CAN and me (2022)
Stille vs. Lärm: Der Kurator Michael P. Aust porträtiert den Musiker Irmin Schmidt, das einzige noch lebende Gründungsmitglied der avantgardistischen Kölner Band Can.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der Musiker Irmin Schmidt, am 29. Mai 1937 in Berlin geboren, ist den meisten als Keyboarder der Band Can bekannt, die er 1968 gemeinsam mit dem Bassisten Holger Czukay (1938–2017), dem Schlagzeuger Jaki Liebezeit (1938–2017), dem Gitarristen Michael Karoli (1948–2001) und dem Flötisten David Johnson (1940–2021) in Köln gründete. Obwohl die Band nur zehn Jahre bestand, ist ihre Musik bis heute prägend und ihre non-hierarchische Organisationsstruktur wegweisend. Schmidt, der sich bereits in jungen Jahren kritisch mit seinem nationalsozialistischen Vater auseinandersetzte, auf seine Zeit bei Can zu reduzieren, würde seinem Gesamtwerk jedoch nicht gerecht.
Schmidt ist diplomierter Klavierlehrer und studierter Komponist und Dirigent. Zu seinen Lehrern zählten György Ligeti (1923–2006) und Karlheinz Stockhausen (1928–2007). Bereits mit Can komponierte er Filmmusik unter anderem für den Fernsehfilm "Das Millionenspiel" (1970) und Roland Klicks Kinofilm "Deadlock" (1970). Dieser Profession blieb Schmidt auch nach dem Ende von Can treu. Ende der 1990er brachte er "Gormenghast" (1998) auf die Bühne, eine von ihm komponierte Oper, an der er mit dem britischen Musiker Kumo arbeitete, mit dem er im Anschluss auch eine Zeit lang als Elektronik-Duo unterwegs war.
Seit mehr als 60 Jahren an Schmidts Seite ist seine Frau Hildegard, die nicht nur die Band Can managte, sondern bis heute dafür sorgt, dass deren Erbe durch die verschiedensten Veröffentlichungen (wie beispielsweise bislang unveröffentlichtes Material oder Remix-Alben) in Erinnerung bleibt.
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Filmkritik
Der Titel ist ein wenig irreführend, denn wer einen Dokumentarfilm über die Band Can und Irmin Schmidts Verhältnis zu ihr erwartet, wird nur in Teilen befriedigt werden. "Me and CAN" hätte es wohl eher getroffen, erzählt Michael P. Austs Film doch die Geschichte des Musikers Irmin Schmidt, in dessen Karriere Can zwar eine wichtige, aber eben nur eine Rolle von vielen gespielt hat.
Aust ist kein Regisseur, sondern Kurator und Kulturveranstalter, in der Filmbranche aber auch kein Unbekannter. Denn die von ihm gegründete TelevisorTroika GmbH veranstaltet nicht nur kulturelle Events, sondern produziert auch Filme wie "101 Reykjavik" (2000), "Stolperstein" (2008) oder "Eva Hesse" (2016). Sein persönlicher Schwerpunkt liegt auf den Bereichen, in denen sich Film und Musik überschneiden. So leitet er zum Beispiel das Festival SoundTrack_Cologne, bei dem er Irmin Schmidt 2009 kennenlernte und danach in Kontakt mit dem Musiker blieb. Die Idee, einen Dokumentarfilm über Schmidt zu drehen, schlug dessen Frau Hildegard vor. Der 1965 geborene Aust gibt damit nun sein Regiedebüt.
Nicht von der Filmregie kommend, war Aust schnell klar, dass er einen anderen Anpack für seinen Dokumentarfilm wählen musste. Es galt zunächst einmal, den roten Faden in Schmidts Leben und Karriere zu finden, der sich dann auch durch den Film ziehen sollte: Stille versus Lärm. Um sich für neue Kompositionen inspirieren zu lassen, braucht Schmidt absolute Ruhe. Sein Haus in der Provence, das er sich nach dem Erfolg mit Can dort inmitten abgeschiedener Natur baute und in dem große Teile des Dokumentarfilms spielen, ist der perfekte Ort dafür. Folgerichtig beginnt und endet der Film mit Irmin Schmidts Gedanken über die Stille.
