Utama. Ein Leben in Würde (2023)
Utama
Poetischer Überlebenskampf: mehrfach preisgekröntes bolivianisches Drama über den Alltag eines alten Ehepaars in den Anden.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Das alte Ehepaar Virginio (José Calcina) und Sisa (Luisa Quispe) lebt ein einfaches Leben in den bolivianischen Anden. Er hütet Lamas, sie kümmert sich um den Haushalt. Dazu zählt auch, in Trockenzeiten im nächstgelegenen Dorf Wasser zu holen. Doch die Regenzeiten werden immer kürzer, die Dürreperioden nehmen zu. Die zusätzlichen Kilometer bis zur nächsten Wasserstelle fallen Sisa sichtlich schwer, und auch Virginio ist gesundheitlich angeschlagen, was er seiner Frau jedoch verschweigt.
Als ihr Enkel Clever (Santos Choque) aus der Stadt zu Besuch kommt, kommt Unruhe in den geregelten Alltag. Virginio stößt die moderne Lebensweise seines Enkels, zu der auch zählt, nur Spanisch und kein Quechua zu sprechen, übel auf. Sisa weiß jedoch, dass mehr in Clever steckt, als es zunächst den Anschein hat.
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Filmkritik
Alejandro Loayza Grisi kommt von der Fotografie, und das ist seinem Regiedebüt anzusehen. Jede der von seiner Kamerafrau Barbara Alvarez ("Der Sommer mit Mamã", 2015) eingefangenen Einstellungen ist perfekt kadriert. Die Figuren sind häufig zentral positioniert; im Hintergrund die atemberaubende Landschaft der Anden. Die Aufnahmen erinnern an Postkarten, und doch erzählt Loayza Grisi nicht von einer Postkarten-Idylle.
Der Wechsel von der Fotografie zum Film erfolgte mit Bedacht und Ruhe. Zunächst heuerte der 1985 in La Paz geborene Bolivianer naheliegend in der Kamera-Abteilung an, dann ging er bei seinem Vater, dem Filmemacher Marcos Loayza, bei dessen Abenteuerfilm "Averno" (2018) als Regieassistent in die Lehre. Der Weg bis zu seinem ersten eigenen Langfilm als Regisseur war weit, aber lohnenswert. Denn die unterwegs gesammelte Erfahrung zahlt sich aus. Ein so reifes Regiedebüt wie "Utama" ist eine Seltenheit.
Alles in diesem Film ist aufs Wesentliche reduziert: die Anzahl der Figuren, die Handlung, die Dialoge, die Schnittfrequenz, die Musik. Der Score besteht aus nur ein paar gehauchten Flötentönen, die sich mit dem Klang des Windes, der durch das Hochland pfeift, zum perfekten Soundtrack für diese betörend karge Landschaft verbinden. Die Gesichter der Protagonisten sind vom Wetter gegerbt, die Erdtöne der Umgebung spiegeln sich in ihnen wider. Was sie sich zu sagen haben, beschränkt sich auf wenige Worte. Der Rest ist unausgesprochenes Verständnis und nonverbal ausgetauschte Zärtlichkeiten, wie sie nur nach Jahren des Zusammenlebens möglich sind.
Das alte Quechua-Paar im Zentrum dieses Films ist auch im wirklichen Leben eins. Weil er keine geeigneten Schauspieler für diese Rollen finden konnte, besetzte Loayza Grisi zwei Laien, denen er auf der Suche nach passenden Drehorten begegnet war. Um sie von der Teilnahme an seinem Film zu überzeugen, waren Überredungskünste notwendig und um sie auf den Dreh vorzubereiten jede Menge Proben. Das Ergebnis ist ganz erstaunlich. José Calcina und Luisa Quispe agieren vor der Kamera so natürlich und glaubwürdig, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Ein Segen für einen Film, dem am Ende noch Erstaunlicheres gelingt.
Alejandro Loayza Grisi, der das Drehbuch selbst verfasst hat, erzählt von mehreren, untrennbar miteinander verflochtenen Konflikten. Generationen, Kulturen und die Auswirkungen des Klimawandels prallen aufeinander. Das Erstaunliche daran ist, dass der Regienovize von diesen existenziellen Bedrohungen nicht offensichtlich und laut, sondern subtil, leise und symbolisch erzählt. Auf den Filmfestivals rund um den Globus wurde "Utama" dafür mehrfach ausgezeichnet. Beim Sundance Film Festival, wo das Debüt 2022 seine Weltpremiere feierte, erhielt es in seiner Wettbewerbssektion den Großen Preis der Jury. Angemessene Würdigungen für einen poetischen Film über den unaufhaltsamen Wandel der Zeit und einen würdevoll geführten Überlebenskampf.
