El Planeta (2022)

Mit der in Schwarz-Weiß gedrehten Tragikomödie "El Planeta" gibt die 1989 geborene, argentinische Künstlerin Amalia Ulman ihr Langfilm-Debüt als Drehbuchautorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin. Sie erzählt darin von der Designerin, Stylistin und Influencerin Leonor und deren Mutter María – verkörpert von ihrer eigenen Mutter Ale Ulman. Dem Thema des sozialen Abstiegs im Zuge der Weltfinanzkrise begegnet Ulman mit schwarzem, trockenem Humor und dem originellen Einsatz filmischer Mittel.

Zu Beginn sehen wir, wie die Protagonistin in einem Café versucht, mit Sexworking Geld zu verdienen. Doch das Gespräch mit einem potenziellen Kunden – gespielt von dem Filmemacher Nacho Vigalondo ("Colossal") – nimmt rasch absurde Züge an. Auch im weiteren Verlauf erweist sich Ulman als sehr geschickt im Erzeugen aberwitziger Situationen, die wiederum nie den zugrundeliegenden Ernst der Lage unterschlagen. Wenn Leonor durch die Küstenstadt Gijón – ihre Heimat, in die sie zwangsweise zurückgekehrt ist – läuft, machen der Leerstand von Ladenlokalen in der City und etliche "Zu verkaufen"-Schilder deutlich, wie prekär es hier zugeht. Und auch in der Wohnung der beiden Hauptfiguren ist es kalt; es ist kein Essen im Haus – und nur durch Diebstähle und Tricksereien ist es möglich, die Fassade eines halbwegs luxuriösen Lebens aufrechtzuerhalten.

Ulman beweist ein Gespür für Details und eine genaue Milieukenntnis. Zwar ist Leonor Teil einer glamourös anmutenden Welt (per Videocall wird ihr etwa angeboten, an einem Fotoshooting mit dem Pop-Star Christina Aguilera mitzuwirken) – eine wirkliche Zukunftsperspektive ist ihr indes abhandengekommen. Das echte Tochter-Mutter-Gespann interpretiert das fiktive Duo mit Zurückhaltung, verleiht den Figuren aber genug Charme, damit wir ihnen gerne folgen und dabei die zahlreichen kleinen Einfälle genießen, die Ulman auf inszenatorischer Ebene einbaut.

Fazit: Ein Indie-Werk mit präzisem Blick und klugem Humor – obendrein charmant verkörpert.