oder
Diamante - Fussballgott
Diamante - Fussballgott
© Cine Global Filmverleih

Diamante - Fussballgott (2022)

Diamante

Deutsche Mockumentary über ein vermeintlich vergessenes Wunderkind des beliebtesten Rasensports der Welt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.6 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Während des Ungarische Volksaufstand im Oktober 1956 flieht Familie Varda nach Deutschland und kommt im Koblenzer Stadtteil Rübenach unter. Beim örtlichen Fußballverein spielen sich die zwei Söhne Rudi und Ferdi schnell ins Rampenlicht. Doch nur Rudi ist eine Profi-Karriere vergönnt. Ferdi (Gerd Dahlheimer) wird schließlich Platzwart und übt diese Tätigkeit bis heute leidenschaftlich aus. Seinen Bruder Rudi hat er aus den Augen verloren, als sich dessen Karriere, die ihn unter anderem nach Österreich und beinahe in zwei unterschiedliche Nationalmannschaften führte, im Sande verlief.

Das dachte Ferdi und mit ihm die deutsche Öffentlichkeit zumindest. Denn mit Rudis Aus im europäischen Fußball war dessen Karriere noch lange nicht beendet. Wie Ferdi über Umwege erfährt, verschlug es seinen Bruder Anfang der 1980er-Jahre nach Brasilien, wo er bis heute unter dem Namen "Diamante" als einer der größten Fußballer, die je in der brasilianischen Liga gespielt haben, verehrt wird. Anlass genug für Ferdi, sich auf die Suche nach Rudi zu machen.

Hier streamen


Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

"Diamante": Fußballverliebte Flunkerei

Wenn es bei der schönsten Nebensache der Welt um Schönheit geht, dann werden reflexartig Vergleiche mit dem brasilianischen Fußball bemüht. Als die Spieler eines kleinen Sportclubs aus einer idyllischen Universitätsstadt im deutschen Südwesten in den 1990ern am Ball zauberten, erkor die Presse das Team zu "Breisgau-Brasilianern". Und Ansgar Brinkmann, ein waschechter Straßenfußballer, der seine Schuhe im Verlauf seiner Profi-Karriere für sage und schreibe zwölf verschiedene Vereine schnürte, war und ist der "weiße Brasilianer". So weit, so vertraut. Doch haben Sie schon einmal etwas von Rudi Varda gehört, jenem Talent, das in Deutschland nie über den Status eines Zweitligaspielers hinauskam und dann auszog, um seine fußballerische Heimat in Brasilien zu finden?

Nein? Keine Sorge, Varda nicht zu kennen, ist keine sporthistorische Wissenslücke. Das vermeintlich vergessene Wunderkind ist pure Fantasie, der zugehörige Film eine groß angelegte Mockumentary, also eine gefälschte Dokumentation. Die Idee dazu kam Regisseur Georg Nonnenmacher, weil ein brasilianischer Bekannter ihn immer damit aufzog, wie schön der brasilianische Fußball im Vergleich zum hässlichen deutschen Ballgeschiebe sei. Als Verstärkung holte sich Nonnenmacher Karin Berghammer und Ingo Haeb als Co-Regisseure an seine Seite. Letztgenannter kennt sich mit Mockumentarys aus, schrieb er doch mit am Drehbuch zu "Fraktus" (2012), der Fake-Doku über die angeblichen Urväter des Techno.

Vom Bolzplatz nach Brasilien: Liebeserklärung an Dorfvereine

Der Aufwand, der in dieses Projekt gesteckt wurde, ist immens. Es wurde in Deutschland, Österreich, Brasilien und für eine geniale finale Einstellung auf den Färöer Inseln gedreht. Auf alt getrimmtes Archivmaterial wurde teils täuschend echt nachgestellt. Am beeindruckendsten ist aber, wer alles bereit war, bei dieser Flunkerei mitzumachen. Die Liste der Interviewpartner liest sich wie ein Who's who der deutschsprachigen Fußballszene. Und die Interviewten haben sichtlich Spaß an der Räuberpistole. Dass es sich um eine handelt, ist allerdings früh ersichtlich. Leider überdreht der Film dabei auch nicht so schön wie andere Mockumentarys. Von deren besten Vertretern – von "Zelig" (1983) und "Die Jungs von Spinal Tab" (1984) über "Deckname Dennis" (1997) bis hin zu "Kubrick, Nixon und der Mann im Mond" (2002) – ist "Diamante" ein gutes Stück entfernt.

Was "Diamante" hingegen glückt, ist, eine Liebeserklärung an die Sportart abzugeben. So verwundert es auch nicht, dass die besten Szenen nicht etwa der Fußballprominenz gehören oder Ferdi Vardas Recherche in Brasilien, sondern rund um das Vereinsheim im Koblenzer Stadtteil Rübenach über die Bühne gehen. Die Dialoge, die zwischen Bier und Wurst geführt werden, sind aus dem Leben gegriffen. Jeder, dessen Sonntage sich am grünen Rechteck eines Dorfvereins abspielen, hat sie schon einmal gehört. Und Gerd Dahlheimer bringt sie als Platzwart Ferdi Varda perfekt rüber. Hier haben Haeb, Nonnenmacher und Co-Autorin Ines Häufer den Menschen genau aufs Maul und mitten ins Herz geschaut – und die schönste Nebensache der Welt direkt an der Grasnarbe eingeatmet.

Fazit: "Diamante" ist eine aufwendig umgesetzte Mockumentary über ein vermeintliches Wunderkind des deutschen Fußballs. Leider hält die einfallsreiche Prämisse nicht, was sie verspricht. Von den besten Vertreter dieses sehr speziellen Genres ist "Diamante" ein gutes Stück entfernt, dafür aber eine Liebeserklärung an den Fußball; nicht an den Spitzensport in seiner vom Kommerz zerfressenen Form, sondern an den "kleinen" Fußball der "kleinen" Leute, die jeden Sonntag ihren Dorfverein am Spielfeldrand unterstützen.




TrailerAlle "Diamante - Fussballgott"-Trailer anzeigen

Zum Video: Diamante - Fussballgott

Besetzung & Crew von "Diamante - Fussballgott"

Land: Deutschland
Jahr: 2022
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Diamante
Länge: 90 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 19.10.2023
Regie: Ingo Haeb, Georg Nonnenmacher
Darsteller: Gerd Dahlheimer, Toni Polster, Herbert Prohaska, Andrea Steiner
Kamera: Olaf Hirschberg
Verleih: Cine Global Filmverleih

Verknüpfungen zu "Diamante - Fussballgott"Alle anzeigen





Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.