Jeanne du Barry - Die Favoritin des Königs (2023)
Jeanne du Barry
Französischer Kostümfilm von und mit Maïwenn über die letzte Mätresse Ludwigs XV.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Frankreich auf dem Weg zur Revolution: 1743 als uneheliche Tochter einer mittellosen Näherin geboren, geht Jeanne Bécu als Kind (Emma Kaboré Dufour) und Jugendliche (Loli Bahia) durch schwere Zeiten. Im Erwachsenenalter (jetzt: Maïwenn) versucht sie ihr Glück in Paris, wird unter dem Namen Mademoiselle Lange eine stadtbekannte Kurtisane und schließlich die Geliebte des Grafen du Barry (Melvil Poupaud). Der hat Großes mit ihr vor. Um seinen Einfluss am Hof von Versailles zu erhöhen, führt er Jeanne mithilfe des Herzogs von Richelieu (Pierre Richard) König Ludwig XV. (Johnny Depp) zu.
Schnell steigt Jeanne zur Lieblingsmätresse des Königs auf, sehr zum Verdruss der adeligen Gesellschaft. Allen voran Ludwigs Töchter Adélaïde (India Hair), Victoire (Suzanne De Baecque), Sophie (Laura Le Velly) und Louise (Capucine Valmary) sind darauf erpicht, den Hof und die frisch angekommene Marie-Antoinette (Pauline Pollmann), die Gemahlin von Ludwigs Enkel und Thronfolger, dem späteren Ludwig XVI. (Diego Le Fur), gegen Jeanne aufzubringen.
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Filmkritik
"Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs": Kabale und Liebe
Mehr noch als für die großen Köpfe der Menschheitsgeschichte interessiert sich der Kostümfilm für historische Randfiguren, besonders dann, wenn sie ein T?te-?-t?te mit den großen Köpfen eingehen. Marie-Jeanne Bécu, Gräfin du Barry (1743–1793) ist eine davon und nicht zum ersten Mal auf der großen Leinwand zu bewundern. Bereits in Stummfilmtagen wurden mehrere Kurz- und Langfilme über die letzte Mätresse Ludwigs XV. realisiert, der bekannteste davon 1919 unter Ernst Lubitschs Regie mit Pola Negri in der Hauptrolle. Auch als Musical, in dem sich ein Garderobier eines Nachtklubs aus der Gegenwart an den französischen Königshof träumt, waren die Erlebnisse der von Lucille Ball verkörperten Madame du Barry schon zu sehen. Nun hat sich die 1976 geborene Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Ma?wenn des bewegten Lebens angenommen.
Aus dem Vollen schöpfen: Opulenz, wohin man blickt
Bei ihrer siebten Regiearbeit konnte Ma?wenn aus dem Vollen schöpfen. Mit einem geschätzten Budget von mehr als 20 Millionen US-Dollar zählt "Jeanne du Barry" zu einer der wenigen französischen Großproduktionen des Jahres 2022. Und das ist dem Film anzusehen. Teils an Originalschauplätzen gedreht und prunkvoll ausgestattet, schwelgt Kameramann Laurent Dailland (zuletzt: "Tenor", "Aline - The Voice of Love") in betörenden 35-mm-Bildern und setzt die von Ma?wenn selbst gespielte Mätresse, die mit ihrem Auftreten und Aussehen ein ums andere Mal gegen die höfische Etikette ver- und die Versailler Gesellschaft damit vor den Kopf stößt, prächtig in Szene.
Ma?wenn führt aber nicht nur Regie und spielt die Titelrolle, sie hat "Jeanne du Barry" auch co-produziert und (unter finaler Zuhilfenahme von Teddy Lussi-Modeste und Nicolas Livecchi) geschrieben. Um das heutige Publikum mit den Gepflogenheiten des 18. Jahrhunderts vertraut zu machen, wählt das Drehbuch den Weg über einen hinzugedichteten Vermittler. Gemeinsam mit Jeanne kommen auch wir Zuschauenden in Versailles an und werden durch den Kammerdiener La Borde, den Benjamin Lavernhe ("Menschliche Dinge") mit spitzbübischer wie spitzfindiger Contenance gibt, ins höfische Protokoll eingeführt. Gleich zu Beginn dürfen wir zudem an Jeannes Seite, hinter einem Venezianischen Spiegel verborgen, Mäuschen spielen, wenn der von Johnny Depp verkörperte König Ludwig XV. ein Morgenritual über sich ergehen lassen muss, bei dem sich der halbe Hofstaat um seine Bettstatt versammelt. Im Frankreich des ausgehenden 18. Jahrhunderts wird selbst der königliche Stuhlgang zum Staatsakt.
