Roter Himmel (2023)
Afire
In einem Haus an der Ostsee erleben vier junge Menschen ein paar romantische Sommertage, während in der Nähe der Wald brennt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der junge Schriftsteller Leon (Thomas Schubert) fährt mit Felix (Langston Uibel), einem Freund aus Kindertagen, für ein paar Sommertage an die Ostsee. Er will in dem Haus, das Felix’ Mutter gehört, noch am fast fertigen Manuskript seines zweiten Romans feilen. Auch Felix hat sich Arbeit mitgenommen – er will eine Bewerbungsmappe für ein Kunststudium erstellen. Aber Leon muss sich widerwillig ein Zimmer mit Felix teilen, denn im anderen wohnt Nadja (Paula Beer), die im nahen Urlaubsort als Eisverkäuferin jobbt. Nachts kann Leon nicht schlafen, weil Nadja laut Musik hört und mit ihrem Sexpartner Spaß hat.
Leon schläft lieber draußen in der Laube, in der er auch tagsüber sitzt. Ohne Lust geht er einmal mit Felix an den Strand, wo er Devid (Enno Trebs), den Mann aus Nadjas Zimmer, auf seinem Posten als Rettungsschwimmer wiedererkennt. Beim gemeinsamen Abendessen vor dem Haus reagiert Leon genervt auf Devid, bis Felix ihn empört in die Schranken weist. Devid und Felix entdecken die Liebe zueinander. Nadja ist stets freundlich zu Leon und möchte ihn näher kennenlernen, was ihm durchaus gefällt. Aber er kann sich nicht lockermachen, denn er ist ja zum Arbeiten da! Angespannt begrüßt Leon den Verleger Helmut (Matthias Brandt), der angereist ist, um sein Manuskript zu besprechen. Aber Helmut scheint sich besser mit den anderen zu verstehen als mit ihm.
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Filmkritik
"Roter Himmel": Sommertage mit Außenseiter
Nach seinem Liebesfilm "Undine" von 2020 widmet sich der Regisseur Christian Petzold erneut romantischen Themen. In "Roter Himmel" ist die Atmosphäre aber nicht mythologisch aufgeladen, sondern geprägt von flirrend leichten Sommertagen am Meer. Am Schauplatz eines Ferienhäuschens im Küstenwald können vier junge Leute die Beine baumeln lassen, flirten, erkunden, was der Moment ergibt. Aber der Schriftsteller Leon, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, kapselt sich ab. Er glaubt, keine Zeit für unbeschwerte Begegnungen zu haben. In einiger Entfernung wüten Waldbrände und sorgen für ein diffuses Gefühl der Verunsicherung. Sind die sommerlichen Freuden in Zeiten des Klimawandels bald vorbei? Der Film, in dem es auch um die Kunst des Schreibens geht, bekam auf der Berlinale 2023 den Großen Preis der Jury.
Aus der Trägheit erwächst die Spannung
Eine ganze Weile scheint die Handlung nicht recht in Gang zu kommen. In der Trägheit des Sommers gibt es jede Menge Zeit, den surrenden Insekten zu lauschen oder mit anderen zu plaudern. Der Hauptcharakter Leon wirkt unsympathisch, weil ihn alles nervt und er auf Abstand geht. Zugleich aber fühlt man seine Verwunderung und Kränkung mit, wenn er Felix, Devid und Nadja – deren offenes Interesse ihm insgeheim schmeichelt – zusammen lachen sieht. Sein empfundenes Pech, wenn sich auch sein Verleger lieber den anderen zuwendet, wirkt lustig und die ganze Situation erscheint gut nachvollziehbar, aus dem Leben gegriffen.
Die Spannung baut sich aus der ziellosen Langsamkeit erst so richtig auf. Als säße man mit am Tisch, nimmt man Spannungen und Dynamik wahr. Die Aufmerksamkeit der Beteiligten pendelt spontan hin und her, aber Leon kann nicht damit umgehen. Alle Charaktere wirken in ihrer Verschiedenheit authentisch und sind hervorragend besetzt.
Nur wer sich einbringt, begreift
Setzte Petzold in "Undine" das Liebespaar in Bezug zu einem jahrhundertealten Mythos, so lässt er hier Nadja das Gedicht "Der Asra" von Heinrich Heine vortragen. Wieder geht es um die Verbindung von Liebe und Tod, aber auf der Gegenwartsebene auch um eine Aussage, die Leon mit Gewinn auf sich beziehen könnte. Dann bricht von außen die Tragik jäh in diesen Rückzugsort ein, ohne die filmische Atmosphäre jedoch noch nachhaltig zu kapern. Petzolds Werk bleibt ein wehmütig-leichtfüßiger Sommerfilm. Nicht nur Leon, sondern auch dem Publikum werden Denkanstöße mitgegeben, über das Wesen der Liebe, die befreiende Kraft und die Zerbrechlichkeit schöner Sommertage.
