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Arboretum (2020)

Deutsches Genre-Experiment zwischen Sozialstudie und Horror: Gute Ansätze und viel Potential, aber mangelhafte UmsetzungKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.3 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Erik (Oskar Bökelmann) und sein bester Freund Sebastian (Niklas Doddo) sind zwei Teenager in einer kleinen Stadt an der thüringischen Grenze, die einst zwischen Ost und West verlief. Es sind die frühen 00-er-Jahre, doch die Nachwehen der deutschen Wiedervereinigung - und der Zeit davor - sind weiter zu spüren. Zu erleben gibt es hier wenig, die lokale Jugendszene teilt sich in rechte Neo-Nazis, linke Punks und Mitläufer irgendwo dazwischen, Erik und Sebastian fühlen sich keiner dieser Szenen zugehörig. In der Schule werden sie auch deshalb gemobbt, neben "Zocken" am PC und Sinnieren über die Perspektivlosigkeit ihres Lebens in der Einöde und über Rache an ihren Peinigern gibt es wenig, das ihre Freizeit ausfüllt.

Als Erik ein junges Mädchen aus der Punk-Szene kennenlernt, wandelt sich sein Leben: Erstmals findet er Anschluss, Freude - und Liebe. Doch Sebastian, mit dem er seit der Grundschulzeit unzertrennlich ist, reagiert mit Eifersucht, er hat das Gefühl, seinen einzigen Freund zu verlieren. Zusätzlich erhält Erik seltsame "Botschaften" von einer dubiosen Gestalt im Wald, von der eine Stimme auszugehen scheint, der er sich nur schwer entziehen kann. Eine finale Gewalt-Eskalation stellt Erik vor eine schwere Wahl: Er muss sich entscheiden zwischen dem, was ihm eine freudvolle Zukunft eröffnet und dunklen Abgründen, die mit seiner Freundschaft zu Sebastian verbunden scheinen.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

"Arboretum" ist ein seltsamer Film, nicht nur wegen des Sujets und weil es sich dabei um eine (noch dazu vom Regisseur selbst finanzierte) deutsche Genre-Produktion handelt. Auch die Zutaten dieses filmischen Gebräus sind in der Kombination nicht allzu häufig: Debüt-Regisseur Julian Richberg mischt Sozialstudie und Coming-of-Age-Drama mit Thriller- und Horrorelementen, ein durchaus mutiger Versuch - der allerdings nur zum Teil aufgeht. Denn auch wenn das Vorhaben durchaus ambitioniert ist und das Potential des Films zu erkennen ist, es hapert an der Umsetzung.

Das trifft nicht auf die Inszenierung, auf die Ästhetik und auch nicht auf die für eine Eigenproduktion bemerkenswerten (Horror-)Effekte zu: An der technischen Umsetzung gibt es kaum etwas auszusetzen. Selbiges trifft auf die schauspielerischen Leistungen zu. Und insbesondere auf die Atmosphäre, die "Arboretum" zu erschaffen vermag, durch die Bildgebung in Kombination mit dem gelungenen Soundtrack. Interessant sind auch die sozial- und gesellschaftskritischen Implikationen, die einen Bogen von der Zeit der deutschen "Trennung" über die Wiedervereinigung bis zur Film-Gegenwart und unserer Gegenwart (wenngleich nur angedeutet und projiziert) spannen.

Das Problem liegt vielmehr an der verworrenen Handlung, der man nicht immer folgen kann: Des Öfteren werden Settings etabliert, Handlungsstränge begonnen, die nicht weiter verfolgt werden oder im Nichts verlaufen. Und manche Sequenzen lassen sich in keinen logischen Zusammenhang mit der Gesamthandlung bringen.

Ein gewisser Hang zum Kryptischen und Symbolischen ist gewollt, an sich durchaus spannend und nicht das Problem an sich, und natürlich muss nicht jede Sequenz erklärt werden oder auf den ersten Blick verständlich sein. Doch manche Sprünge in der Handlung, auch manche Schnitte ergeben einfach keinen Sinn. Und "Arboretum" verfolgt einfach zu viele Ansätze, die in der knappen Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten nicht befriedigend ausgearbeitet, in einen stimmigen Zusammenhang gebracht oder zu Ende verfolgt werden können.

Fazit: "Arboretum" offenbart viel Talent und Potential, aber auch die Schwächen einer Eigenproduktion, die nicht auf Feedback von "außen" angewiesen ist. Mit längerer Laufzeit und nach Überarbeitung wäre das ein mehr als gelungenes Regie-Debüt, so ist der Film eine durchwachsene Angelegenheit, der man zwar Sympathie entgegenbringt, aber bei der man nicht umhin kann, die verschenkten Möglichkeiten zu betrauern.




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Besetzung & Crew von "Arboretum"

Land: Deutschland
Jahr: 2020
Genre: Drama, Horror
Länge: 79 Minuten
Kinostart: 09.02.2023
Regie: Julian Richberg
Darsteller: Oskar Bökelmann als Erik, Niklas Doddo als Sebastian, Volker Figge als Eriks Vater, Elena Halangk als Sebastians Mutter, Anna Jung als Elli
Kamera: Elias Köhler
Verleih: Drop-Out Cinema eG

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