Wo ist Anne Frank (2022)
Französisch-belgisch-luxemburgische Gemeinschaftsproduktion über die weltberühmten Tagebücher der Anne Frank, umgesetzt als Animationsfilm.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Das 12-jährige jüdische Mädchen Anne Frank (Stimme im Original: Emily Carey) richtet sich ab 1942 in ihrem Tagebuch an ihre imaginäre Freundin Kitty. Die Gegenwart: Auf wundersame Weise erwacht eben jene Kitty, die wir alle aus den geschriebenen Zeilen von Anne Frank kennen, zum Leben – und begibt sich auf Abenteuertour durch das Amsterdam der Jetzt-Zeit. Denn alles ist neu und aufregend für Kitty, die doch eigentlich nur ihre Freundin Anne Frank finden will. Auf ihrer Spurensuche erkundet sie einige Lebensstationen von Anne und trifft schließlich auf den jungen Peter, der zu ihrem treuen Freund und Begleiter wird. Er bringt Kitty später auch zu einem Lager voller Menschen. Dort wird Kitty mit den Ängsten und Sorgen heutiger Geflüchteter konfrontiert.
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Filmkritik
Ari Folman, israelischer Filmemacher und selbst Hinterbliebener von Auschwitz-Überlebenden, nähert sich äußerst spielerisch und kreativ der Geschichte um Anne Frank, die seit Generationen Menschen bewegt. Es geht um die tragische Geschichte eines im KZ Bergen-Belsen zu Tode gekommenen Mädchens, die im Rahmen einer popularisierenden Erinnerungskultur allgegenwärtig geworden ist und nicht selten kommerziell ausgeschlachtet wird.
Genau auf diese Omnipräsenz und gleichsam die Bekanntheit von Anne Frank verweist "Wo ist Anne Frank" sehr klug, wenn Kitty, eine als Identifikationsfigur angelegte, mutige weibliche Hauptfigur, eine Reihe von Gebäuden und Orten besucht, die nach Anne Frank benannt sind. Oder wenn sie die Menschen um sich herum nach Anne fragt – und natürlich sofort jede/r etwas mit dem Namen anfangen kann. "Wo ist Anne Frank" springt dabei gekonnt zwischen der Vergangenheit (Anne Franks Geschichte) und der filmischen Gegenwartshandlung (Kittys Suche nach Anne). In jener konfrontiert Folman seine Protagonistin mit der Not Schutz suchender Geflüchteter. Folman verweist damit auf die globale Flüchtlingskrise mit all den heimatlos gewordenen Familien und unschuldig Vertriebenen, denen so oft und gerade in Europa das lebensnotwendige Asyl verwehrt wird.
Ob Folman mit seinem Film auch kritisch auf das niederländische Asylrecht aufmerksam machen wollte, das als eines der strengsten überhaupt gilt? Der Verdacht drängt sich zumindest auf. In charmant und liebevoll animierten, bewegten Bildern bringt er den Zuschauern, und gerade den jüngeren, in jedem Fall diese beiden großen Katastrophen (den Holocaust und die Migrationskrise) ohne moralischen Zeigefinger näher. Wichtig ist dabei: Beide Zeit- und Handlungsebenen, und damit beide großen Thematiken, stehen streng, dezidiert und abgetrennt für sich. Folman vergleicht die Shoa also nicht mit der Flüchtlingskrise oder setzt diese gleich.
Und auch belehrend-didaktisch oder allzu trocken schulisch wirkt "Wo ist Anne Frank" nie. Um diese Gefahr zu umgehen, reichert Folman seinen Film nämlich mit allerlei phantasievollen Elementen, visuell einfallsreichen Ideen und sogar ein paar Action-lastigen Einlagen (Verfolgungsjagden) an.
Fazit: Spielerisch-kreative, raffiniert umgesetzte und moderne Version der berühmten Geschichte von Anne Frank, mit gelungenen Bezügen zur Gegenwart und aktuellen politischen Krisen.
Genau auf diese Omnipräsenz und gleichsam die Bekanntheit von Anne Frank verweist "Wo ist Anne Frank" sehr klug, wenn Kitty, eine als Identifikationsfigur angelegte, mutige weibliche Hauptfigur, eine Reihe von Gebäuden und Orten besucht, die nach Anne Frank benannt sind. Oder wenn sie die Menschen um sich herum nach Anne fragt – und natürlich sofort jede/r etwas mit dem Namen anfangen kann. "Wo ist Anne Frank" springt dabei gekonnt zwischen der Vergangenheit (Anne Franks Geschichte) und der filmischen Gegenwartshandlung (Kittys Suche nach Anne). In jener konfrontiert Folman seine Protagonistin mit der Not Schutz suchender Geflüchteter. Folman verweist damit auf die globale Flüchtlingskrise mit all den heimatlos gewordenen Familien und unschuldig Vertriebenen, denen so oft und gerade in Europa das lebensnotwendige Asyl verwehrt wird.
Ob Folman mit seinem Film auch kritisch auf das niederländische Asylrecht aufmerksam machen wollte, das als eines der strengsten überhaupt gilt? Der Verdacht drängt sich zumindest auf. In charmant und liebevoll animierten, bewegten Bildern bringt er den Zuschauern, und gerade den jüngeren, in jedem Fall diese beiden großen Katastrophen (den Holocaust und die Migrationskrise) ohne moralischen Zeigefinger näher. Wichtig ist dabei: Beide Zeit- und Handlungsebenen, und damit beide großen Thematiken, stehen streng, dezidiert und abgetrennt für sich. Folman vergleicht die Shoa also nicht mit der Flüchtlingskrise oder setzt diese gleich.
Und auch belehrend-didaktisch oder allzu trocken schulisch wirkt "Wo ist Anne Frank" nie. Um diese Gefahr zu umgehen, reichert Folman seinen Film nämlich mit allerlei phantasievollen Elementen, visuell einfallsreichen Ideen und sogar ein paar Action-lastigen Einlagen (Verfolgungsjagden) an.
Fazit: Spielerisch-kreative, raffiniert umgesetzte und moderne Version der berühmten Geschichte von Anne Frank, mit gelungenen Bezügen zur Gegenwart und aktuellen politischen Krisen.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Wo ist Anne Frank"
Land: Israel, Belgien, Schweiz, Luxemburg, DeutschlandJahr: 2022
Genre: Animation
Länge: 100 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 23.02.2023
Regie: Ari Folman
Kamera: Tristan Oliver
Verleih: Filmwelt, farbfilm verleih
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