Die Frau im Nebel (2022)
Heojil kyolshim
Südkoreanischer Mix aus Krimi und Liebesdrama über einen Polizisten, der sich in die falsche Frau verguckt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der erfahrene Hae-joon Jang (Hae-il Park) ist Kriminalpolizist in der Mordkommission von Busan. Seine Frau Jung-an (Jung-hyun Lee), die in einem Atomkraftwerk im nebelverhangenen Ipo arbeitet, sieht er nur an den Wochenenden. Ihre Beziehung läuft routiniert. Dann schüttelt ein neuer Fall und dessen Mordverdächtige beider Leben durcheinander.
Am Fuß eines Berges wird die Leiche von Do-soo Ki (Seung-mok Yoo), eines ehemaligen Mitarbeiters der Einwanderungsbehörde, gefunden. Hae-joon und sein junger, oft ungezügelter Kollege Soo-wan (Kyung-Pyo Go) nehmen Kis Witwe, die Chinesin Seo-rae Song (Tang Wei), ins Visier. Da Hae-joon eh unter Schlaflosigkeit leidet, beschattet er Seo-rae rund um die Uhr und kommt ihr dabei näher, als ihm zunächst lieb ist.
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Filmkritik
Das Jahr 2023 ist erst ein paar Wochen alt und schon zum zweiten Mal ist Herausragendes aus Südkorea auf der großen Leinwand zu sehen. Nach dem Drama "Return to Seoul, in dem der in Frankreich geborene Regisseur Davy Chou seine in Südkorea geborene, aber in Frankreich aufgewachsene Hauptfigur auf einen langen, wilden und gewundenen Selbstfindungstrip schickt, kommt nun der nächste Geniestreich von Chan-wook Park ("Oldboy", "Die Taschendiebin" u. a.) in die Kinos. In vielen Bestenlisten des gerade zu Ende gegangenen Jahres tauchte Parks Film-noir-Variation, die ihre Weltpremiere im Mai 2022 beim Filmfestival in Cannes feierte, bereits auf. Für einen Oscar als bester internationaler Film wurde der Mix aus Krimi und Liebesdrama hingegen nicht nominiert. Die Gründe dafür könnten im Drehbuch zu finden sein.
Technisch ist auch Parks neuer Film tadellos. Ja, mehr noch, der 1963 geborene Regisseur, Autor und Produzent hat seine Bildsprache noch einmal verfeinert. Perfekt aufeinander abgestimmte Überblendungen stellen inhaltliche Kongruenzen her. Wenn der von Hae-il Park gespielte Ermittler nachzuvollziehen versucht, was in den Köpfen der Verdächtigen vorgeht, dann versetzt er sich nicht nur in Gedanken in deren Lage, sondern mit ihnen in denselben Raum. Die Übergänge zu diesen visualisierten Gedankenspielen sind fließend, was faszinierend mitanzusehen ist. Und zu guter Letzt ist der gesamte Film von zwei einander kontrastierenden Metaphern durchzogen: die Berge versus das Meer, die im Finale fatal miteinander kollidieren.
All das ist so ausgeklügelt, wie es klingt und hier liegt Parks größtes Problem. Das von ihm mit seiner langjährigen Co-Autorin Seo-Kyung Chung verfasste Drehbuch ist in seiner Komplexität zu selbstgefällig. Park und Chung wissen, dass ein Großteil ihres Publikums "Die Frau im Nebel" beim ersten Sehen nicht verstehen wird. Ob sich das Publikum den Film jedoch ein zweites oder gar drittes Mal ansehen wird, um alles zu erfassen, ist fraglich. Denn unter der Überkonstruktion leidet nicht nur die Spannung (die Krimihandlung ist im Grunde nach einer Stunde vorüber), sondern auch die Figuren. Sie sind so distanziert geschrieben und so kühl kalkuliert für den Fortgang der Handlung, dass man weder mit ihnen mit- noch einem Wiedersehen entgegenfiebert. Für die einen ist all das am Ende eine große, tragische Liebesgeschichte, für die anderen ein cleverer, aber eben bisweilen auch langatmiger Krimi.
