Der Rhein fließt ins Mittelmeer (2021)
Der israelische Filmemacher Offer Avnon lebte viele Jahre in Deutschland. In seinem Dokumentarfilm reist er nach Haifa und versucht, dem Bewusstsein über die Shoa nachzuspüren.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Offer Avnon emigrierte als Sohn eines polnischen Holocaust-Überlebenden nach Deutschland und lebte zehn Jahre in Köln. Er erlernte die Sprache des früheren "Erzfeindes" und baute sich ein Leben in Deutschland auf. In seinem Dokumentarfilm "Der Rhein fließt ins Mittelmeer" reist er zurück in seine israelische Heimat, nach Haifa, und versucht, das Bewusstsein über den Holocaust zu ergründen. Dabei zeigt sich schnell: Avnons Blick auf die eigene Heimat und Wurzeln hat sich verändert. Ebenso der Umgang der Menschen mit der Geschichte, Wahrnehmung und den Traumata der Vergangenheit.
Bildergalerie zum Film "Der Rhein fließt ins Mittelmeer"
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Filmkritik
Zwischen Verharmlosung und Schuldbekenntnis
Offer Avnon macht dem Zuschauer und Kinobesucher mit seiner Doku die Rezeption bewusst nicht einfach. In fragmentarischer Art serviert er eine regelrechte Flut an Bildern, oft in schneller Schnittfolge, von Landschaften, Gegenständen und Orten, die ihn geprägt haben. Oder die man, losgelöst von irgendwelchen Zuschreibungen, mit ganz unterschiedlichen Deutungen und Assoziationen aufladen kann. Alle Impressionen und Szenen sind zwischen Deutschland, Polen und Israel entstanden. Alle drei Länder und ihre wechselvolle Historie haben Avnon geprägt.
In vielen Gesprächen konfrontiert er (nichtjüdische und jüdische) Menschen unterschiedlichen Alters und mannigfaltiger politischer Ansichten mit der Last und Belastung der Geschichte. Dabei arbeitet er zwei spannende, essentielle Dinge heraus: Einerseits zeigt er damit auf, wie verschieden die Menschen mit Erinnerung, Verlust und Trauma umgehen. Von Verdrängung über Relativierung und regelrechter Romantisierung bis hin zum Schuldeingeständnis.
Verworren und ausgefranst
Zudem macht "Der Rhein fließt ins Mittelmeer" wieder einmal nachhaltig klar, wie widersprüchlich Menschen doch sind und sich verhalten. Gerade in Sachen politischer Meinung und im sozialen Miteinander. Oder wenn beides zusammenkommt. Das zeigt sich etwa an Avnons in Israel lebenden Vater, der einerseits über die Palästinenser im Land schimpft. Gleichzeitig aber mit seinem arabischen Metzger witzelt. Doch das bisweilen an eine willkürliche Bildmontage erinnernde Fragmentarische des Films mit seinen vielen Drehorten (Berlin, Potsdam, Görlitz, Haifa, Warschau, Königswinter) bringt auch Probleme mit sich. Denn dadurch wirkt die Doku zu oft uneinheitlich und ausgefranst, ohne inhaltliche Klammer und erkennbare erzählerische Struktur.
Fazit: Ein ambitionierter, detailliert aufbereiteter dokumentarischer Beitrag über Trauma und Erinnerung, dessen fragmentarische, bruchstückhafte Struktur einen negativen Beigeschmack hinterlässt.
Offer Avnon macht dem Zuschauer und Kinobesucher mit seiner Doku die Rezeption bewusst nicht einfach. In fragmentarischer Art serviert er eine regelrechte Flut an Bildern, oft in schneller Schnittfolge, von Landschaften, Gegenständen und Orten, die ihn geprägt haben. Oder die man, losgelöst von irgendwelchen Zuschreibungen, mit ganz unterschiedlichen Deutungen und Assoziationen aufladen kann. Alle Impressionen und Szenen sind zwischen Deutschland, Polen und Israel entstanden. Alle drei Länder und ihre wechselvolle Historie haben Avnon geprägt.
In vielen Gesprächen konfrontiert er (nichtjüdische und jüdische) Menschen unterschiedlichen Alters und mannigfaltiger politischer Ansichten mit der Last und Belastung der Geschichte. Dabei arbeitet er zwei spannende, essentielle Dinge heraus: Einerseits zeigt er damit auf, wie verschieden die Menschen mit Erinnerung, Verlust und Trauma umgehen. Von Verdrängung über Relativierung und regelrechter Romantisierung bis hin zum Schuldeingeständnis.
Verworren und ausgefranst
Zudem macht "Der Rhein fließt ins Mittelmeer" wieder einmal nachhaltig klar, wie widersprüchlich Menschen doch sind und sich verhalten. Gerade in Sachen politischer Meinung und im sozialen Miteinander. Oder wenn beides zusammenkommt. Das zeigt sich etwa an Avnons in Israel lebenden Vater, der einerseits über die Palästinenser im Land schimpft. Gleichzeitig aber mit seinem arabischen Metzger witzelt. Doch das bisweilen an eine willkürliche Bildmontage erinnernde Fragmentarische des Films mit seinen vielen Drehorten (Berlin, Potsdam, Görlitz, Haifa, Warschau, Königswinter) bringt auch Probleme mit sich. Denn dadurch wirkt die Doku zu oft uneinheitlich und ausgefranst, ohne inhaltliche Klammer und erkennbare erzählerische Struktur.
Fazit: Ein ambitionierter, detailliert aufbereiteter dokumentarischer Beitrag über Trauma und Erinnerung, dessen fragmentarische, bruchstückhafte Struktur einen negativen Beigeschmack hinterlässt.
Björn Schneider
TrailerAlle "Der Rhein fließt ins Mittelmeer"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Der Rhein fließt ins Mittelmeer"
Land: IsraelJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Länge: 95 Minuten
Kinostart: 04.05.2023
Regie: Offer Avnon
Verleih: Cinemalovers e.V.