Sharaf (2022)
Diese internationale Koproduktion ist die Adaption von Sonallah Ibrahims gleichnamigem Roman über einen womöglich unschuldig Inhaftierten.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Ashraf Abdel Aziz Suleiman (Ahmed Al Munirawi), genannt Sharaf, landet im Gefängnis. Die Anklage lautet auf Mord an einem Ausländer, er selbst spricht von Notwehr, doch unter Folter wurde ihm ein Geständnis abgepresst. Hinter Gittern lernt Sharaf schnell, dass die Dinge hier ganz ähnlich wie vor den Gefängnistoren laufen. Die inoffizielle Währung sind Zigaretten. Wer genug davon besitzt, erhält eine Sonderbehandlung, wer keine hat, wird wie ein Hund behandelt.
Zunächst landet Sharaf im "staatlichen Trakt" in einer Zelle mit dem sexuell übergriffigen Zellenwart Batsha (Mohamed Fathi). Hier sind die Zellen überfüllt, das Wasser ist knapp und das Essen schlecht. Schließlich gelingt Sharaf der Wechsel in den "königlichen Trakt", wo er sich die Zelle unter anderem mit einem geistig verwirrten Mahdi (Ridha Boukadida) und Dr. Ramzy Yacoub (Fadi Abi Samra), einem regierungskritischen Ex-Mitarbeiter der Pharmaindustrie, teilt und vom Offizier Edko (Khaled Houissa) angeheuert wird, seine Mitgefangenen zu bespitzeln.
Bildergalerie zum Film "Sharaf"
Hier streamen
Filmkritik
Der 1968 in Karlsruhe geborene Samir Nasr, der in Mannheim studierte und heute in Berlin und Kairo lebt, hat Sonallah Ibrahims Roman "Sharaf" verfilmt. Ibrahim, 1937 in Kairo geboren, gilt als eine der wichtigsten intellektuellen Stimmen Ägyptens und zählt zu den meistverkauften Schriftstellern der arabischen Welt. Mit der Welt hinter Gittern kennt er sich bestens aus. Von 1959 bis 1964 saß er wegen seiner marxistischen Aktivitäten im Gefängnis. Dort schrieb er sein Romandebüt "The Smell of It" und "Notes from Prison". Sein Roman "Sharaf" stammt aus dem Jahr 1997. Für dessen Verfilmung arbeitete er am Drehbuch mit.
Herausgekommen ist eine Adaption, die mit feiner Ironie daherkommt, viel von Ibrahims linker Gesinnung und seiner Kritik an Obrigkeiten bewahrt hat, die nationalistischen Tendenzen seiner Arbeiten jedoch in den Hintergrund rückt. Das fängt bereits beim Handlungsort dieser deutsch-tunesisch-französisch-luxemburgischen Koproduktion an. In welchem Land wir uns befinden, wird nie erwähnt. In einem der Handlung vorangestellten Zitat heißt es, dass es sich um eine fiktive Geschichte handele, die in einer fiktiven Welt spiele. Die von Ahmed Al Munirawi verkörperte Hauptfigur Sharaf, deren Spitzname "Ehre" bedeutet, kann jedoch als Stellvertreter vieler junger Männer in der arabischen Welt gesehen werden.
Nasr erzählt von Ehrverletzungen und Doppelmoral. Die Welt hinter Gittern ist genau so korrupt wie die Welt vor den Gefängnismauern. Hie und da ist der Ehrliche der Dumme und bringt es der Unehrliche am weitesten. Doch den moralisch Überlegenen gelingt es zumindest, kleine Nadelstiche zu setzen, etwa mit einem im Gefängnishof aufgeführten Puppentheater, das den die Moral beugenden Mächtigen den Spiegel vorhält.
