Sick of Myself (2023)
Syk pike
In dieser in Norwegen spielenden Tragikomödie erzählt der Debütant Kristoffer Borgli von einer toxischen Paarbeziehung, in der beide Partner um die größtmögliche Aufmerksamkeit buhlen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Auf den ersten Blick sind Signe (Kristine Kujath Thorp) und Thomas (Eirik Sæther) ein glückliches Paar. Sie sind jung, gutaussehend und leben in einer schicken Altbauwohnung. Er ist ein aufstrebender Künstler, sie arbeitet in einem Café. Doch dass Signe ihr Studium nicht zu Ende gebracht hat, nagt an ihr, nicht zuletzt deshalb, weil in ihrem akademischen Freundeskreis Thomas und seiner Kunst stets mehr Beachtung geschenkt wird als ihr.
Um das Aufmerksamkeitsdefizit zu beheben, schreckt Signe nicht vor fragwürdigen Maßnahmen zurück. Dazu gehört beispielsweise das Erfinden einer Lebensmittelallergie, um Thomas während seiner eigenen Vernissage buchstäblich die Show zu stehlen, was allerdings noch zu Signes harmloseren Einfällen zählt. Denn das, was sie sich jetzt schon wieder ausgedacht hat, um im Mittelpunkt zu stehen, ist an Radikalität nur schwer zu überbieten.
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Filmkritik
"Sick of Myself": Narziss und Schmollmund
Was die Kombination aus Kritik und Kreativität anbelangt, sucht das zeitgenössische skandinavische Kino seinesgleichen. Filme wie "Höhere Gewalt" (2014), "The Square" (2017) und "Triangle of Sadness" (2022) des Schweden Ruben Östlund, wie "Der Rausch" (2020) des Dänen Thomas Vinterberg oder "Der schlimmste Mensch der Welt" (2021) des Norwegers Joachim Trier kleiden messerscharfe Sozialsatiren in formal einfallsreiche Gewänder. Das deutsche Kino könnte sich hiervon gern eine Scheibe abschneiden.
Preisverdächtige Gesellschaftssatire
"Sick of Myself" des norwegischen Regisseurs Kristoffer Borgli steht den eingangs erwähnten Werken in nichts nach. Der 1985 geborene Borgli, der bislang Musikvideos und Kurzfilme drehte, gibt mit dieser bitterbösen Social-Media-, Modewelt- und Kunstmarkt-Groteske sein Langfilmdebüt und schaffte es damit direkt zu den 75. Internationalen Filmfestspielen von Cannes. In der Sektion "Un Certain Regard" ging "Sick of Myself" zwar leer aus, trat allerdings in einem ausgesprochen starken Teilnehmerfeld an, zu dem Filme wie "Das Blau des Kaftans", "Corsage", "Mehr denn je" und "Return to Seoul" zählten. Preisverdächtig ist "Sick of Myself" aber allemal.
Borgli, der auch das Drehbuch geschrieben hat, entführt sein Publikum in eine hochneurotische und narzisstische Welt. Darin sind die Menschen endgültig zu beifallheischenden Aufmerksamkeitsmonstern mutiert. Um im Mittelpunkt zu stehen, kennt die von Kristine Kujath Thorp aufopferungsvoll gespielte Signe keinerlei Grenzen, (die an dieser Stelle nicht preisgegeben werden sollen). Dazu sei nur so viel gesagt: So an den Haaren herbeigezogen, wie Signes Verhalten auf den ersten Blick erscheinen mag, ist es bei genauerer Betrachtung gar nicht. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto stärker beschleicht einen das mulmige Gefühl, dass unsere Welt von den in Borglis Film gezeigten absurden Überhöhungen gar nicht mehr weit entfernt ist.
Wer berühmt sein will, muss leiden
"Sick of Myself" handelt von toxischen Beziehungen und einem ungesunden Umgang mit (sozialen) Medien, mit Mitmenschen und mit sich selbst. Dass im konsumorientierten Kapitalismus alles und somit letztlich auch wir selbst zur Ware werden, ist keine neue Erkenntnis. So scharf analysiert und ambivalent dargeboten – mal zynisch ätzend, mal ehrlich mitfühlend –, wie Borgli das hier tut und obendrein durch das sukzessive Verschwimmen verschiedener Erzählebenen formal bestechend verpackt, sieht man das jedoch selten.
