oder

Rhino (2021)

Nosorih

Verbrechen und Strafe: international produzierter, in der Ukraine spielender Gangsterfilm über einen Mann, der immer tiefer sinkt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.5 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Der kleine "Rhino" (Dmytro Dima) wächst zum Ende des Kalten Krieges in der Ukraine auf. Er wohnt zusammen mit seiner Mutter (Irina Mak), seiner älteren Schwester (Mariia Shtofa) und seinem älteren Bruder (Dmytro Lozovskyi), durch den er zum Bodybuilding kommt, auf engem Raum. Sein trunksüchtiger und gewalttätiger Vater (Serhiy Smiyan) ist größtenteils nicht im Bild. Als der Ostblock zusammenfällt, ist "Rhino" (jetzt: Serhii Filimonov) zu einem muskulösen Mann herangereift, der mit seinem besten Kumpel "Plus" (Yevhen Grygoriev) und weiteren Kumpanen die Gegend unsicher macht.

Als "Rhino" sich eines Tages im Fitnessstudio mit den Falschen anlegt, einer Gruppe Gangster um den Anführer "Schädel" (Vladyslav Derduga), sucht er Schutz bei einem anderen Kriminellen und heuert bei dessen Truppe an. "Rhino" steigt schnell auf, heiratet seine Jugendliebe Marina (Alina Zievakova) und bekommt ein Kind mit ihr. Das (Verbrecher-)Glück scheint perfekt. Doch dann kommt alles anders ...

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Mindestens genauso spannend wie die Handlung dieses actionreichen Gangsterdramas ist seine Entstehungsgeschichte. Die Vorbereitungen liegen bereits ein Jahrzehnt zurück und die Produktion hatte bereits begonnen, als sie im November 2013 erstmals unterbrochen werden musste, weil ihr Regisseur Oleg Sentsov sich an den Protesten auf dem Maidan in Kiew beteiligte. Auch gegen Russlands Annexion der Krim, in deren Hauptstadt Simferopol Sentsov 1976 geboren wurde, wurde er politisch aktiv, wofür er 2014 festgenommen und vor Gericht gestellt wurde. Daraufhin wurden die Dreharbeiten endgültig abgebrochen.

Nach fünf Jahren hinter Gittern, drei davon in einem sibirischen Straflager und einem Hungerstreik, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte, kam Oleg Sentsov im Zuge eines Gefangenenaustausches 2019 frei und konnte die Dreharbeiten zu "Rhino" wieder aufnehmen. Ob sein Film von vornherein so düster angelegt war oder erst durch die während der Inhaftierung gesammelten Erfahrungen einen dunklen Anstrich erfuhr, ist nicht bekannt. Mit "Rhino", der seine Weltpremiere schließlich im September 2021 in der Sektion "Orizzonti" bei den Filmfestspielen in Venedig feierte, hat der ukrainische Filmemacher jedoch seinen bislang schwärzesten Film verwirklicht.

In "Rhino" prallen nach dem Untergang des Kommunismus Sozialdarwinismus und christliche Erlösergeschichte aufeinander. Der titelgebende Protagonist, eindringlich und unter vollem Körpereinsatz vom Debütanten Serhii Filimonov gespielt, bewegt sich durch eine Welt, in der sich nicht der Cleverste und am besten Angepasste, sondern der Stärkste und Ruchloseste durchsetzt. Erst spät erkennt die Hauptfigur, dass sie sich auf dem falschen Weg befindet. Trotz ihrer Umkehr muss sie am Ende büßen; wenn schon nicht für die Sünden der Welt, dann zumindest für ihre eigenen.

Oleg Sentsov setzt diese rabenschwarze, ausgesprochen gewalttätige Geschichte sehr versiert um. Erzählerisch und inszenatorisch ist sie seine bislang beste. Eine Montagesequenz, die die Handlung eröffnet und das Erwachsenwerden des Protagonisten auf eine nahtlose Abfolge einschneidender Momente verkürzt, ist eine filmische Meisterleistung. Der Rest wird aus einer symbolträchtigen Rahmenhandlung heraus als lange, mehrfach unterbrochene Rückblende erzählt. Dabei beschönigt und verherrlicht Sentsov nichts. Sein packender Gangsterfilm ist keiner, der die Verbrecher in ein bewundernswertes Licht rückt.

Fazit: Oleg Sentsov kämpft derzeit in der ukrainischen Armee gegen die russische Invasion. Zuvor saß er mehrere Jahre in einem sibirischen Straflager in Haft. In den deutschen Kinos startet derweil sein neuster Film, dessen Entstehungsgeschichte mindestens so spannend wie die Handlung ist. "Rhino" ist ein packendes, düsteres und brutales Gangsterdrama, das die Verbrecher, von denen es erzählt, nicht verherrlicht. Versiert inszeniert und unbedingt sehenswert.




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Zum Video: Rhino

Besetzung & Crew von "Rhino"

Land: Ukraine, Deutschland, Polen
Jahr: 2021
Genre: Action, Krimi
Originaltitel: Nosorih
Länge: 101 Minuten
Kinostart: 03.11.2022
Regie: Oleg Sentsov
Darsteller: Serhii Filimonov als Rhino, Evhen Chernykov als Mann im Auto, Yevhen Grygoriev als Plus, Alina Zievakova als Marina, Mariia Shtofa als Rhino's Schwester
Kamera: Bogumil Godfrejow
Verleih: MA.JA.DE.

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