Fazit: Bei den Filmfestspielen in Cannes erhielt Chan-wook Park für "Die Frau im Nebel" die Auszeichnung als bester Regisseur, bei der Oscarverleihung gab es für den hochgehandelten Mix aus Film noir und Liebesdrama hingegen nicht einmal eine Nominierung. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Auch Parks neuester Film ist ein Geniestreich und dennoch nicht sein bester Film. Technisch tadellos und die Sehgewohnheiten herausfordernd und erweiternd, ist die Handlung zu lang und zu komplex und bleiben die Figuren zu kühl und distanziert, um restlos zu überzeugen. Trotzdem: faszinierendes Kino auf ausgesprochen hohem Niveau.
Technisch ist auch Parks neuer Film tadellos. Ja, mehr noch, der 1963 geborene Regisseur, Autor und Produzent hat seine Bildsprache noch einmal verfeinert. Perfekt aufeinander abgestimmte Überblendungen stellen inhaltliche Kongruenzen her. Wenn der von Hae-il Park gespielte Ermittler nachzuvollziehen versucht, was in den Köpfen der Verdächtigen vorgeht, dann versetzt er sich nicht nur in Gedanken in deren Lage, sondern mit ihnen in denselben Raum. Die Übergänge zu diesen visualisierten Gedankenspielen sind fließend, was faszinierend mitanzusehen ist. Und zu guter Letzt ist der gesamte Film von zwei einander kontrastierenden Metaphern durchzogen: die Berge versus das Meer, die im Finale fatal miteinander kollidieren.
All das ist so ausgeklügelt, wie es klingt und hier liegt Parks größtes Problem. Das von ihm mit seiner langjährigen Co-Autorin Seo-Kyung Chung verfasste Drehbuch ist in seiner Komplexität zu selbstgefällig. Park und Chung wissen, dass ein Großteil ihres Publikums "Die Frau im Nebel" beim ersten Sehen nicht verstehen wird. Ob sich das Publikum den Film jedoch ein zweites oder gar drittes Mal ansehen wird, um alles zu erfassen, ist fraglich. Denn unter der Überkonstruktion leidet nicht nur die Spannung (die Krimihandlung ist im Grunde nach einer Stunde vorüber), sondern auch die Figuren. Sie sind so distanziert geschrieben und so kühl kalkuliert für den Fortgang der Handlung, dass man weder mit ihnen mit- noch einem Wiedersehen entgegenfiebert. Für die einen ist all das am Ende eine große, tragische Liebesgeschichte, für die anderen ein cleverer, aber eben bisweilen auch langatmiger Krimi.
Fazit: Bei den Filmfestspielen in Cannes erhielt Chan-wook Park für "Die Frau im Nebel" die Auszeichnung als bester Regisseur, bei der Oscarverleihung gab es für den hochgehandelten Mix aus Film noir und Liebesdrama hingegen nicht einmal eine Nominierung. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Auch Parks neuester Film ist ein Geniestreich und dennoch nicht sein bester Film. Technisch tadellos und die Sehgewohnheiten herausfordernd und erweiternd, ist die Handlung zu lang und zu komplex und bleiben die Figuren zu kühl und distanziert, um restlos zu überzeugen. Trotzdem: faszinierendes Kino auf ausgesprochen hohem Niveau.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Die Frau im Nebel"
Land: SüdkoreaWeitere Titel: Decision to leave
Jahr: 2022
Genre: Thriller
Originaltitel: Heojil kyolshim
Länge: 138 Minuten
Kinostart: 02.02.2023
Regie: Chan-wook Park
Darsteller: Hae-il Park, Wei Tang, Jung-hyun Lee, Go Kyung-Pyo, PARK Yong-woo
Kamera: KIM Ji-yong
Verleih: Studiocanal, Plaion Pictures
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