Bei aller Komik hat diese in mehreren Kapiteln erzählte Adaption aber genügend dunkle Momente, um als ernst zu nehmendes Drama durchzugehen. Die Farbpalette wird von kühlen Tönen dominiert, bedrohlich klingende Streicher heben selbst in Szenen mit ins Absurde gesteigerten Bildkompositionen die Angespanntheit der handelnden Figuren hervor und das offene Ende des Films hat einen bitteren Beigeschmack. Das eingangs erwähnte, der Handlung vorangestellte Zitat ließ dies bereits vermuten. Es endet wie folgt: "Freuen wir uns, dass die Realität heller und schöner ist." Angesichts der Weltlage muss das als Sarkasmus aufgefasst werden.
Fazit: Samir Nasr liefert eine gelungene Adaption von Sonallah Ibrahims gleichnamigem Roman ab. Das in Kapiteln erzählte und in kühlen Farben gehaltene Gefängnisdrama "Sharaf" spiegelt die Zweiklassengesellschaft, die jenseits der Gitter und Mauern herrscht. Ein Film voll feiner Ironie, bitterer Wahrheiten und mit einem offenen Ende.
Herausgekommen ist eine Adaption, die mit feiner Ironie daherkommt, viel von Ibrahims linker Gesinnung und seiner Kritik an Obrigkeiten bewahrt hat, die nationalistischen Tendenzen seiner Arbeiten jedoch in den Hintergrund rückt. Das fängt bereits beim Handlungsort dieser deutsch-tunesisch-französisch-luxemburgischen Koproduktion an. In welchem Land wir uns befinden, wird nie erwähnt. In einem der Handlung vorangestellten Zitat heißt es, dass es sich um eine fiktive Geschichte handele, die in einer fiktiven Welt spiele. Die von Ahmed Al Munirawi verkörperte Hauptfigur Sharaf, deren Spitzname "Ehre" bedeutet, kann jedoch als Stellvertreter vieler junger Männer in der arabischen Welt gesehen werden.
Nasr erzählt von Ehrverletzungen und Doppelmoral. Die Welt hinter Gittern ist genau so korrupt wie die Welt vor den Gefängnismauern. Hie und da ist der Ehrliche der Dumme und bringt es der Unehrliche am weitesten. Doch den moralisch Überlegenen gelingt es zumindest, kleine Nadelstiche zu setzen, etwa mit einem im Gefängnishof aufgeführten Puppentheater, das den die Moral beugenden Mächtigen den Spiegel vorhält.
Bei aller Komik hat diese in mehreren Kapiteln erzählte Adaption aber genügend dunkle Momente, um als ernst zu nehmendes Drama durchzugehen. Die Farbpalette wird von kühlen Tönen dominiert, bedrohlich klingende Streicher heben selbst in Szenen mit ins Absurde gesteigerten Bildkompositionen die Angespanntheit der handelnden Figuren hervor und das offene Ende des Films hat einen bitteren Beigeschmack. Das eingangs erwähnte, der Handlung vorangestellte Zitat ließ dies bereits vermuten. Es endet wie folgt: "Freuen wir uns, dass die Realität heller und schöner ist." Angesichts der Weltlage muss das als Sarkasmus aufgefasst werden.
Fazit: Samir Nasr liefert eine gelungene Adaption von Sonallah Ibrahims gleichnamigem Roman ab. Das in Kapiteln erzählte und in kühlen Farben gehaltene Gefängnisdrama "Sharaf" spiegelt die Zweiklassengesellschaft, die jenseits der Gitter und Mauern herrscht. Ein Film voll feiner Ironie, bitterer Wahrheiten und mit einem offenen Ende.
Falk Straub
TrailerAlle "Sharaf"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Sharaf"
Land: Deutschland, Tunesien, Frankreich, LuxemburgJahr: 2022
Genre: Drama
Länge: 95 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 26.01.2023
Regie: Samir Nasr
Darsteller: Ahmed Al Munirawi als Sharaf, Fadi Abi Samra als Dr. Ramzy Yacoub, Khaled Houissa als Officer Edko, Jihed Cherni als Salsa, Mohamed Dahech als Reda Bond
Kamera: Darja Pilz
Verleih: barnsteiner-film
Verknüpfungen zu "Sharaf"Alle anzeigen
Trailer