Fazit: Alejandro Loayza Grisis mehrfach preisgekröntes Regiedebüt "Utama" ist ein von allem unnötigen Ballast befreiter, leiser, subtiler und symbolischer Film. Ein Drama über untrennbar miteinander verflochtene, generationenübergreifende Konflikte. So karg und zugleich betörend wie das bolivianische Hochland, so poetisch wie die Sprache der Quechua.
Der Wechsel von der Fotografie zum Film erfolgte mit Bedacht und Ruhe. Zunächst heuerte der 1985 in La Paz geborene Bolivianer naheliegend in der Kamera-Abteilung an, dann ging er bei seinem Vater, dem Filmemacher Marcos Loayza, bei dessen Abenteuerfilm "Averno" (2018) als Regieassistent in die Lehre. Der Weg bis zu seinem ersten eigenen Langfilm als Regisseur war weit, aber lohnenswert. Denn die unterwegs gesammelte Erfahrung zahlt sich aus. Ein so reifes Regiedebüt wie "Utama" ist eine Seltenheit.
Alles in diesem Film ist aufs Wesentliche reduziert: die Anzahl der Figuren, die Handlung, die Dialoge, die Schnittfrequenz, die Musik. Der Score besteht aus nur ein paar gehauchten Flötentönen, die sich mit dem Klang des Windes, der durch das Hochland pfeift, zum perfekten Soundtrack für diese betörend karge Landschaft verbinden. Die Gesichter der Protagonisten sind vom Wetter gegerbt, die Erdtöne der Umgebung spiegeln sich in ihnen wider. Was sie sich zu sagen haben, beschränkt sich auf wenige Worte. Der Rest ist unausgesprochenes Verständnis und nonverbal ausgetauschte Zärtlichkeiten, wie sie nur nach Jahren des Zusammenlebens möglich sind.
Das alte Quechua-Paar im Zentrum dieses Films ist auch im wirklichen Leben eins. Weil er keine geeigneten Schauspieler für diese Rollen finden konnte, besetzte Loayza Grisi zwei Laien, denen er auf der Suche nach passenden Drehorten begegnet war. Um sie von der Teilnahme an seinem Film zu überzeugen, waren Überredungskünste notwendig und um sie auf den Dreh vorzubereiten jede Menge Proben. Das Ergebnis ist ganz erstaunlich. José Calcina und Luisa Quispe agieren vor der Kamera so natürlich und glaubwürdig, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Ein Segen für einen Film, dem am Ende noch Erstaunlicheres gelingt.
Alejandro Loayza Grisi, der das Drehbuch selbst verfasst hat, erzählt von mehreren, untrennbar miteinander verflochtenen Konflikten. Generationen, Kulturen und die Auswirkungen des Klimawandels prallen aufeinander. Das Erstaunliche daran ist, dass der Regienovize von diesen existenziellen Bedrohungen nicht offensichtlich und laut, sondern subtil, leise und symbolisch erzählt. Auf den Filmfestivals rund um den Globus wurde "Utama" dafür mehrfach ausgezeichnet. Beim Sundance Film Festival, wo das Debüt 2022 seine Weltpremiere feierte, erhielt es in seiner Wettbewerbssektion den Großen Preis der Jury. Angemessene Würdigungen für einen poetischen Film über den unaufhaltsamen Wandel der Zeit und einen würdevoll geführten Überlebenskampf.
Fazit: Alejandro Loayza Grisis mehrfach preisgekröntes Regiedebüt "Utama" ist ein von allem unnötigen Ballast befreiter, leiser, subtiler und symbolischer Film. Ein Drama über untrennbar miteinander verflochtene, generationenübergreifende Konflikte. So karg und zugleich betörend wie das bolivianische Hochland, so poetisch wie die Sprache der Quechua.
Falk Straub
TrailerAlle "Utama. Ein Leben in Würde"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Utama. Ein Leben in Würde"
Land: Bolivien, Uruguay, FrankreichJahr: 2023
Genre: Drama
Originaltitel: Utama
Länge: 87 Minuten
Kinostart: 09.02.2023
Regie: Alejandro Loayza Grisi
Darsteller: José Calcina als Virginio, Luisa Quispe als Sisa, Candelaria Quispe als Elena, Placide Ali als Eugenia, Félix Ticona als Estanis
Kamera: Barbara Alvarez
Verleih: Kairos Film