Bigger Than Us (2022)

Das Lästern der Alten über die Jungen ist so alt wie die Menschheit selbst. Lustig daran ist, dass sich die ältere Generation oft nicht entscheiden kann, was sie jüngeren Generationen vorwirft. Mal ist die Generation Z unkonzentriert, faul und verweichlicht; zu sensibel für die Welt, zu lustlos für das Arbeitsleben. Gehen ihre Vertreter dann aber auf die Straße und setzen sich ganz konkret, konzentriert, hartnäckig und widerständig für etwas ein, ist es auch nicht recht. Die Regisseurin Flore Vasseur hat in ihrem Dokumentarfilm eine Reihe junger Aktivistinnen und Aktivisten mit der Kamera begleitet.

Insgesamt sieben junge Menschen und ihre Projekte stellt Vasseur vor. Im Zentrum steht die heute 21-jährige Melati Wijsen. Sie dient dem Film als Erzählerin. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war sie gerade 18 Jahre alt und hat die übrigen sechs Weltverbessernden besucht. Ihr Besuch bei der damals 22-jährigen Mary Finn auf der griechischen Insel Lesbos gibt dem Dokumentarfilm seinen Rahmen. In einer Unterhaltung mit Mary berichtet Melati von ihren vorangegangenen Treffen, die Vasseur einem Spielfilm vergleichbar als eine Art Rückblenden zeigt.

Inhalt und Form von "Bigger Than Us" erinnern an einen anderen Dokumentarfilm. Schon Vasseurs Landsmann Gilles de Maistre porträtierte in seinem Film "Morgen gehört uns" (2019) junge Aktivistinnen und Aktivisten, die sich zum Teil ganz ähnlichen Projekten widmeten. Und auch er erzählte deren Projekte durch die Augen eines seiner Protagonisten. Doch nicht nur Form und Inhalt dieser zwei Filme gleichen einander, auch deren Stärken und Schwächen.

Wie "Morgen gehört uns" sieht auch "Bigger Than Us" fabelhaft aus. Die Bilder von Kameramann Christophe Offenstein sind teils atemberaubend (vor allem eine der letzten Sequenzen von einer der größten Müllkippen der Welt ist überwältigend), lenken dadurch aber unnötigerweise auch immer ein wenig von der zentralen Botschaft des Films ab. Diese lautet, dass unsere Welt (noch) nicht verloren ist und mit der nächsten Generation womöglich in besseren Händen liegt. So eindrucksvoll wie die Botschaft und Bilder sind schließlich auch die vorgestellten Personen. Allein schon aufgrund ihrer Anzahl kommt deren Persönlichkeit jedoch zu kurz. Und so bleibt leider auch "Bigger Than Us" eine Doku mit wichtiger Botschaft, die mehr Oberfläche ist, als in die Tiefe zu gehen.

Fazit: Flore Vasseurs Dokumentarfilm "Bigger Than Us" sieht so fabelhaft aus, wie seine Botschaft wichtig ist. Leider kratzt der Dokumentarfilm über junge Aktivistinnen und Aktivisten und deren Projekte jedoch nur an der Oberfläche und geht zu wenig in die Tiefe.

FBW-Bewertung zu "Bigger Than Us"Jurybegründung anzeigen

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