"Jeanne du Barry" ist voll solcher Szenen, die die Absurdität eines aufgeblähten Apparats und einer müde gewordenen Monarchie süffisant vorführen. Witz und Wahnsinn gehen dabei Hand in Hand. So ist die medizinische Untersuchung beispielsweise, die Jeanne vor ihrem Antritt als königliche Mätresse über sich ergehen lassen muss, kein Spaß. Es ist Ma?wenns Verdienst, dass sie selbst dieser Szene noch eine gewisse Leichtigkeit abringt und stets die Waage zwischen Komik und Tragik hält. Diese Unbeschwertheit, mit der die Regisseurin ein schweres Leben auf die Leinwand wirft, könnte man ihr zum Vorwurf machen. Letzten Endes gereicht es dem Film aber zum Vorteil.
Weltpremiere in Cannes: Alle Augen auf Johnny Depp
"Jeanne du Barry" feierte seine Weltpremiere am 16. Mai 2023 als Eröffnungsfilm der 76. Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Dort waren alle Auge auf den in jüngster Zeit skandalumwitterten Johnny Depp gerichtet. Depps Rolle als Monarch ist sein erster Kinoauftritt seit drei Jahren und die erste überhaupt, die er komplett auf Französisch spielt. Die Anspannung ist ihm anzumerken und der nur leidlich überzeugende Hollywoodstar ist die größte Schwachstelle dieses Films, sicherlich aber auch sein größtes Zugpferd bei der Vermarktung.
Was in der Diskussion um Depp, um die juristische Auseinandersetzung mit seiner Ex-Frau Amber Heard ("Aquaman") und um die Frage, ob Ma?wenn ihm nach den von Heard erhobenen Vorwürfen der häuslichen Gewalt überhaupt eine Rolle hätte geben sollen, ein wenig untergeht, ist, welch guten Job Ma?wenn hinlegt. "Jeanne du Barry" ist ein opulent inszenierter, bis in die kleinste Nebenrolle erstklassig besetzter und größtenteils exzellent gespielter Kostümfilm, der ebenso mitfühlend wie mitreißend von einer ambitionierten Aufsteigerin erzählt, die sich nicht unterkriegen lässt.
Fazit: Johnny Depp legt zwar nicht die beste Performance seiner Karriere hin, aber wen interessiert schon der Hollywoodstar, wenn im Zentrum des Films jemand ganz anderes steht?! Ma?wenn ist Jeanne du Barry, spielt die berühmte Mätresse König Ludwigs XV. mitfühlend und mitreißend und hat diesen opulenten Kostümfilm obendrein auch noch co-produziert, verfasst und inszeniert. Eine Leistung, die sich sehen lassen kann.
Mehr noch als für die großen Köpfe der Menschheitsgeschichte interessiert sich der Kostümfilm für historische Randfiguren, besonders dann, wenn sie ein T?te-?-t?te mit den großen Köpfen eingehen. Marie-Jeanne Bécu, Gräfin du Barry (1743–1793) ist eine davon und nicht zum ersten Mal auf der großen Leinwand zu bewundern. Bereits in Stummfilmtagen wurden mehrere Kurz- und Langfilme über die letzte Mätresse Ludwigs XV. realisiert, der bekannteste davon 1919 unter Ernst Lubitschs Regie mit Pola Negri in der Hauptrolle. Auch als Musical, in dem sich ein Garderobier eines Nachtklubs aus der Gegenwart an den französischen Königshof träumt, waren die Erlebnisse der von Lucille Ball verkörperten Madame du Barry schon zu sehen. Nun hat sich die 1976 geborene Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Ma?wenn des bewegten Lebens angenommen.
Aus dem Vollen schöpfen: Opulenz, wohin man blickt
Bei ihrer siebten Regiearbeit konnte Ma?wenn aus dem Vollen schöpfen. Mit einem geschätzten Budget von mehr als 20 Millionen US-Dollar zählt "Jeanne du Barry" zu einer der wenigen französischen Großproduktionen des Jahres 2022. Und das ist dem Film anzusehen. Teils an Originalschauplätzen gedreht und prunkvoll ausgestattet, schwelgt Kameramann Laurent Dailland (zuletzt: "Tenor", "Aline - The Voice of Love") in betörenden 35-mm-Bildern und setzt die von Ma?wenn selbst gespielte Mätresse, die mit ihrem Auftreten und Aussehen ein ums andere Mal gegen die höfische Etikette ver- und die Versailler Gesellschaft damit vor den Kopf stößt, prächtig in Szene.
