Bardo, die erfundene Chronik eine Handvoll Wahrheiten (2022)
Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades
Drama: Ein renommierter mexikanischer Filmemacher denkt über sein Leben und Wirken nach.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der Journalist und Dokumentarfilmer Silverio Gama (Daniel Giménez Cacho) hat sich in seiner Arbeit mit der spanischen Eroberung Mexikos unter Hernán Cortés und mit dem daraus resultierenden Untergang des Reiches der Azteken befasst. Dabei hat er die noch immer bestehende Armut und Ungerechtigkeit in seinem Heimatland dokumentiert. Sein Erfolg hat dazu geführt, dass er seit mehr als zehn Jahren mit seiner Frau Lucia (Griselda Siciliani) sowie mit seiner erwachsenen Tochter Camila (Ximena Lamadrid) und seinem jugendlichen Sohn Lorenzo (Íker Sánchez Solano) ein luxuriöses Leben in Los Angeles genießen kann. Als er mit einem wichtigen Medienpreis ausgezeichnet werden soll, wird er in die Live-Show eines Ex-Fernseh-Kollegen in Mexiko-Stadt eingeladen.
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Filmkritik
Der 1963 in Mexiko-Stadt geborene Filmemacher Alejandro G. Iñárritu legt mit dem 159-Minüter "Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten" sein neues Werk vor. Während er uns mit dem vielfach preisgekrönten historischen Survival-Abenteuer "The Revenant – Der Rückkehrer" (2015) einen extrem grimmigen Film präsentierte, nimmt sich diese teilweise überaus selbstreferentielle Geschichte deutlich weniger ernst, ist aber dennoch nicht minder wuchtig.
Der Begriff Bardo stammt aus dem tibetischen Buddhismus und bedeutet Zwischenzustand. In einem solchen befindet sich auch der Protagonist. Das Skript, das Iñárritu zusammen mit Nicolás Giacobone geschrieben hat, und die Inszenierung lassen die Fantasien und die Lebensrealität des von Daniel Giménez Cacho hingebungsvoll verkörperten Dokumentarfilmers Silverio stets ineinander übergehen. Ebenso sind die Grenzen zu den von Silverio selbst geschaffenen audiovisuellen Welten und zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, ja sogar zwischen dem Dies- und dem Jenseits fließend. Zuweilen mutet das alles etwas prätentiös und anstrengend an; Iñárritu macht indes auch keinen Hehl aus dieser ausufernden Ambition. Seinen (Anti-)Helden lässt er, vermutlich als Stellvertreter, zu der ernüchternden Erkenntnis gelangen, dass sich auf die drängenden Fragen des Daseins womöglich keine klugen Antworten finden lassen. Silverio wird keineswegs als Sympathieträger gezeichnet, sondern als ziemlich egoistische Person.
Die zahlreichen Spielereien, zu denen sich Iñárritu hinreißen lässt, sind bei aller Übertreibung ein Vergnügen. So spricht Silverio etwa gelegentlich in den Dialogen nicht mit seinem Mund, sondern via Voice-over – was von den anderen Figuren jedoch sofort bemerkt und beanstandet wird. Der Film vermeidet insgesamt Zynismus und vermag daher selbst in äußerst absurden Momenten durchaus zu berühren.
Fazit: Ein (über-)ambitioniertes Werk, das von (Über-)Ambition erzählt. Das ist oft erschöpfend, aber auch faszinierend.
Der Begriff Bardo stammt aus dem tibetischen Buddhismus und bedeutet Zwischenzustand. In einem solchen befindet sich auch der Protagonist. Das Skript, das Iñárritu zusammen mit Nicolás Giacobone geschrieben hat, und die Inszenierung lassen die Fantasien und die Lebensrealität des von Daniel Giménez Cacho hingebungsvoll verkörperten Dokumentarfilmers Silverio stets ineinander übergehen. Ebenso sind die Grenzen zu den von Silverio selbst geschaffenen audiovisuellen Welten und zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, ja sogar zwischen dem Dies- und dem Jenseits fließend. Zuweilen mutet das alles etwas prätentiös und anstrengend an; Iñárritu macht indes auch keinen Hehl aus dieser ausufernden Ambition. Seinen (Anti-)Helden lässt er, vermutlich als Stellvertreter, zu der ernüchternden Erkenntnis gelangen, dass sich auf die drängenden Fragen des Daseins womöglich keine klugen Antworten finden lassen. Silverio wird keineswegs als Sympathieträger gezeichnet, sondern als ziemlich egoistische Person.
Die zahlreichen Spielereien, zu denen sich Iñárritu hinreißen lässt, sind bei aller Übertreibung ein Vergnügen. So spricht Silverio etwa gelegentlich in den Dialogen nicht mit seinem Mund, sondern via Voice-over – was von den anderen Figuren jedoch sofort bemerkt und beanstandet wird. Der Film vermeidet insgesamt Zynismus und vermag daher selbst in äußerst absurden Momenten durchaus zu berühren.
Fazit: Ein (über-)ambitioniertes Werk, das von (Über-)Ambition erzählt. Das ist oft erschöpfend, aber auch faszinierend.
Andreas Köhnemann
TrailerAlle "Bardo, die erfundene Chronik eine Handvoll Wahrheiten"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Bardo, die erfundene Chronik eine Handvoll Wahrheiten"
Land: MexikoJahr: 2022
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades
Länge: 159 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 17.11.2022
Streamingstart: 16.11.2022
Regie: Alejandro González Inárritu
Darsteller: Daniel Gimenez Cacho als Silverio, Griselda Siciliani als Lucia, Ximena Lamadrid als Camila, Andres Almeida, Clementina Guadarrama
Kamera: Darius Khondji
Verleih: 24 Bilder, Netflix