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Der Illusionist (2023)

In diesem deutschen Dokumentarfilm porträtiert die Regisseurin Birgit Schulz den ehemaligen Kunstberater Helge Achenbach, der wegen Betrugs im Gefängnis saß.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
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Helge Achenbach, Jahrgang 1952, zählte zu Deutschlands bekanntesten und erfolgreichsten Kunstberatern, bevor er am 16. März 2016 wegen Betrugs in Millionenhöhe zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Nachdem er zwei Drittel seiner Haftstrafe verbüßt hatte, kam er im Juni 2018 auf freien Fuß. Seither versucht er, sich neu zu erfinden. Heute lebt er auf einem ehemaligen Bauernhof, widmet sich inzwischen selbst der Malerei und träumt von einem Skulpturenpark.

Die Regisseurin Birgit Schulz hat Helge Achenbach für ihren Dokumentarfilm mehrfach interviewt und mit der Kamera begleitet. Mithilfe Achenbachs eigener Aussagen und denen ehemaliger Weggefährten und Konkurrenten zeichnet sie seinen Weg vom Düsseldorfer Studenten der Sozialpädagogik zum erfolgreichen Kunstberater und Gastronomen nach, in dessen Restaurants die High Society ein und ausging. Neben Achenbach kommen unter anderem dessen Ex-Frau Dorothee, Ex-"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann und der Galerist Johann König zu Wort.

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"Der Illusionist": Vom Berater zum Betrüger

Imitiert die Kunst das Leben oder das Leben die Kunst? Den tiefen Fall des hoch angesehenen Kunstberaters Helge Achenbach hätte sich ein Drehbuchautor nicht besser ausdenken können. Das Ende seines Wegs als Betrüger steht ganz am Anfang von Birgit Schulz' Dokumentarfilm. Achenbachs Ex-Frau Dorothee erinnert sich daran, während Schulz stürmische Archivbilder der damaligen Wetterlage gegenschneidet. Aus dem sonnigen Brasilien kommend, wo Achenbach gerade das Quartier der deutschen Fußballnationalmannschaft für die Weltmeisterschaft 2014 mit Kunst ausgestattet hat, wird er am Flughafen Düsseldorf festgenommen. Draußen tobte kurz zuvor das Sturmtief Ela und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Welch ein Bild, welch ein Auftakt!

Bekenntnisse des Hochstaplers Helge A.

Überhaupt böte Achenbachs Leben ausreichend Stoff für einen Roman oder einen Spielfilm. Als Nachkriegskind geboren und nie für den Wehrdienst gemustert (was ein Jugendfreund auf Achenbachs für die damalige Zeit ungewöhnlichen Vornamen zurückführt, der seiner Meinung nach für den einer Frau gehalten worden sein musste), schienen Achenbach das Glück und die Gelegenheiten förmlich zuzufliegen. In die Kunstszene begab er sich aus Interesse, sein Beruf als Kunstberater sei jedoch ein Zufallsprodukt gewesen, sagt er im Interview. Umtriebigkeit und Geschäftssinn kann man Achenbach hingegen nicht absprechen. Wenn er eine Gelegenheit sah, dann packte er sie beim Schopf – und brachte damit das Establishment gegen sich auf.

Dem einst erfolgreichen Kunstberater, der irgendwann zum Betrüger wurde, zuzuhören, macht großen Spaß. Ein erfolgreicher Geschäftsmann wie Achenbach muss immer auch ein Verkäufer und ein guter Geschichtenerzähler sein. Die dafür nötige Eloquenz und das Charisma hat er bis heute, woraus Schulz' Dokumentarfilm Kapital schlägt. In seiner Beichte schwingt indessen wenig bis keinerlei Reue mit. In seinem eigenen Fall scheint ihm das Unrechtsbewusstsein vollkommen abzugehen. Von sich selbst besoffen, glaubt er irgendwann seine eigenen Lügengeschichten. Dazu zählt auch seine Neuerfindung nach seiner Haftentlassung, die zwischen Komik und tragischer Selbstüberschätzung schwankt, was Achenbach nur noch faszinierenderer macht und für eine Roman- oder Filmfigur geradezu prädestiniert.

Kluge Dramaturgie, verschiedene Perspektiven

Birgit Schulz geht Helge Achenbach jedoch nicht auf den Leim. Geschickt montiert kommentieren sich Achenbachs Aussagen und die ehemaliger Wegbegleiter gegenseitig. Dramaturgisch klug offenbaren sich das ganze Ausmaß der Taten, deren Auswirkungen auf den Kunstmarkt und die Privatleben der davon Betroffenen sowie die aktuellen Beziehungen der handelnden Akteure erst sukzessive. Das ist nicht nur informativ, wie ein Dokumentarfilm sein sollte, sondern auch spannend wie ein Krimi und unterhaltsam wie eine Komödie. Last but not least gibt Schulz tiefe Einblicke in einen außer Kontrolle geratenen Kunstmarkt (und in vereinzelte Versuche, ihn wieder einzufangen).

Fazit: Helge Achenbachs Taten und Verurteilung fielen in eine Zeit, in der der Kunstmarkt durch die aufgeflogenen Fälschungen eines Wolfgang Beltracchi bereits erschüttert war. Einen Dokumentarfilm über Beltracchi gibt es bereits, nun fügt Birgit Schulz mit ihrem Film über Achenbach ein weiteres Puzzlestück über die Auswüchse auf dem Kunstmarkt hinzu. "Der Illusionist" ist ein pulsierendes Porträt, das gleichermaßen informiert wie unterhält, einen herzhaft lachen und ungläubig den Kopf schütteln lässt.




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Zum Video: Der Illusionist

Besetzung & Crew von "Der Illusionist"

Land: Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 94 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 27.04.2023
Regie: Birgit Schulz
Verleih: Real Fiction

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