Valeria is getting married (2023)

"Valeria is getting married": Die Macht vor der Hochzeit

Wie Michal Viniks Drama enden wird, lässt sich bereits am Himmel ablesen. Als Christina (Lena Fraifeld) mit ihrer jüngeren Schwester Valeria (Dasha Tvoronovich) durch die Nachbarschaft spaziert, preist sie das gute Wetter in Tel Aviv, wo es praktisch nie regne. Doch ausgerechnet am Tag, als Valeria ankommt, schüttet es wiederholt wie aus Eimern. Und die angedachte arrangierte Ehe fällt letztlich ins Wasser.

Der Stoff, aus dem die Heldin ist

Vinik schreckt nicht vor kontrovers diskutierten Themen zurück. In ihrem Debütfilm "Barash" (2015) erzählte sie von der Liebe zweier lesbischer Teenager; in konservativen und orthodoxen Kreisen bis heute ein No-Go. Für ihren zweiten abendfüllenden Spielfilm hat sich die 1976 in Haifa geborene Regisseurin und Drehbuchautorin nun einen nicht minder heiklen Stoff vorgeknöpft. Daran interessiert hat Vinik besonders die Hierarchie, die sich ihrer Meinung nach in jeder Paarbeziehung finde, weshalb arrangierte Ehen "als Spiegel für alle verbindlichen Beziehungen zwischen zwei Menschen, egal ob verheiratet oder nicht, gesehen werden können."

Vinik führt diese Hierarchie gleichermaßen anschaulich wie subtil vor. Die von Dasha Tvoronovich zurückhaltend gespielte Valeria muss ihre Beweggründe überhaupt nicht artikulieren, um sie nachvollziehbar zu machen. Ein kritischer Blick genügt, und das Publikum hat begriffen, dass Valeria die Dynamiken in der Ehe ihrer Schwester zutiefst missfallen. Sie selbst will sich nicht in eine solche Abhängigkeit begeben. Zur Titelheldin wird sie schließlich durch eine nonverbale Verweigerungshaltung.

Kleines und kluges Kammerspiel

"Valeria is getting married" spielt fast ausschließlich in einer Wohnung. Mit ein, zwei klugen Wendungen erzählt und von den vier Hauptdarstellern überzeugend gespielt, beweist Michal Vinik, dass es für gutes Kino keines großen Budgets bedarf. Die letzte Intensität lässt dieses kleine Kammerspiel zwar vermissen, erzählt zwischen den Zeilen aber ungemein viel über die Liebe, das Leben und die (israelische) Gesellschaft.

Fazit: In ihrem zweiten abendfüllenden Spielfilm erzählt die Regisseurin und Drehbuchautorin Michal Vinik von arrangierten Ehen in Tel Aviv. "Valeria is getting married" ist ein kleines und kluges Kammerspiel, das durch sein Ensemble überzeugt und ungemein viel zwischen den Zeilen erzählt.