Weißt Du noch (2023)

"Weißt du noch" ist ein sehenswertes Kammerspiel mit zwei hervorragenden Hauptdarstellern geworden, das sich auf ein tolles Drehbuch verlassen kann, dessen Dialoge eine so in deutschen Filmen selten zu findende Wärme ausstrahlen. Getragen von Melancholie und leichtem Wehmut, aber trotzdem zart hoffnungsvoll entführt der Film in ein "Leben im Alter", das weder kitschig-romantisch verklärt wird, noch ausweglos erscheint, sondern sich vielmehr dem Realismus widmet.

Günther und Marianne sind in einer Sackgasse angekommen, aus der es angesichts ihres Alters kein naheliegendes Ausstiegsszenario mehr gibt - außer den nahenden Tod. Wirklich unglücklich sind die beiden nicht, weder miteinander, noch mit dem hinter ihnen liegenden Leben. Aber wirklich glücklich sind sie auch nicht, am wenigsten mit der Perspektive, die die letzten Jahre noch bieten.

Eine nicht näher definierte "Wunderpille" triggert das große gemeinsame Erinnern, das erst zu Geständnissen und gegenseitigen Vorwürfen führt, dann aber auch die schönen Zeiten vor den Vorhang und in die Gegenwart holt, die das Paar sich daran erinnern lässt, wie und warum man sich einst ineinander verliebt hatte. Und warum man sich immer noch lieben könnte.

"Weißt du noch" funktioniert dabei stark dialoggetrieben und könnte auch als Theaterstück ausgezeichnet funktionieren. Die Regie von Rainer Kaufmann ist zurückhalten, beobachtet die beiden Hauptdarsteller dabei, wie sie den Film zu "ihrem" werden lassen. Denn die aus ihrer Schauspiel-Rente zurückgekehrte Senta Berger und ihr Kollege Günther Halmer agieren in jeder Sekunde glaubwürdig, authentisch und mit all ihren Macken, Ecken und Kanten doch sympathisch. Sie sind die eigentlichen "Autoren" dieses kleinen, wunderbaren und tiefgründigen Films mit philosophischen Anklängen, der nicht nur für Menschen oder Paare jenseits der 70 zu empfehlen ist.

Fazit: "Weißt du noch" funktioniert, weil sich seine einzelnen Komponenten - allesamt auf hohem Niveau - zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen: Ein intelligentes Drehbuch mit Tiefe, eine clevere Regie und 2 äußert talentierte und spielfreudige Hauptdarsteller machen den Film zu einem sehenswerten Porträt des Alters und des "Gemeinsam-alt-Werdens".