Living - Einmal wirklich leben (2023)
Living
Drama: Ein alternder Beamter wird durch eine Krebsdiagnose aus seinem Alltagstrott gerissen – und hinterfragt fortan seinen bisherigen Lebenswandel.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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London, Anfang der 1950er Jahre: Mr. Williams (Bill Nighy) steht kurz vor der Pensionierung. Er ist ein leitender Angestellter bei der städtischen Beschwerdestelle – und hat es im Laufe der Jahre akzeptiert, dass Anträge einfach in eine Ablage geschoben werden, aus der sie dann höchstwahrscheinlich nie wieder hervorgeholt werden.
Doch als er erfährt, dass er Krebs im Endstadium hat, beginnt er damit, seine eingeübten Routinen zu durchbrechen. Statt sich weiterhin ungerührt in das System einzufügen, will er etwas bewirken. In der jungen Margaret Harris (Aimee Lou Wood), die gerade wegen eines Jobwechsels die Beschwerdestelle verlassen hat, findet er eine Person, der er sich anvertrauen kann.
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Filmkritik
"Living - Einmal wirklich leben": Wandlung eines mürrischen Eigenbrötlers
Mit "Living - Einmal wirklich leben" legt der 1983 in Kapstadt geborene Regisseur Oliver Hermanus ("Moffie") ein Remake des japanischen Dramas "Ikiru – Einmal wirklich leben" (1952) von Akira Kurosawa vor. Das Skript zur Neuverfilmung stammt von dem Literatur-Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro, der unter anderem die Romane "Was vom Tage übrigblieb" (1989) und "Alles, was wir geben mussten" (2005) geschrieben hat, die wiederum erfolgreich für die Leinwand adaptiert wurden.
Die Wege der Bürokratie
Der Plot ist nach wie vor in den 1950er Jahren angesiedelt, spielt nun aber in der Hauptstadt Englands. Im Zentrum steht der griesgrämig anmutende Mr. Williams, der als Leiter eines Verwaltungsbüros nach all seinen Dienstjahren deutlich abgestumpft agiert. Hermanus und sein Kameramann Jamie Ramsay erfassen im 4:3-Format perfekt den Kosmos der Behörde mit sämtlichen ungeschriebenen Regeln, die meist dazu dienen, Verantwortung taktisch clever weiterzugeben. Das Klackern alter Schreibmaschinen und das Klingeln von Telefonen bestimmen die Tonspur, während auf der Bildebene die Figuren oft hinter riesigen Aktenstapeln zu verschwinden drohen. Das Gefühl, nur ein kleines, unbedeutendes Rädchen im Getriebe zu sein, wird so nachvollziehbar vermittelt.
Eine Paraderolle für Charakterdarsteller Bill Nighy
Der Brite Bill Nighy ("20 Jahre Tatsächlich... Liebe") liefert eine erstaunlich ruhige und zurückgenommene Performance voller Würde, um uns einen Mann zu zeigen, der sein Leben und sein Verhalten nach dem Erhalt einer Krebsdiagnose zu überdenken beginnt. Zu den vielen schönen Schauspielmomenten gehört etwa eine Szene, in der Mr. Williams mit geschlossenen Augen einen Song anstimmt. Ganz wunderbar sind auch die Interaktionen zwischen Nighy und Aimee Lou Wood ("Sex Education") in der Rolle der jungen Margaret, deren Gesellschaft der zunächst so verschlossene Protagonist sucht. Wie sich in Bargesprächen oder beim Besuch einer Kinovorstellung allmählich eine große Sympathie entwickelt, ist auf tragikomische Weise sehr ergreifend.
Fazit: Ein still erzähltes, berückend und einfallsreich gefilmtes Drama mit einem hervorragenden Bill Nighy im Mittelpunkt.
Mit "Living - Einmal wirklich leben" legt der 1983 in Kapstadt geborene Regisseur Oliver Hermanus ("Moffie") ein Remake des japanischen Dramas "Ikiru – Einmal wirklich leben" (1952) von Akira Kurosawa vor. Das Skript zur Neuverfilmung stammt von dem Literatur-Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro, der unter anderem die Romane "Was vom Tage übrigblieb" (1989) und "Alles, was wir geben mussten" (2005) geschrieben hat, die wiederum erfolgreich für die Leinwand adaptiert wurden.
Die Wege der Bürokratie
Der Plot ist nach wie vor in den 1950er Jahren angesiedelt, spielt nun aber in der Hauptstadt Englands. Im Zentrum steht der griesgrämig anmutende Mr. Williams, der als Leiter eines Verwaltungsbüros nach all seinen Dienstjahren deutlich abgestumpft agiert. Hermanus und sein Kameramann Jamie Ramsay erfassen im 4:3-Format perfekt den Kosmos der Behörde mit sämtlichen ungeschriebenen Regeln, die meist dazu dienen, Verantwortung taktisch clever weiterzugeben. Das Klackern alter Schreibmaschinen und das Klingeln von Telefonen bestimmen die Tonspur, während auf der Bildebene die Figuren oft hinter riesigen Aktenstapeln zu verschwinden drohen. Das Gefühl, nur ein kleines, unbedeutendes Rädchen im Getriebe zu sein, wird so nachvollziehbar vermittelt.
Eine Paraderolle für Charakterdarsteller Bill Nighy
Der Brite Bill Nighy ("20 Jahre Tatsächlich... Liebe") liefert eine erstaunlich ruhige und zurückgenommene Performance voller Würde, um uns einen Mann zu zeigen, der sein Leben und sein Verhalten nach dem Erhalt einer Krebsdiagnose zu überdenken beginnt. Zu den vielen schönen Schauspielmomenten gehört etwa eine Szene, in der Mr. Williams mit geschlossenen Augen einen Song anstimmt. Ganz wunderbar sind auch die Interaktionen zwischen Nighy und Aimee Lou Wood ("Sex Education") in der Rolle der jungen Margaret, deren Gesellschaft der zunächst so verschlossene Protagonist sucht. Wie sich in Bargesprächen oder beim Besuch einer Kinovorstellung allmählich eine große Sympathie entwickelt, ist auf tragikomische Weise sehr ergreifend.
Fazit: Ein still erzähltes, berückend und einfallsreich gefilmtes Drama mit einem hervorragenden Bill Nighy im Mittelpunkt.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Living - Einmal wirklich leben"
Land: Großbritannien, Japan, SchwedenJahr: 2023
Genre: Drama
Originaltitel: Living
Länge: 102 Minuten
Kinostart: 18.05.2023
Regie: Oliver Hermanus
Darsteller: Alex Sharp als Peter Wakeling, Adrian Rawlins als Middleton, Hubert Burton als Rusbridger, Oliver Chris als Hart, Bill Nighy als Williams
Kamera: Jamie Ramsay
Verleih: Sony Pictures