Der Pfau (2023)

Teambuilding-Maßnahmen kreisen oft um die Idee, Menschen aus ihrer Komfortzone zu holen, um ihre Kreativität zu fördern. Aber wer es gewöhnt ist, Befehle zu erteilen oder auch nur Entscheidungen zu treffen, reagiert mitunter empfindlich auf Störungen im Getriebe. Die auf dem gleichnamigen Roman von Isabel Bogdan basierende Komödie schildert augenzwinkernd, wie das Gefüge in einem Team deutscher Investmentbanker in Schottland ins Wanken gerät. Schuld daran sind nicht nur mitgebrachte Ansprüche, sondern auch die Unterkunft. Die Heizung im Schloss des Ehepaars McIntosh ist defekt. Und ein verrückter Pfau, der draußen sein Unwesen trieb, ist plötzlich tot und verschwindet dann. Wer hat hier etwas zu verbergen, wer versucht wen auszustechen? Die Anwesenden misstrauen sich gegenseitig. Das Kinodebüt des Regisseurs Lutz Heineking Jr. ist als Posse inszeniert, die streckenweise an alte Krimikomödien erinnert.

Die Ausgangslage klingt reizvoll, mit der hochnäsigen Investmentbankerin und ihrem Team von Einzelkämpfern, die feststellen müssen, dass ein schottisches Schloss allerlei Macken haben kann. Lavinia Wilson tritt als Chefin Linda forsch auf, bekommt aber bald Gegenwind. Nach und nach treten ihre Mitarbeiter mehr in den Vordergrund und die erzählerische Perspektive wechselt zwischen ihnen und weiteren Figuren. Es gibt nur eine, die alles überblickt und als Voice-Over-Stimme die Handlungsstränge verbindet: die Köchin Helen. Annette Frier spielt sie als gelassene, humorvolle Person mit sarkastischem Einschlag. Tom Schilling und Serkan Kaya setzen Akzente als kampflustige Alphamänner im Bankerteam, aber auch Jürgen Vogel und David Kross spielen markante, eigenwillige Charaktere.

Wichtiger als die Entwicklung der Figuren ist dem Film jedoch die possenhafte Atmosphäre, die ständig neue Nahrung erhält. Sie wirkt eher betulich als flott. Es reihen sich Szenen aneinander, die zu Ende sind, bevor ein Witz zündet oder die Handlung einen neuen Impuls erhält. Schön, dass die Charaktere vor dem Kamin nach alkoholischem Konsum auch mal zu singen und zu tanzen anfangen. Vielleicht funktioniert das Teambuilding ja doch noch, auch wenn es einem beim Zuschauen nicht recht gelingen will, Sympathien für die Teilnehmenden zu entwickeln. Warum müssen die Charaktere auch so klischeehaft interpretiert werden, dass sie sich selbst nicht ernst nehmen können? Schade auch um den Pfau, der nicht lange genug lebt, um die Geschichte mit seiner Verrücktheit auf Trab zu halten.

Fazit: Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Isabel Bogdan erweist sich als possenhafte Komödie, die wenig Spannung und Tempo entwickelt. Mit Lavinia Wilson, Jürgen Vogel, Tom Schilling, David Kross und Serkan Kaya sind die Bankleute, die sich zur Teambuilding-Maßnahme in ein schottisches Schloss begeben, namhaft besetzt. Aber unter der Regie von Lutz Heineking Jr. spielen sie in betulichen Szenen rivalisierende Hobbyermittler und Geheimniskrämer, die menschlich kaum berühren.

FBW-Bewertung zu "Der Pfau"Jurybegründung anzeigen

Ort des Geschehens ist der herrschaftliche Landsitz von Lord und Lady McIntosh in Schottland. Etwas abgeschieden, dafür in schönster Landschaft. Um ihr Anwesen über Wasser zu halten, vermieten die Lordschaft ihr eindrucksvolles Gästehaus gerne an [...mehr]