FBW-Bewertung: Die Unschärferelation der Liebe (2023)
Prädikat wertvoll
Jurybegründung: Die Grundsituation ist aus klassischen Screwball-Komödien aus Hollywood bekannt: Eine quirlige, ein wenig chaotisch wirkende Frau versucht einen verklemmten Mann zu verführen. Lars Kraume hat das Theaterstück ?Heisenberg? von Simon Stephens von New York nach Berlin verpflanzt, kommt dann aber zum Finale doch wieder nach Manhattan. Und dies ist nicht nur eine Verbeugung vor dem Autoren, sondern auch vor Woody Allen, dessen Großstadtromanzen hier eindeutig Pate gestanden haben. Wie er zelebriert auch Lars Kraume ?seine? Stadt: So schön und romantisch wie hier hat man Berlin nur selten im Kino gesehen. Und durch diese inspirierten Stadtansichten wird geschickt kaschiert, dass dies dann doch die Adaption eines Theaterstücks ist, also wenig passiert und dafür viel geredet wird. Aber Burghardt Klaußner und Caroline Peters haben sich die Figuren so zu eigen gemacht, dass man sie nie beim Schauspielern erwischt und ihre Dialoge so natürlich und spontan klingen, als wären sie improvisiert. Kraume ist es auch gelungen, hier glaubwürdig eine Liebesgeschichte zu erzählen, bei der beide Protagonisten sich in ihrer zweiten Lebenshälfte befinden. Vor allem ist DIE UNSCHÄRFERELATION DER LIEBE aber ein sehr komischer Film, bei dem Peters und Klaußner sich pointierte Redeschlachten liefern. Dadurch wird es auch nie als Beschränkung empfunden, dass dies im Grunde ein Zweipersonen-Stück ist, bei dem Nebendarsteller:innen nur kleine, oft aber sehr komische Auftritte haben (das vegetarische Mett). Auffällig ist auch die einfühlsame und interessante Musikauswahl von Heavy Metal über Bach zu romantischen Jazzstücken. Kritisiert wurde, dass es kaum Ruhepunkte in DIE UNSCHÄRFERELATION DER LIEBE gibt. So hätten die beiden und die Zuschauer*innen etwa beim ?schönsten Ort von Berlin? mit dem Glockenspiel von Satie ein wenig länger verweilen können. Dann hätte die tatsächlich hochromantische Location auch, so vermutet die Jury, noch ein wenig eindrucksvoller wirken können. Und auch ein paar Logik- und Anschlussfehler haben die Jury irritiert: So macht Alexander etwa einfach Feierabend, wenn Greta ihn in seinem Fleischerladen besucht. Aber kein Schlachter würde seinen Laden schließen, ohne dass die Ware davor aus den Auslagen ins Kühlfach gepackt würde. Und beim Essen im Chinarestaurant hat Caroline Peters in den Gegenschnitten mal die Stäbchen nicht in den Händen, dann doch und dann wieder nicht. Diese kleinen erzählerischen Unschärfen erwiesen sich in ihrer Häufigkeit als durchaus kritisch für die Jury. Gerne aber zeichnet die Jury den Film in Abwägung aller Argumente und im Anschluss an eine wirklich spannende Diskussion mit dem Prädikat WERTVOLL aus.Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)