin und her, die Anwesenden passen sich die Bälle zu, Spannungen entstehen und lösen sich. Schließlich fühlt sich jeder auf seine Weise von derselben atmosphärische Woge erfasst. Jonathan Demme schilderte ein solches komplexes und doch improvisiert wirkendes Geschehen in seinem schönen Drama "Rachels Hochzeit" von 2008. Lila Avilés gelingt nun ein Spielfilm, der scheinbar Unvereinbares wie psychische Not, Spannungen und die Absicht zu feiern ähnlich unangestrengt zusammenführt.
Die Fragen der kleinen Tochter
Wenn es in diesem Ensemblefilm eine Hauptperson gibt, dann wohl die siebenjährige Sol. Beobachtend versucht sie, sich an das Sterben des Vaters heranzutasten, ohne von den Erwachsenen viele Erklärungen zu bekommen. Kaum jemand redet direkt über den Tod, aber er offenbart sich in den allgemeinen Versuchen, ihn fernzuhalten. Immer wieder mischen sich in die Gespräche der Erwachsenen auch Glaubenselemente indigenen Ursprungs. Es gibt die kollektive Suche nach tieferem Halt, nach tröstendem Verstehen. Rührend versuchen manche, Sol aufzuheitern, dann wieder geht es um praktische Dinge wie Staubsaugen oder die Kamera schaut zu, wie die Pflegerin Tona zurechtmacht und ihn dann hinausschickt mit den einfühlenden Worten, "Auf in die 27. Runde, Rocky!" Vorher durfte Sol für ein paar Momente allein mit ihrem Vater sein. Auf der Feier sind alle Gesten und Geschenke dem Leben zugewandt. Die Umarmungen sind wohl länger als sonst, Tonas Schwäche und Dankbarkeit prägen sich allen ein. Etwas löst sich – und Sol sieht mit dem Herzen weiter als zuvor.
Fazit: Das bewegende Drama der Regisseurin und Drehbuchautorin Lila Avilés beobachtet das lebhafte Durcheinander in einer mexikanischen Großfamilie vor und während einer Geburtstagsfeier. Sie gilt dem sterbenskranken Vater der siebenjährigen Sol, die sich an die Hoffnung klammert, ihn nicht zu verlieren. Das Mädchen und die anderen Charaktere bilden ein Ensemble, das auf organische, scheinbar ungerichtete Weise allmählich zusammenfindet. Avilés feiert die Kraft, die aus Gemeinschaft erwächst und dem Leben bis zum Schluss zugewandt bleibt.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Tótem"
Land: Mexiko, Dänemark, FrankreichJahr: 2023
Genre: Drama
Länge: 95 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 09.11.2023
Regie: Lila Avilés
Darsteller: Naíma Sentíes als Sol, Montserrat Marañon, Marisol Gasé, Saori Gurza, Mateo Garcia
Kamera: Diego Tenorio
Verleih: Piffl Medien
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