791 KM (2023)
In diesem deutschen Roadmovie setzt Regisseur Tobi Baumann Iris Berben, Joachim Król, Nilam Farooq, Ben Münchow und Lena Urzendowsky für eine lange Taxifahrt gemeinsam in ein Auto.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 17 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die Entfernung zwischen München und Hamburg beträgt knapp 800 Kilometer, je nachdem, welche Route man wählt. Für die vier in Bayerns Landeshauptstadt gestrandeten Bahnreisenden, die sich gemeinsam ein Taxi teilen, um in die Hansestadt zu gelangen, ist der Weg 791 Kilometer lang – und kommt nicht ohne ungeplante Zwischenstopps und Umwege aus.
Tiana (Nilam Farooq) hat am nächsten Morgen einen Geschäftstermin und ist mit den Nerven am Ende. Dass ihr Freund Philipp (Ben Münchow), mit dem sie mitten in der Bahnhofshalle schlussgemacht hat, mit im Wagen sitzt, macht die Situation nicht entspannter. Alt-Hippie Marianne (Iris Berben), die für alles Verständnis hat, versucht die Wogen dennoch zu glätten. Angesichts ihres Fahrers Joseph (Joachim Król) fällt das nicht leicht, denn der haut eine provokante These nach der anderen raus. Die schlafende Susi (Lena Urzendowsky) bekommt davon anfangs gar nichts mit, wirbelt die Fahrgemeinschaft aber ordentlich durcheinander, ist sie erst einmal wach.
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Filmkritik
"791 km": Gruppentherapie im Taxi
Manchmal holt die Wirklichkeit die Fiktion ein. Der Auftakt von Tobi Baumanns neuem Film wirkt allzu vertraut. Wenn Philipp Kirsamers Kamera behände durch die Münchner Bahnhofshalle fährt, Jochen Donauers Montage die einzelnen Protagonisten geschmeidig miteinander verbindet und beides zusammen das durch einen Sturm verursachte Chaos einfängt, dann liegen die schweren Schneefälle, die die bayerische Landeshauptstadt lahmlegten, nicht einmal zwei Wochen zurück. Das Timing für den Kinostart könnte also kaum besser sein.
Holpriger Start, letzten Endes aber freie Fahrt
Die fünf Figuren, die sich in "791 km" unter einem Autodach zusammenfinden, um gezwungenermaßen gemeinsam nach Hamburg zu fahren, sind flugs eingesammelt und erzählerisch elegant eingeführt. Der sprichwörtlich gewordene "alte weiße Mann" (Joachim Król) als Fahrer und eine Karrierefrau (Nilam Farooq), ihr schluffiger Freund (Ben Münchow), ein Alt-Hippie (Iris Berben) und eine Unbekannte (Lena Urzendowsky) als narratives Ass im Ärmel als seine Passagiere versprechen zudem, die nötige Würze in diesen Roadtrip zu bringen. Doch mit der Fahrt fängt auch der Film erstmals zu holpern an.
Die Gegensätzlichkeit der Figuren wirkt gerade in den ersten Minuten unglaublich aufgesetzt; die Charaktere wie am Reißbrett entworfen, die Dialoge wie vom Phrasendrescher ausgespuckt. Doch je länger die Fahrt dauert und je mehr Gelegenheit sich den fünf Insassen bietet, einander näherzukommen, desto reibungsloser läuft der Film.
Ein Roadtrip als Gesellschaftsanalyse: der ganz normale Wahnsinn!
Roadmovies stellen die Macher in vielerlei Hinsicht und nicht zuletzt visuell vor enorme Herausforderungen, denn das Innere eines Autos bietet kaum Abwechslung. In "791 km" sind aber nicht nur die rückprojizierten Hintergründe größtenteils gelungen, auch die Handlung bietet ausreichend Zwischenstopps und Umwege, die es Kameramann Kirsamer erlauben, außerhalb des Taxis zu filmen.
Die Idee zu dieser Geschichte hatte Regisseur Tobi Baumann ("Der Wixxer", "Vollidiot", "Gespensterjäger"), Drehbuchautor Gernot Gricksch ("Happy Burnout") hat eine stringente Handlung daraus gestrickt, die voller toller kleiner Einfälle steckt (etwa die "stumme" Kommunikation via Messenger) und gegen Ende gar einige absurde Maschen fallen lässt. Wenn man so will, dann legen Baumann und Gricksch in dieser Komödie die Nation während einer langen Autofahrt auf die Couch. Drängende Zukunftsfragen werden ebenso diskutiert wie Lebensentwürfe hinterfragt und Erwerbsbiografien vorgestellt. Es geht um Politisches, Ökonomischer und Soziales, letzten Endes also um den "ganz normalen Wahnsinn", wie es eine Figur im Film formuliert.
