Before, Now & Then (2023)

Before, now & then: Elegisch und ausdrucksstark

Freundschaft, Verlust, Erinnerung, Familie und Neubeginn – vielschichtige Themen, die die 37-jährige Regisseurin und Drehbuchautorin Kamila Andini in ihrem epischen Drama behandelt. Wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenhängen und überhaupt stets einander bedingen, das deutet bereits der poetische Titel an. Vieles an diesem Film ist kunstvoll und poetisch, weshalb Ästheten und Cineasten durchaus gefallen finden könnten an diesem Werk, das auch vor politischen und historischen Bezügen nicht Halt macht – spielt der Film doch zu weiten Teilen vor dem Hintergrund des Massakers in Indonesien 1965 und 1966. Oder knüpft daran an.

Die erlesene Musikauswahl trägt die Handlung und unterstützt etliche Szene nachhaltig auf akustischer Ebene. Die Gefühle und Befindlichkeiten der Figuren finden ihren Widerhall in der intensiven, expressiven musikalischen Untermalung. Die exakt kadrierten und in magisches Licht getauchten Bilder ergänzen dies. Andini scheint jede Einstellung, jede Perspektive, sorgfältig gewählt zu haben und legt Wert auf eine ausdrucksstarke farbliche Symbolik sowie regelrecht sinnliche Kamerabewegungen.

Zu vage und formelhaft

Vieles aber bleibt in "Before, now & then" nur angedeutet und lückenhaft. Vielleicht auch deshalb, da sich die junge Filmemacherin hinsichtlich ihrer Sujets und Aussagen zu viel vorgenommen und sich damit übernommen hat. Die Kritik an patriarchalen Strukturen ist zu vage, hinzu kommen nicht zu Ende gedachte, unzureichend ausgearbeitete Beziehungen sowie Nebenhandlungen. Darunter die lediglich bruchstückhaft verlaufende, angedeutete freundliche Bindung zwischen Nana und ihrer Nebenbuhlerin – der Geliebten ihres neuen Mannes. Insgesamt wäre hier mehr möglich gewesen.

Fazit: Ästhetisches, visuell und akustisch äußerst reizvolles Avantgarde-Drama mit Hochglanz-Touch, dem es an inhaltlichen Nuancen, eindeutigen Schwerpunkten und einer klaren Message fehlt.