Der Rest ist jede Menge Musik, die in Kapiteln, die Schmidts Lebensstationen chronologisch abschreiten, wiedergegeben wird. Hier ist der Film dann doch klassischer, als Aust lieb sein mag. Interviews mit Schmidt und dessen Frau, die ihrem Mann immer wieder die Schau stiehlt und als managende Herzkammer das Erbe der Band Can bis heute am Leben hält, wechseln mit Archivaufnahmen ab. So vertraut und konventionell die Darbietung mitunter auch sein mag, das Dargebotene entschädigt vielfach dafür. Schmidts Leben war und ist schlicht zu abwechslungsreich, um nicht zu faszinieren. Und es steckt voller toller Anekdoten, etwa der, wie er gemeinsam mit seinem Can-Kollegen in nur einer Nacht und ohne den Film gesehen zu haben, die Musik zu Wim Wenders' "Alice in den Städten" (1974) komponierte. Allein dieses Kuriosum wäre einen eigenen Film wert.
Fazit: In seinem späten Regiedebüt porträtiert der Kurator, Kulturveranstalter und Filmproduzent Michael P. Aust den Musiker Irmin Schmidt. Um dessen legendäre Band Can geht es dabei nur am Rande. Aust richtet seinen Fokus auf Schmidts ungemein vielfältiges Gesamtwerk und kommt dem Porträtierten dabei sehr nah. Ein Dokumentarfilm über die Kraft der Musik und die Bedeutung von Stille, der voll amüsanter Anekdoten und intimer Momente steckt.
Aust ist kein Regisseur, sondern Kurator und Kulturveranstalter, in der Filmbranche aber auch kein Unbekannter. Denn die von ihm gegründete TelevisorTroika GmbH veranstaltet nicht nur kulturelle Events, sondern produziert auch Filme wie "101 Reykjavik" (2000), "Stolperstein" (2008) oder "Eva Hesse" (2016). Sein persönlicher Schwerpunkt liegt auf den Bereichen, in denen sich Film und Musik überschneiden. So leitet er zum Beispiel das Festival SoundTrack_Cologne, bei dem er Irmin Schmidt 2009 kennenlernte und danach in Kontakt mit dem Musiker blieb. Die Idee, einen Dokumentarfilm über Schmidt zu drehen, schlug dessen Frau Hildegard vor. Der 1965 geborene Aust gibt damit nun sein Regiedebüt.
Nicht von der Filmregie kommend, war Aust schnell klar, dass er einen anderen Anpack für seinen Dokumentarfilm wählen musste. Es galt zunächst einmal, den roten Faden in Schmidts Leben und Karriere zu finden, der sich dann auch durch den Film ziehen sollte: Stille versus Lärm. Um sich für neue Kompositionen inspirieren zu lassen, braucht Schmidt absolute Ruhe. Sein Haus in der Provence, das er sich nach dem Erfolg mit Can dort inmitten abgeschiedener Natur baute und in dem große Teile des Dokumentarfilms spielen, ist der perfekte Ort dafür. Folgerichtig beginnt und endet der Film mit Irmin Schmidts Gedanken über die Stille.
Der Rest ist jede Menge Musik, die in Kapiteln, die Schmidts Lebensstationen chronologisch abschreiten, wiedergegeben wird. Hier ist der Film dann doch klassischer, als Aust lieb sein mag. Interviews mit Schmidt und dessen Frau, die ihrem Mann immer wieder die Schau stiehlt und als managende Herzkammer das Erbe der Band Can bis heute am Leben hält, wechseln mit Archivaufnahmen ab. So vertraut und konventionell die Darbietung mitunter auch sein mag, das Dargebotene entschädigt vielfach dafür. Schmidts Leben war und ist schlicht zu abwechslungsreich, um nicht zu faszinieren. Und es steckt voller toller Anekdoten, etwa der, wie er gemeinsam mit seinem Can-Kollegen in nur einer Nacht und ohne den Film gesehen zu haben, die Musik zu Wim Wenders' "Alice in den Städten" (1974) komponierte. Allein dieses Kuriosum wäre einen eigenen Film wert.
Fazit: In seinem späten Regiedebüt porträtiert der Kurator, Kulturveranstalter und Filmproduzent Michael P. Aust den Musiker Irmin Schmidt. Um dessen legendäre Band Can geht es dabei nur am Rande. Aust richtet seinen Fokus auf Schmidts ungemein vielfältiges Gesamtwerk und kommt dem Porträtierten dabei sehr nah. Ein Dokumentarfilm über die Kraft der Musik und die Bedeutung von Stille, der voll amüsanter Anekdoten und intimer Momente steckt.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "CAN and me"
Land: DeutschlandJahr: 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 85 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 09.03.2023
Regie: Tessa Knapp, Michael P. Aust
Darsteller: Irmin Schmidt, Hildegard Schmidt, Holger Czukay, Brian Eno, Michael Karoli
Kamera: Tessa Knapp
Verleih: Real Fiction
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