Ma?wenn führt aber nicht nur Regie und spielt die Titelrolle, sie hat "Jeanne du Barry" auch co-produziert und (unter finaler Zuhilfenahme von Teddy Lussi-Modeste und Nicolas Livecchi) geschrieben. Um das heutige Publikum mit den Gepflogenheiten des 18. Jahrhunderts vertraut zu machen, wählt das Drehbuch den Weg über einen hinzugedichteten Vermittler. Gemeinsam mit Jeanne kommen auch wir Zuschauenden in Versailles an und werden durch den Kammerdiener La Borde, den Benjamin Lavernhe ("Menschliche Dinge") mit spitzbübischer wie spitzfindiger Contenance gibt, ins höfische Protokoll eingeführt. Gleich zu Beginn dürfen wir zudem an Jeannes Seite, hinter einem Venezianischen Spiegel verborgen, Mäuschen spielen, wenn der von Johnny Depp verkörperte König Ludwig XV. ein Morgenritual über sich ergehen lassen muss, bei dem sich der halbe Hofstaat um seine Bettstatt versammelt. Im Frankreich des ausgehenden 18. Jahrhunderts wird selbst der königliche Stuhlgang zum Staatsakt.
"Jeanne du Barry" ist voll solcher Szenen, die die Absurdität eines aufgeblähten Apparats und einer müde gewordenen Monarchie süffisant vorführen. Witz und Wahnsinn gehen dabei Hand in Hand. So ist die medizinische Untersuchung beispielsweise, die Jeanne vor ihrem Antritt als königliche Mätresse über sich ergehen lassen muss, kein Spaß. Es ist Ma?wenns Verdienst, dass sie selbst dieser Szene noch eine gewisse Leichtigkeit abringt und stets die Waage zwischen Komik und Tragik hält. Diese Unbeschwertheit, mit der die Regisseurin ein schweres Leben auf die Leinwand wirft, könnte man ihr zum Vorwurf machen. Letzten Endes gereicht es dem Film aber zum Vorteil.
Weltpremiere in Cannes: Alle Augen auf Johnny Depp
"Jeanne du Barry" feierte seine Weltpremiere am 16. Mai 2023 als Eröffnungsfilm der 76. Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Dort waren alle Auge auf den in jüngster Zeit skandalumwitterten Johnny Depp gerichtet. Depps Rolle als Monarch ist sein erster Kinoauftritt seit drei Jahren und die erste überhaupt, die er komplett auf Französisch spielt. Die Anspannung ist ihm anzumerken und der nur leidlich überzeugende Hollywoodstar ist die größte Schwachstelle dieses Films, sicherlich aber auch sein größtes Zugpferd bei der Vermarktung.
Was in der Diskussion um Depp, um die juristische Auseinandersetzung mit seiner Ex-Frau Amber Heard ("Aquaman") und um die Frage, ob Ma?wenn ihm nach den von Heard erhobenen Vorwürfen der häuslichen Gewalt überhaupt eine Rolle hätte geben sollen, ein wenig untergeht, ist, welch guten Job Ma?wenn hinlegt. "Jeanne du Barry" ist ein opulent inszenierter, bis in die kleinste Nebenrolle erstklassig besetzter und größtenteils exzellent gespielter Kostümfilm, der ebenso mitfühlend wie mitreißend von einer ambitionierten Aufsteigerin erzählt, die sich nicht unterkriegen lässt.
Fazit: Johnny Depp legt zwar nicht die beste Performance seiner Karriere hin, aber wen interessiert schon der Hollywoodstar, wenn im Zentrum des Films jemand ganz anderes steht?! Ma?wenn ist Jeanne du Barry, spielt die berühmte Mätresse König Ludwigs XV. mitfühlend und mitreißend und hat diesen opulenten Kostümfilm obendrein auch noch co-produziert, verfasst und inszeniert. Eine Leistung, die sich sehen lassen kann.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Jeanne du Barry - Die Favoritin des Königs"
Land: Frankreich, Großbritannien, BelgienJahr: 2023
Genre: Drama, Biopic
Originaltitel: Jeanne du Barry
Länge: 117 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 24.08.2023
Regie: Maïwenn Le Besco
Darsteller: Maïwenn Le Besco als Jeanne du Barry, Johnny Depp als Louis XV, Benjamin Lavernhe als Die Kante, Melvil Poupaud als Graf von Barry, Robin Renucci als Dumousseaux
Kamera: Laurent Dailland
Verleih: Alamode Film, Central Film, Wild Bunch