Fazit: In seinem Langfilmdebüt "Sick of Myself" blickt der norwegische Regisseur Kristoffer Borgli mit mal zynischem, mal mitfühlendem Blick auf zwei außergewöhnliche Selbstdarsteller. Seine ad absurdum geführte Gesellschaftssatire ist ebenso bitterböse wie brüllend komisch. Ein Film über Narzissten in Zeiten sozialer Medien, der einen Nerv trifft.
Was die Kombination aus Kritik und Kreativität anbelangt, sucht das zeitgenössische skandinavische Kino seinesgleichen. Filme wie "Höhere Gewalt" (2014), "The Square" (2017) und "Triangle of Sadness" (2022) des Schweden Ruben Östlund, wie "Der Rausch" (2020) des Dänen Thomas Vinterberg oder "Der schlimmste Mensch der Welt" (2021) des Norwegers Joachim Trier kleiden messerscharfe Sozialsatiren in formal einfallsreiche Gewänder. Das deutsche Kino könnte sich hiervon gern eine Scheibe abschneiden.
Preisverdächtige Gesellschaftssatire
"Sick of Myself" des norwegischen Regisseurs Kristoffer Borgli steht den eingangs erwähnten Werken in nichts nach. Der 1985 geborene Borgli, der bislang Musikvideos und Kurzfilme drehte, gibt mit dieser bitterbösen Social-Media-, Modewelt- und Kunstmarkt-Groteske sein Langfilmdebüt und schaffte es damit direkt zu den 75. Internationalen Filmfestspielen von Cannes. In der Sektion "Un Certain Regard" ging "Sick of Myself" zwar leer aus, trat allerdings in einem ausgesprochen starken Teilnehmerfeld an, zu dem Filme wie "Das Blau des Kaftans", "Corsage", "Mehr denn je" und "Return to Seoul" zählten. Preisverdächtig ist "Sick of Myself" aber allemal.
Borgli, der auch das Drehbuch geschrieben hat, entführt sein Publikum in eine hochneurotische und narzisstische Welt. Darin sind die Menschen endgültig zu beifallheischenden Aufmerksamkeitsmonstern mutiert. Um im Mittelpunkt zu stehen, kennt die von Kristine Kujath Thorp aufopferungsvoll gespielte Signe keinerlei Grenzen, (die an dieser Stelle nicht preisgegeben werden sollen). Dazu sei nur so viel gesagt: So an den Haaren herbeigezogen, wie Signes Verhalten auf den ersten Blick erscheinen mag, ist es bei genauerer Betrachtung gar nicht. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto stärker beschleicht einen das mulmige Gefühl, dass unsere Welt von den in Borglis Film gezeigten absurden Überhöhungen gar nicht mehr weit entfernt ist.
Wer berühmt sein will, muss leiden
"Sick of Myself" handelt von toxischen Beziehungen und einem ungesunden Umgang mit (sozialen) Medien, mit Mitmenschen und mit sich selbst. Dass im konsumorientierten Kapitalismus alles und somit letztlich auch wir selbst zur Ware werden, ist keine neue Erkenntnis. So scharf analysiert und ambivalent dargeboten – mal zynisch ätzend, mal ehrlich mitfühlend –, wie Borgli das hier tut und obendrein durch das sukzessive Verschwimmen verschiedener Erzählebenen formal bestechend verpackt, sieht man das jedoch selten.
Fazit: In seinem Langfilmdebüt "Sick of Myself" blickt der norwegische Regisseur Kristoffer Borgli mit mal zynischem, mal mitfühlendem Blick auf zwei außergewöhnliche Selbstdarsteller. Seine ad absurdum geführte Gesellschaftssatire ist ebenso bitterböse wie brüllend komisch. Ein Film über Narzissten in Zeiten sozialer Medien, der einen Nerv trifft.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Sick of Myself"
Land: Norwegen, SchwedenJahr: 2023
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Syk pike
Länge: 95 Minuten
Kinostart: 23.03.2023
Regie: Kristoffer Borgli
Darsteller: Kristine Kujath Thorp, Eirik Sæther, Fanny Vaager, Sarah Francesca Brænne, Fredrik Stenberg Ditlev-Simonsen
Kamera: Benjamin Loeb
Verleih: MFA Film
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