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Goldhammer (2023)

Dokumentarisches Porträt eines jungen Mannes, der sich auf der Suche nach Ruhm und Reichtum immer wieder neu erfindet.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 2 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Marcel Goldhammer hat mit Mitte 30 schon viele Möglichkeiten ausprobiert, um reich und berühmt zu werden. Sein Elternhaus in Jettenbach in der Pfalz verließ er schon im Alter von 15 Jahren, als er nach Berlin ging, um Schauspieler zu werden. Tatsächlich schafft er es dann auch bald als attraktiver junger Mann in einige Fernsehrollen. Sein Geld aber verdient er hauptsächlich als Sexarbeiter. Er kommt in der Welt herum, konsumiert Kokain, gibt in seinem Blog Tipps, wie man es in seinem Job zu etwas bringt. Goldhammer geht nach Israel, konvertiert zum jüdischen Glauben.

Den Escortjob kann er irgendwann aufgeben. Nun zieht es Goldhammer in die deutsche Bundespolitik. Er schreibt Artikel und Social-Media-Beiträge für die rechtspopulistische AfD (Alternative für Deutschland) im Bundestag, dann tritt er selbst in die Partei ein und wird ihr Direktkandidat in Berlin-Neukölln für die Bundestagswahl 2021. Ist er somit ein typischer Vertreter einer Generation, die es liebt, sich mit Hilfe der sozialen Medien selbst zu inszenieren und sich in verschiedenen Identitäten auszuprobieren?

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"Goldhammer": Wo ist der Weg nach oben?

Die beiden Dokumentarfilmer André Krummel und Pablo Ben Yakov ("Lord of the Toys") haben sich für ihr neues Werk "Goldhammer" einen schillernden Protagonisten ausgesucht. Marcel Yaron Goldhammer ist am Ende der filmischen Begleitung jüdischer AfD-Politiker und Pressesprecher der Alternative Homosexuelle (AHO). An einer früheren Stelle im Film nennt er sich noch Goldammer und am Anfang, an seinem 30. Geburtstag, feiert er mit viel Kokain und weniger Gästen als von ihm erwartet. Er betreibt ein Blog und nimmt sich auch selbst beim Sex mit Freiern auf. Die Filmemacher aber wollen nicht unbedingt ergründen, wer dieser junge Mann wirklich ist oder was ihn antreibt. Vielmehr dient er ihnen, wie sie in ihrem Off-Kommentar erklären, als Beispiel für den Zeitgeist, der das Spiel mit den Bildern und der Selbstinszenierung liebt.

Die Sehnsucht nach Prestige

"Für mich soll’s rote Roten regnen" hört man Hildegard Knef singen, während sich Marcel Goldhammer eine Prise oder Line des weißen Rauschgiftpulvers in die Nase zieht. Das Porträt stellt früh den Kontrast heraus zwischen der Herkunft des jungen Mannes aus einfachen Verhältnissen in der Enge eines Dorfes und seiner Sehnsucht nach einem mondänen Leben in Saus und Braus. In seinem Blog setzt er sich auseinander mit der Frage, ob er nur geliebt werden will, oder auch etwas zu geben hat. "I’m a vampire" konstatiert er. Sogar auf Aufnahmen für seinen Internetauftritt, die ein Luxusleben suggerieren, wirkt er leicht übernächtigt, was wohl dem Drogenkonsum geschuldet ist. Als Wahlberichterstatter in Israel und später als Artikelschreiber für die AfD im Bundestag wirkt Goldhammer in seinem Element, offenbar macht ihm Journalismus im weitesten Sinn Spaß. Damit lässt sich Aufmerksamkeit erzeugen. Vertritt er seine islamfeindlichen Positionen nun aus Überzeugung oder begreift er die AfD eher als Sprungbrett für neue persönliche Prominenz?

Die beiden Filmemacher legen mit ihrem Off-Kommentar nahe, dass Goldhammer auf sich aufmerksam machen will, ohne zu wissen, wer er ist. Es wirkt durchaus problematisch, dass sie ihm im Verlauf des Films nicht näherkommen. Der Porträtierte wirkt rastlos und oberflächlich. Den Eindruck verstärken auch filmische Stilmittel wie auf Spiegelkacheln projizierte Aufnahmen, oder die nichtlineare Erzählung, die mal vor- und mal zurückspringt. Am Ende wirkt der Protagonist so rätselhaft wie am Anfang.

Fazit: Die beiden Dokumentarfilmer André Krummel und Pablo Ben Yakov widmen sich mit ihrem Porträt des im Titel genannten Mannes einer weit verbreiteten Erscheinung des Zeitgeists. Sie zeigen am Beispiel einer Person, die sich in verschiedenen Rollen ausprobiert, wie sehr die Selbstinszenierung und -erfindung in sozialen Medien das individuelle Leben bestimmen kann. Die Sehnsucht nach Ruhm, Reichtum und Bewunderung scheint den Protagonisten anzutreiben, der sich mal als Schauspieler, dann wieder als Politiker verwirklichen will. Der Film aber wirkt ähnlich oberflächlich und unbestimmt wie der Porträtierte.




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Zum Video: Goldhammer

Besetzung & Crew von "Goldhammer"

Land: Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 93 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 18.05.2023
Regie: Andre Krummel, Pablo Ben-Yakov
Darsteller: Marcel Goldammer
Kamera: Andre Krummel
Verleih: Glotzen Off

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