Der Gymnasiast (2023)
Le Lycéen
Französisches Coming-of-Age-Drama: Ein 17-Jähriger muss den Unfalltod seines Vaters verarbeiten.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Lucas (Paul Kircher) besucht das Gymnasium – und wird eines Tages damit konfrontiert, dass sein Vater (Christophe Honoré) bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Gemeinsam mit seiner Mutter Isabelle (Juliette Binoche) und seinem älteren Bruder Quentin (Vincent Lacoste) versucht er, die Trauer zu bewältigen. Spontan begleitet Lucas Quentin nach Paris, wo dieser sich als Künstler zu etablieren versucht. Lucas lässt dabei seinen Freund Oscar (Adrien Casse) in der Provinz zurück – und entwickelt in der Großstadt Gefühle für Quentins Mitbewohner Lilio (Erwan Kepoa Falé). Doch der Schmerz über den Tod seines Vaters holt den Jugendlichen immer wieder ein.
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Filmkritik
"Der Gymnasiast": Eine persönliche Trauergeschichte
Der französische Drehbuchautor und Regisseur Christophe Honoré, Jahrgang 1970, liefert nach äußerst radikalen Werken wie "Meine Mutter" (2004) und melancholisch-tragikomischen Filmen wie "Die Liebenden" (2011) mit dem Coming-of-Age-Drama "Der Gymnasiast" seine bis dato wohl intimste Arbeit, die klare autobiografische Züge erkennen lässt. Die Story ist im heutigen Frankreich angesiedelt, hat jedoch auch etwas Zeitloses.
Ein einfühlsames Familienporträt
Honoré fängt den dynamischen Prozess des Trauerns ein, den der 17-jährige Protagonist Lucas zusammen mit seiner Mutter Isabelle und seinem älteren Bruder Quentin durchmachen muss, nachdem der Vater einen tödlichen Autounfall hatte. Dabei wird deutlich, dass jeder Mensch seine ganz eigene Art hat, um mit einem solch schweren Verlust umzugehen.
Die Handkamera von Rémy Chevrin kommt den Figuren bei der emotionalen Ergründung sehr nah und erfasst viele authentisch wirkende Momente – etwa wenn das trauernde Trio beim Aussuchen der Musik für die Beerdigung auf den Song "Electricity" von Orchestral Manoeuvres in the Dark stößt und kurzerhand zu tanzen beginnt. Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern wird glaubhaft (und ohne Kitsch) gezeichnet; ebenso einnehmend ist die Verkörperung von Arthouse-Star Juliette Binoche ("Chocolat") als Mutter.
Ein queeres Heranwachsen
Nicht zuletzt ist "Der Gymnasiast" ein bemerkenswerter Beitrag zum Queer Cinema. Als er die Provinz verlässt und mit Quentin nach Paris geht, erlebt Lucas dort sein erstes anonymes Sex-Date und verliebt sich womöglich zum ersten Mal richtig. Der Newcomer Paul Kircher spielt die Rolle mit absoluter Hingabe. Er lässt uns die adoleszente Energie von Lucas spüren, aber auch dessen Schmerz, der bald zu einem selbstzerstörerischen Verhalten führt. Das ist zuweilen hart anzusehen – allerdings stets überaus mutig, ehrlich und eindrücklich.
Fazit: Ein innig gespielter und voller Herzblut in Szene gesetzter Film über Verlust, Trauer und die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens.
Der französische Drehbuchautor und Regisseur Christophe Honoré, Jahrgang 1970, liefert nach äußerst radikalen Werken wie "Meine Mutter" (2004) und melancholisch-tragikomischen Filmen wie "Die Liebenden" (2011) mit dem Coming-of-Age-Drama "Der Gymnasiast" seine bis dato wohl intimste Arbeit, die klare autobiografische Züge erkennen lässt. Die Story ist im heutigen Frankreich angesiedelt, hat jedoch auch etwas Zeitloses.
Ein einfühlsames Familienporträt
Honoré fängt den dynamischen Prozess des Trauerns ein, den der 17-jährige Protagonist Lucas zusammen mit seiner Mutter Isabelle und seinem älteren Bruder Quentin durchmachen muss, nachdem der Vater einen tödlichen Autounfall hatte. Dabei wird deutlich, dass jeder Mensch seine ganz eigene Art hat, um mit einem solch schweren Verlust umzugehen.
Die Handkamera von Rémy Chevrin kommt den Figuren bei der emotionalen Ergründung sehr nah und erfasst viele authentisch wirkende Momente – etwa wenn das trauernde Trio beim Aussuchen der Musik für die Beerdigung auf den Song "Electricity" von Orchestral Manoeuvres in the Dark stößt und kurzerhand zu tanzen beginnt. Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern wird glaubhaft (und ohne Kitsch) gezeichnet; ebenso einnehmend ist die Verkörperung von Arthouse-Star Juliette Binoche ("Chocolat") als Mutter.
Ein queeres Heranwachsen
Nicht zuletzt ist "Der Gymnasiast" ein bemerkenswerter Beitrag zum Queer Cinema. Als er die Provinz verlässt und mit Quentin nach Paris geht, erlebt Lucas dort sein erstes anonymes Sex-Date und verliebt sich womöglich zum ersten Mal richtig. Der Newcomer Paul Kircher spielt die Rolle mit absoluter Hingabe. Er lässt uns die adoleszente Energie von Lucas spüren, aber auch dessen Schmerz, der bald zu einem selbstzerstörerischen Verhalten führt. Das ist zuweilen hart anzusehen – allerdings stets überaus mutig, ehrlich und eindrücklich.
Fazit: Ein innig gespielter und voller Herzblut in Szene gesetzter Film über Verlust, Trauer und die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Der Gymnasiast"
Land: FrankreichJahr: 2023
Genre: Drama, Coming-of-age
Originaltitel: Le Lycéen
Länge: 122 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 30.03.2023
Regie: Christophe Honoré
Darsteller: Paul Kircher als Lucas Ronis, Vincent Lacoste als Quentin Ronis, Juliette Binoche als Isabelle Ronis, Erwan Kepoa Falé, Adrien Casse als Oscar
Kamera: Rémy Chevrin
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH