The Outrun (2022)

"The Outrun": Der Weg zur Genesung

Die 1983 in Braunschweig geborene Drehbuchautorin und Regisseurin Nora Fingscheidt ("Systemsprenger") liefert mit "The Outrun" ihr neues Werk, angesiedelt auf den Orkneyinseln. Die Geschichte beruht auf dem autobiografischen Bestseller "Nachtlichter" (2016) von Amy Liptrot; in der Hauptrolle glänzt Saoirse Ronan ("Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten"), die hier abermals eine bewundernswert intensive Leistung an den Tag legt.

Maximal empathisch erzählt

Der Film widmet sich (unter anderem) der Alkoholsucht der Protagonistin Rona und der bipolaren Störung von Ronas Vater sowie den gravierenden Auswirkungen auf das Umfeld. Die Figuren werden jedoch nie auf ihre jeweilige Erkrankung reduziert. Die Heldin von "The Outrun" ist ein erfreulich komplex gezeichneter Charakter, den wir im Laufe der rund zweistündigen Laufzeit kennenlernen.

So erleben wir etwa Ronas Begeisterung für elektronische Musik mit, die sie beim Füttern der Schafe oder beim Spaziergang an der Küste über ihre Kopfhörer hört. Wir werden in ihre Leidenschaft für die Natur einbezogen, wenn sie über Seehunde, Algen, Wachtelkönige oder die Historie der Orkneyinseln spricht. Und wir erfahren mit ihr den Schmerz, wenn Teile ihres Daseins durch ihren Alkoholismus in die Brüche gehen.

Eine schauspielerische Offenbarung

Die Kameraarbeit von Yunus Roy Imer ist dabei ebenso eindrücklich wie die Erzählstruktur und die Montage: Die Zeitebenen werden durcheinandergewirbelt, sodass wir uns – ähnlich wie Rona – immer wieder neu orientieren müssen. Vom Rausch geht es schnell in die Tristesse, vom Lärm rasch in die Stille. Saoirse Ronan verkörpert die wilde Reise ihrer Figur derart virtuos, dass ihr hierfür jeder erdenkliche Preis bis hin zum Oscar zu wünschen wäre.

Fazit: Ein sehr einfühlsames, bedachtes Drama mit einer absolut großartigen Saoirse Ronan im Zentrum. "The Outrun" ist ohne Frage ein Highlight des Kinojahres!