Weisses Rauschen (2022)

"Weißes Rauschen" ist die neue Arbeit des US-Indie-Filmers Noah Baumbach ("Frances Ha", "Marriage Story"), der hier den gleichnamigen Roman von Don DeLillo aus dem Jahre 1985 adaptiert hat. Die literarischen Werke des Postmodernisten DeLillo gelten wegen ihrer abstrakten und eher kühlen Art als schwer verfilmbar – was sich im Falle von David Cronenbergs sperriger Adaption von "Cosmopolis" (2012) auch durchaus schon bestätigt hat. Die audiovisuelle Bearbeitung, die Baumbach hier vorlegt, bewegt sich indessen zwischen etlichen Genres, darunter der schwarzen (Familien-)Komödie, dem Beziehungsdrama, dem Horror-, Katastrophen- und gar dem Actionfilm. Und tatsächlich trifft der Regisseur den speziellen, abseitigen Humor des Autors sehr gut.

Während sich Baumbach thematisch teilweise auf völlig neuem Terrain bewegt, verfügen die handelnden Figuren über viele Eigenschaften, die für das stets schrullig wirkende Personal seiner Filme typisch sind. Der Geschichtsprofessor Jack Gladney – ein Leiter für akademische Hitler-Studien, der leider kein Deutsch kann – ist ein Anti-Held, der nicht allzu weit von der Titelfigur aus "Greenberg" (2010) entfernt ist. Sein perfektes Gespür für absurde Momente demonstriert Baumbach erneut; noch erstaunlicher ist jedoch die Lust, die sich etwa in Grusel- oder Actionpassagen erkennen lässt. Hier werden Elemente aus anderen, dem Arthouse-Kino vermeintlich ferneren Genres nicht einfach nur zitiert oder parodiert, sondern stimmig und gekonnt in den umfangreichen Plot und in die originelle Inszenierung integriert. Klug und verblüffend passend zu unserer heutigen Zeit werden Sujets wie Fake News, Paranoia und Konsum verhandelt.

Nicht zuletzt trägt das Schauspiel dazu bei, dass "Weißes Rauschen" in all seiner Fülle von Ideen überzeugt. Adam Driver und Greta Gerwig als exzentrisches Paar liefern hingebungsvolle Leistungen – und auch in den Nebenrollen ist der Film hochkarätig besetzt, etwa mit Don Cheadle ("L.A. Crash"), Jodie Turner-Smith ("Queen & Slim") und Lars Eidinger ("Was bleibt").

Fazit: Ein wilder und mutiger Mix aus diversen Genres, der dank einer leidenschaftlichen Umsetzung und eines tollen Casts mitzureißen vermag.