Infinity Pool (2023)
Surrealer (Porn-)Splatter von Brandon Cronenberg: In einem Luxusresort auf einem autoritär regierten Inselstaat geben sich ein Autor und seine Urlaubsbekanntschaften gruselig-dekadentem Treiben hin...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Nach seinem mittelmäßig erfolgreichen Erstlingsroman kämpft der Schriftsteller James Foster mit einer Schreibblockade. Um die endlich zu überwinden, plant er mit seiner ihn finanziell kräftig unterstützenden Frau Em einen Urlaub in einem noblem Resort in dem sonnigen, aber verarmten, rückständigen und autoritär regierten (fiktiven) Inselstaat La Tolqa.
Anfangs gibt sich das Paar in dem Luxusresort der gepflegten Langweile hin, doch die ist schnell vorbei, als sie ein weiteres Urlauberpaar kennenlernen, dass alljährlich seinen Urlaub hier verbringt und sich entsprechend um einiges besser mit Land, Leuten und Gepflogenheiten auskennt. Obwohl es Touristen verboten ist, das Hotel zu verlassen, laden Gaby und ihr Mann Alban Bauer James und Em zu einer Spritztour über die Insel ein. Eine Tour, die (natürlich) in einer Katastrophe endet: Auf dem Heimweg überfährt James einen Mann, begeht Fahrerflucht, wird am nächsten Tag verhaftet und erfährt, dass auf Fahrerflucht mit Todesfolge – wie auch auf eine ganze Reihe anderer minderschwerer Taten - die Todesstrafe steht, ausgeführt mit einem Messer, vom ältesten Sohn seines Opfers.
Da nun aber die Todesstrafe keine so richtig gute Werbung für das dringend auf Touristendevisen angewiesene La Tolqa ist, hat sich der Staat einen einfache Ausweg für seine gut betuchten Besucher einfallen lassen: Gegen das entsprechende Kleingeld wird einfach ein physisch und psychisch absolut identischer Klon des Missetäters erstellt, der dann an seiner statt um die Ecke gebracht wird. Einzige Auflage: Der tatsächliche Straftäter muss der Vollstreckung der Todesstrafe am Klon beiwohnen.
Während Em nach dem grausigen Erlebnis genug von der Insel hat und abreist, bleibt James mangels Ausweis bei seinen neuen "Freunden". Von ihnen lässt er sich in eine wohlhabende Urlaubergruppe einführen, die sich einen perversen Spaß daraus macht, unter dem Einfluss der landestypischen halluzinogenen Droge sich allerlei Orgien hinzugeben und eine mit der Todesstrafe bewehrte Straftat nach der anderen zu begehen...
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Filmkritik
Vorweg: Dieser Kritik liegt die ungeschnittene Festivalvariante zugrunde, wie sie 2023 auf der Berlinale gezeigt wurde.
In übergroßen Fußstapfen
Seit Jahrzehnten hat sich der kanadische Regisseur David Cronenberg (dem auf der Berlinale 2023 eine Retrospektive gewidmet war) mit surrealen, oftmals abstoßenden und zugleich merkwürdig faszinierenden Body-Horror-Filmen wie "Die Fliege" oder auch "Crash" eine treue Fanbase unter Arthouse-Gängern und Festivalfreunden erarbeitet. Sein 1980 geborener Sohn Brandon Cronenberg teilt ganz offensichtlich die filmischen Vorlieben seines Vaters und versucht in dessen Fußstapfen zu treten. Doch, wie die das geneigte Berlinale-Publikum bereits im Februar bei der Präsentation von Cronenberg jrs‘ drittem Langfilm "The Infinity Pool" erfahren durfte, sind besagte Fußstapfen leider noch ein Stück zu groß.
Schicker Look, wenig dahinter
Zwar zeigt sich "Infinty Pool" optisch in hübsch anzusehendem Werbe-Hochglanzlook mit manch gelungener Kameraspielerei, doch abgesehen von der schicken Fassade hat der Film weniger zu bieten als er verspricht. Dabei wirft die Story durchaus Fragen auf, die es wert wären, beantwortet zu werden – allein, an Antworten hat Cronenberg ganz offensichtlich überhaupt kein Interesse. Und die Kritik an Luxustouristen, die glauben, sich dank ihres Geldes über alle Regeln hinweg setzen zu können, ist zwar drastisch, aber eben auch recht schnell erschöpfend, vorgetragen.
Nach etwa einer Stunde hat Cronenberg all sein Pulver verschossen und widmet sich fortan der Wiederholung des bereits gezeigten, nur jedes Mal ein bisschen krasser, blutiger, absurder, abwegiger und - natürlich - brutaler. Da werden grausige Masken getragen, bei Stroboskoplicht Orgien gefeiert, James (oder sein Klon) wird zum Hund degradiert, es spritzen sämtliche Körperflüssigkeiten und bald wird der nächste Klon "seiner" Strafe zugeführt. Gähn.
Mia Goth überzeugt als Femme Fatale
Dass die angesichts der Wiederholungen unumgängliche Langeweile erst recht spät einsetzt und "Infinity Pool" bis dahin durchaus spannend wirkt, liegt insbesondere an (Es ist ein Fehler aufgetreten), die, selbst als der Storybogen eigentlich schon weit überspannt ist, recht überzeugend die absolut bösartige Femme Fatale gibt. Alexander Skarsgård als James bleibt hingegen blass, wobei ihm zu Gute zu halten ist, dass seine Rolle tatsächlich nicht viel anderes von ihm verlangt, als sich eben blass und naiv schikanieren zu lassen.
Zu empfehlen ist "Infinty Pool" dennoch keinem eingefleischtem Mainstreamfan. Seine Fans finden wird der Film aber sicher unter Arthousefreunden, insbesondere natürlich den Fans von Cronenberg Senior.
Fazit: Vielversprechender, aber dann doch nur arg repetitiver Hochglanz-Splatter(-Porn), gerettet von der überzeugend bösartigen Mia Goth.
Julia Nieder
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Besetzung & Crew von "Infinity Pool"
Land: USAJahr: 2023
Genre: Horror, Porno
Kinostart: 20.04.2023
Regie: Brandon Cronenberg
Darsteller: Cleopatra Coleman als Em, Alexander Skarsgård als James, Dunja Sepcic Bogner als Anna, Adam Boncz als Ketch (as Ádám Boncz), Jalil Lespert als Alban
Kamera: Karim Hussain
Verleih: Universal Pictures International
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