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FBW-Bewertung: Leere Netze (2023)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Im Iran am Kaspischen Meer spielt sich diese Liebesgeschichte ab, die vom bewährten Erzählmuster junger Liebender, die wegen ihrer familiären Herkunft nicht zusammenkommen können, Gebrauch macht. Man fühlt sich an ?Romeo und Julia?, aber auch an ?Aschenputtel? erinnert. Letztlich ist es eher die zweite Variante. Denn der in bescheidenen bis armen Verhältnissen lebende Amir will um die Hand der aus wohlhabendem Hause kommenden Narges anhalten. Es ist der soziale Riss durch die Gesellschaft, der das Schicksal der Liebenden bestimmt.

In seinem Spielfilmdebüt greift Behrooz Karamizade dabei durchaus auf märchenhafte Elemente zurück, auch wenn ein sozialrealistischer Stil dominiert. Doch diese Reibung macht gerade die Qualität dieses exzellent geschriebenen und überzeugend inszenierten Films aus, der auch politisches Drama ist. Amir versucht alles, um es seiner Geliebten recht zu machen und merkt dabei nicht, dass er sie gerade dadurch verlieren wird, weil sie die Achtung vor ihm verliert.

Erzählt wird wohltuend unaufgeregt, obwohl die Dramatik der Handlung stetig zunimmt. Wie Amir Schritt um Schritt auf die schiefe Bahn gerät, ist spannungsgeladen und schmerzlich. Denn alles auch noch so verwerfliche, was er bei den Fischern, denen er sich zum Geld verdienen anschließt, tut er aus Überzeugung. Was er sehnlichst will, ist die Hand seiner Freundin zu gewinnen. Hamid Reza Abbasi spielt diese Entwicklung eines jugendlich Liebenden zu einem Mann, der erleben wird, was niemandem zu wünschen ist und dabei um Jahre altert, mit enormer Intensität. Das Geschehen ist sehr glaubwürdig und das Milieu der Fischer, in das Amir gerät, mit einer beweglichen Kamera authentisch und mit düsteren Bildern eingefangen.

Der Fokus auf Amir bringt es mit sich, dass die Charakterisierung von Narges etwas zu kurz kommt. Wir sehen nie, wie sie sich ihren Eltern widersetzt, sie beteuert Amir lediglich, alles für ihre Liebe zu geben, doch sobald sie herausfindet, dass er in kriminelle Machenschaften verstrickt ist, wendet sie sich sofort von ihm ab. Das macht sie in den Augen der Jury ein wenig unsympathisch, denn sie bietet ihm ja keine Alternative an, als sie auf offiziellem Wege durch das Brautgeld heiraten zu können. Andererseits könnte es auch sein, dass der Film deutlich zum Ausdruck bringen will, wie sich eine toxische Männlichkeit aus einem Regime heraus entwickelt, welches die Wünsche der Frauen in keiner Weise respektiert. Und genau das macht auch Amir letztlich, auch wenn er auf beiden Augen blind vor Liebe scheint.

Wie gekonnt und zugleich einfach erzählt und das Verhältnis der beiden Liebenden in Bilder gefasst wird, beweist der Anfang des Films. Amir schwimmt bei strahlendem Sonnenschein im Meer und will herausfinden, wie lange er tauchen kann. Narges soll die Sekunden zählen. Zu lange bleibt er unter Wasser und Narges bekommt Angst um ihn. Im Grunde ist damit auf geniale Weise der ganze Film fast schon vorweggenommen. ,Ein Film, dem die Jury einstimmig das höchste Prädikat BESONDERS WERTVOLL verleiht.



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