Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste (2023)
In ihrem neuen Drama erzählt Regisseurin Margarethe von Trotta von der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann und ihrer ungesunden Beziehung zu ihrem Schweizer Kollegen Max Frisch.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Während einer Reise nach Ägypten, die Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) an der Seite ihres neun Jahre jüngeren Schriftsteller-Kollegen Adolf Opel (Tobias Resch) unternimmt, erinnert sich die große Klagenfurter Lyrikerin und Weltbürgerin an ihre Beziehung mit Max Frisch (Ronald Zehrfeld). Ihr erstes Treffen fand in Paris bei der Premiere von Frischs Theaterstück "Biedermann und die Brandstifter" statt. Frisch hatte Bachmann dorthin eingeladen, weil er von ihrem Hörspiel "Der gute Gott von Manhattan" angetan gewesen war. Aus anfänglichem kollegialen Respekt erwächst eine vier Jahre währende Liebesbeziehung, die Bachmann nicht guttut.
Obwohl sie Italien, das ihr zu einer zweiten Heimat geworden ist, liebt, zieht sie Frisch zuliebe in die Nähe von Zürich, weil er seine geliebte Schweiz nicht verlassen will. In Frischs Gegenwart leidet Bachmann unter einer Schreibblockade, und seine Eifersucht, die immer krankhaftere Züge annimmt, schnüren sie ein. Auch ein Umzug nach Rom, wo Bachmann die Werke von Giuseppe Ungaretti (Roberto Carpentieri) ins Deutsche übersetzt und in der Nähe ihres guten Freundes, des Komponisten Hans Werner Henze (Basil Eidenbenz), lebt, verschaffen keine Abhilfe. Ein Ende der Beziehung scheint unausweichlich.
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Filmkritik
"Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste": Ein bleierner Streit
Wer sich für Literatur interessiert, ist mit dem Namen Ingeborg Bachmann vertraut – selbst dann, wenn er oder sie noch nie ein Buch der österreichischen Schriftstellerin in Händen hielt. Vier Jahre nach ihrem Tod wurde beim Literaturwettbewerb in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt erstmals der nach ihr benannte Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen, der bis heute zu den bedeutendsten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum zählt. Die im Fernsehen übertragenen Lesungen der um den Preis Konkurrierenden sind legendär. Das war auch Bachmanns kurzes Leben. Ein Film über sie war überfällig. Margarethe von Trotta, die schon die Leben mehrerer berühmter Frauen auf die große Leinwand brachte (u. a. in "Rosa Luxemburg" und "Hannah Arendt"), füllt nun diese Lücke.
Aus dem Blick auf eine Beziehung wird eine Reise zu sich selbst
Ursprünglich sollte der Film "Bachmann & Frisch" heißen, denn im Zentrum steht die ungesunde Beziehung, die die von Vicky Krieps gespielte Ingeborg Bachmann mit dem von Ronald Zehrfeld im wahrsten Wortsinn verkörperten Schriftsteller-Kollegen Max Frisch führte. Von Trotta, von der auch das Drehbuch stammt, erzählt das als lange Rückblende aus einer Rahmenhandlung heraus, die dem Film seinen wahren Titel gibt. Während einer Reise nach Ägypten und von dort in die Wüste denkt Bachmann über die vier Jahre währende Beziehung zu Frisch nach, dessen Hämmern auf seiner Schreibmaschine sie nicht nur den letzten Nerv kostete, sondern dessen krankhafte Eifersucht Bachmann auch die Luft abschnürte. Am Ende kommt sie bei sich selbst an.
Die inzwischen auch international gefeierte Vicky Krieps ("Der seidene Faden", "Corsage") und Ronald Zehrfeld (zuletzt: "Alle reden übers Wetter") machen ihre Sache gut. Vor allem Letztgenannter zeigt ungewohnt leise Qualitäten in der Art und Weise, wie er seinen wuchtigen Körper, stets ein wenig in sich eingesunken, geschmeidig durch die Einstellungen schiebt. Und auch von Trottas geschmeidiger Wechsel zwischen den Erzählebenen überzeugt. Restlos überzeugend ist dieses Drama aber nicht.
Schwerfällige Emanzipationsgeschichte mit zu wenig Literatur
Von Trotta, die ihre Karriere als Schauspielerin begann und sich in ihrem Werk und Leben für Gleichberechtigung, Frauenrechte und gegen Sexismus starkmachte, inszeniert auch Ingeborg Bachmann als Feministin; allerdings nicht als eine, die lauthals für ihre Ideale eintritt, sondern als eine leise, nachdenkliche, suchende Frau, deren Literatur und Privatleben ihre Ideale spiegeln. Bachmann führt ein selbstbestimmtes Leben und offene Beziehungen und schert sich nicht darum, was andere von ihr denken, gerät auf diesem für die Epoche couragierten Weg aber mehrfach ins Straucheln. Die Loslösung von Max Frisch etwa ist ein langer, schmerzhafter Erkenntnisprozess.
Leider inszeniert die Regisseurin diese Emanzipationsgeschichte so glatt (äußere gesellschaftliche Widerstände fehlen gänzlich), so kulissenhaft und theatral, dass ihr Film nur schwer von der Stelle kommt. Zu vieles daran wirkt künstlich, fast so, als sei er in einem luftleeren Raum entstanden. Was dabei vor allem zu kurz kommt, ist die Literatur. Wer bislang noch kein Buch von Ingeborg Bachmann in Händen hielt, hat nach dem Kinobesuch nicht viel mehr über ihre Lyrik und Prosa erfahren.