Fazit: Weder streng noch mythologisch aufgeladen geht es zu in Christian Petzolds Sommerfilm "Roter Himmel". Während drei junge Menschen in einem Häuschen an der Ostsee die unbeschwerte Stimmung genießen, gelingt es dem vierten nicht, in einen spannungsfreien Dialog mit ihnen zu treten. Romantische Gefühle verstärken seinen inneren Konflikt, während die Waldbrände näher rücken. Ein Gedicht von Heinrich Heine verleiht diesem hervorragend gespielten, von träger Leichtigkeit erfüllten Film poetische Tiefe.
Nach seinem Liebesfilm "Undine" von 2020 widmet sich der Regisseur Christian Petzold erneut romantischen Themen. In "Roter Himmel" ist die Atmosphäre aber nicht mythologisch aufgeladen, sondern geprägt von flirrend leichten Sommertagen am Meer. Am Schauplatz eines Ferienhäuschens im Küstenwald können vier junge Leute die Beine baumeln lassen, flirten, erkunden, was der Moment ergibt. Aber der Schriftsteller Leon, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, kapselt sich ab. Er glaubt, keine Zeit für unbeschwerte Begegnungen zu haben. In einiger Entfernung wüten Waldbrände und sorgen für ein diffuses Gefühl der Verunsicherung. Sind die sommerlichen Freuden in Zeiten des Klimawandels bald vorbei? Der Film, in dem es auch um die Kunst des Schreibens geht, bekam auf der Berlinale 2023 den Großen Preis der Jury.
Aus der Trägheit erwächst die Spannung
Eine ganze Weile scheint die Handlung nicht recht in Gang zu kommen. In der Trägheit des Sommers gibt es jede Menge Zeit, den surrenden Insekten zu lauschen oder mit anderen zu plaudern. Der Hauptcharakter Leon wirkt unsympathisch, weil ihn alles nervt und er auf Abstand geht. Zugleich aber fühlt man seine Verwunderung und Kränkung mit, wenn er Felix, Devid und Nadja – deren offenes Interesse ihm insgeheim schmeichelt – zusammen lachen sieht. Sein empfundenes Pech, wenn sich auch sein Verleger lieber den anderen zuwendet, wirkt lustig und die ganze Situation erscheint gut nachvollziehbar, aus dem Leben gegriffen.
Die Spannung baut sich aus der ziellosen Langsamkeit erst so richtig auf. Als säße man mit am Tisch, nimmt man Spannungen und Dynamik wahr. Die Aufmerksamkeit der Beteiligten pendelt spontan hin und her, aber Leon kann nicht damit umgehen. Alle Charaktere wirken in ihrer Verschiedenheit authentisch und sind hervorragend besetzt.
Nur wer sich einbringt, begreift
Setzte Petzold in "Undine" das Liebespaar in Bezug zu einem jahrhundertealten Mythos, so lässt er hier Nadja das Gedicht "Der Asra" von Heinrich Heine vortragen. Wieder geht es um die Verbindung von Liebe und Tod, aber auf der Gegenwartsebene auch um eine Aussage, die Leon mit Gewinn auf sich beziehen könnte. Dann bricht von außen die Tragik jäh in diesen Rückzugsort ein, ohne die filmische Atmosphäre jedoch noch nachhaltig zu kapern. Petzolds Werk bleibt ein wehmütig-leichtfüßiger Sommerfilm. Nicht nur Leon, sondern auch dem Publikum werden Denkanstöße mitgegeben, über das Wesen der Liebe, die befreiende Kraft und die Zerbrechlichkeit schöner Sommertage.
Fazit: Weder streng noch mythologisch aufgeladen geht es zu in Christian Petzolds Sommerfilm "Roter Himmel". Während drei junge Menschen in einem Häuschen an der Ostsee die unbeschwerte Stimmung genießen, gelingt es dem vierten nicht, in einen spannungsfreien Dialog mit ihnen zu treten. Romantische Gefühle verstärken seinen inneren Konflikt, während die Waldbrände näher rücken. Ein Gedicht von Heinrich Heine verleiht diesem hervorragend gespielten, von träger Leichtigkeit erfüllten Film poetische Tiefe.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Roter Himmel"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Le ciel rouge
Jahr: 2023
Genre: Drama
Originaltitel: Afire
Kinostart: 20.04.2023
Regie: Christian Petzold
Darsteller: Thomas Schubert als Leon, Paula Beer als Nadja, Enno Trebs als Devid, Langston Uibel als Felix, Matthias Brandt als Helmut
Kamera: Hans Fromm
Verleih: Piffl Medien
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