Fazit: Nach einem holprigen Start nimmt Tobi Baumanns neuer Film gehörig Fahrt auf. Am Ende dieses Roadmovies, das die Lage der Nation im Inneren eines Taxis verhandelt, sind einem die Figuren ans Herz gewachsen. Und die Charaktere haben, wie nicht anders zu erwarten, eine Entwicklung durchgemacht und erkannt, dass es bei allen Gegensätzen wichtig ist, zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu (unter-)stützen. Ganz so wie in Bill Withers' Song "Lean on Me", der aus dem Radio trällert und zur verbindenden Hymne der unfreiwilligen Fahrgemeinschaft wird.
Manchmal holt die Wirklichkeit die Fiktion ein. Der Auftakt von Tobi Baumanns neuem Film wirkt allzu vertraut. Wenn Philipp Kirsamers Kamera behände durch die Münchner Bahnhofshalle fährt, Jochen Donauers Montage die einzelnen Protagonisten geschmeidig miteinander verbindet und beides zusammen das durch einen Sturm verursachte Chaos einfängt, dann liegen die schweren Schneefälle, die die bayerische Landeshauptstadt lahmlegten, nicht einmal zwei Wochen zurück. Das Timing für den Kinostart könnte also kaum besser sein.
Holpriger Start, letzten Endes aber freie Fahrt
Die fünf Figuren, die sich in "791 km" unter einem Autodach zusammenfinden, um gezwungenermaßen gemeinsam nach Hamburg zu fahren, sind flugs eingesammelt und erzählerisch elegant eingeführt. Der sprichwörtlich gewordene "alte weiße Mann" (Joachim Król) als Fahrer und eine Karrierefrau (Nilam Farooq), ihr schluffiger Freund (Ben Münchow), ein Alt-Hippie (Iris Berben) und eine Unbekannte (Lena Urzendowsky) als narratives Ass im Ärmel als seine Passagiere versprechen zudem, die nötige Würze in diesen Roadtrip zu bringen. Doch mit der Fahrt fängt auch der Film erstmals zu holpern an.
Die Gegensätzlichkeit der Figuren wirkt gerade in den ersten Minuten unglaublich aufgesetzt; die Charaktere wie am Reißbrett entworfen, die Dialoge wie vom Phrasendrescher ausgespuckt. Doch je länger die Fahrt dauert und je mehr Gelegenheit sich den fünf Insassen bietet, einander näherzukommen, desto reibungsloser läuft der Film.
Ein Roadtrip als Gesellschaftsanalyse: der ganz normale Wahnsinn!
Roadmovies stellen die Macher in vielerlei Hinsicht und nicht zuletzt visuell vor enorme Herausforderungen, denn das Innere eines Autos bietet kaum Abwechslung. In "791 km" sind aber nicht nur die rückprojizierten Hintergründe größtenteils gelungen, auch die Handlung bietet ausreichend Zwischenstopps und Umwege, die es Kameramann Kirsamer erlauben, außerhalb des Taxis zu filmen.
Die Idee zu dieser Geschichte hatte Regisseur Tobi Baumann ("Der Wixxer", "Vollidiot", "Gespensterjäger"), Drehbuchautor Gernot Gricksch ("Happy Burnout") hat eine stringente Handlung daraus gestrickt, die voller toller kleiner Einfälle steckt (etwa die "stumme" Kommunikation via Messenger) und gegen Ende gar einige absurde Maschen fallen lässt. Wenn man so will, dann legen Baumann und Gricksch in dieser Komödie die Nation während einer langen Autofahrt auf die Couch. Drängende Zukunftsfragen werden ebenso diskutiert wie Lebensentwürfe hinterfragt und Erwerbsbiografien vorgestellt. Es geht um Politisches, Ökonomischer und Soziales, letzten Endes also um den "ganz normalen Wahnsinn", wie es eine Figur im Film formuliert.
Fazit: Nach einem holprigen Start nimmt Tobi Baumanns neuer Film gehörig Fahrt auf. Am Ende dieses Roadmovies, das die Lage der Nation im Inneren eines Taxis verhandelt, sind einem die Figuren ans Herz gewachsen. Und die Charaktere haben, wie nicht anders zu erwarten, eine Entwicklung durchgemacht und erkannt, dass es bei allen Gegensätzen wichtig ist, zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu (unter-)stützen. Ganz so wie in Bill Withers' Song "Lean on Me", der aus dem Radio trällert und zur verbindenden Hymne der unfreiwilligen Fahrgemeinschaft wird.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "791 KM"
Land: DeutschlandJahr: 2023
Genre: Drama, Komödie
FSK: 0
Kinostart: 14.12.2023
Regie: Tobi Baumann
Darsteller: Iris Berben als Marianne, Nilam Farooq als Tiana, Götz Otto als Prof. Piepenbrink, Lena Urzendowsky als Susi, Alexander Beyer als Bernd
Kamera: Philipp Kirsamer
Verleih: ProU Producers United / Filmwelt
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