Fazit: Nach Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen und Hannah Arendt nimmt sich Margarethe von Trotta jetzt Ingeborg Bachmanns Lebens an, genauer gesagt ihrer Beziehung zum Schriftsteller-Kollegen Max Frisch. Von Trotta, die Bachmann kurz vor ihrem frühen Tod noch persönlich getroffen hat, inszeniert die große Lyrikerin als leise, suchende Feministin. Leider gerät diese langsamen Emanzipationsgeschichte aber so kulissenhaft und künstlich, dass sie kaum von der Stelle kommt.
Wer sich für Literatur interessiert, ist mit dem Namen Ingeborg Bachmann vertraut – selbst dann, wenn er oder sie noch nie ein Buch der österreichischen Schriftstellerin in Händen hielt. Vier Jahre nach ihrem Tod wurde beim Literaturwettbewerb in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt erstmals der nach ihr benannte Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen, der bis heute zu den bedeutendsten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum zählt. Die im Fernsehen übertragenen Lesungen der um den Preis Konkurrierenden sind legendär. Das war auch Bachmanns kurzes Leben. Ein Film über sie war überfällig. Margarethe von Trotta, die schon die Leben mehrerer berühmter Frauen auf die große Leinwand brachte (u. a. in "Rosa Luxemburg" und "Hannah Arendt"), füllt nun diese Lücke.
Aus dem Blick auf eine Beziehung wird eine Reise zu sich selbst
Ursprünglich sollte der Film "Bachmann & Frisch" heißen, denn im Zentrum steht die ungesunde Beziehung, die die von Vicky Krieps gespielte Ingeborg Bachmann mit dem von Ronald Zehrfeld im wahrsten Wortsinn verkörperten Schriftsteller-Kollegen Max Frisch führte. Von Trotta, von der auch das Drehbuch stammt, erzählt das als lange Rückblende aus einer Rahmenhandlung heraus, die dem Film seinen wahren Titel gibt. Während einer Reise nach Ägypten und von dort in die Wüste denkt Bachmann über die vier Jahre währende Beziehung zu Frisch nach, dessen Hämmern auf seiner Schreibmaschine sie nicht nur den letzten Nerv kostete, sondern dessen krankhafte Eifersucht Bachmann auch die Luft abschnürte. Am Ende kommt sie bei sich selbst an.
Die inzwischen auch international gefeierte Vicky Krieps ("Der seidene Faden", "Corsage") und Ronald Zehrfeld (zuletzt: "Alle reden übers Wetter") machen ihre Sache gut. Vor allem Letztgenannter zeigt ungewohnt leise Qualitäten in der Art und Weise, wie er seinen wuchtigen Körper, stets ein wenig in sich eingesunken, geschmeidig durch die Einstellungen schiebt. Und auch von Trottas geschmeidiger Wechsel zwischen den Erzählebenen überzeugt. Restlos überzeugend ist dieses Drama aber nicht.
Schwerfällige Emanzipationsgeschichte mit zu wenig Literatur
Von Trotta, die ihre Karriere als Schauspielerin begann und sich in ihrem Werk und Leben für Gleichberechtigung, Frauenrechte und gegen Sexismus starkmachte, inszeniert auch Ingeborg Bachmann als Feministin; allerdings nicht als eine, die lauthals für ihre Ideale eintritt, sondern als eine leise, nachdenkliche, suchende Frau, deren Literatur und Privatleben ihre Ideale spiegeln. Bachmann führt ein selbstbestimmtes Leben und offene Beziehungen und schert sich nicht darum, was andere von ihr denken, gerät auf diesem für die Epoche couragierten Weg aber mehrfach ins Straucheln. Die Loslösung von Max Frisch etwa ist ein langer, schmerzhafter Erkenntnisprozess.
Leider inszeniert die Regisseurin diese Emanzipationsgeschichte so glatt (äußere gesellschaftliche Widerstände fehlen gänzlich), so kulissenhaft und theatral, dass ihr Film nur schwer von der Stelle kommt. Zu vieles daran wirkt künstlich, fast so, als sei er in einem luftleeren Raum entstanden. Was dabei vor allem zu kurz kommt, ist die Literatur. Wer bislang noch kein Buch von Ingeborg Bachmann in Händen hielt, hat nach dem Kinobesuch nicht viel mehr über ihre Lyrik und Prosa erfahren.
Fazit: Nach Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen und Hannah Arendt nimmt sich Margarethe von Trotta jetzt Ingeborg Bachmanns Lebens an, genauer gesagt ihrer Beziehung zum Schriftsteller-Kollegen Max Frisch. Von Trotta, die Bachmann kurz vor ihrem frühen Tod noch persönlich getroffen hat, inszeniert die große Lyrikerin als leise, suchende Feministin. Leider gerät diese langsamen Emanzipationsgeschichte aber so kulissenhaft und künstlich, dass sie kaum von der Stelle kommt.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste"
Land: Österreich, Luxemburg, Schweiz, DeutschlandJahr: 2023
Genre: Drama, Biopic
Länge: 110 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 19.10.2023
Regie: Margarethe von Trotta
Darsteller: Vicky Krieps als Ingeborg Bachmann, Ronald Zehrfeld als Max Frisch, Tobias Resch als Adolf Opel, Basil Eidenbenz als Hans Werner Henze, Luna Wedler als Marlene
Kamera: Martin Gschlacht
Verleih: Alamode Film, MFA Film